Mike Edwards‘ eels und ihre Hymnen von Ausgestoßensein und Fremdheit

E steht für Mike Edwards. Aber seinen bürgerlichen Namen benutzt der Mann, der gerade von seiner schlimmen Kindheit und von seiner traurigen Jugend erzählt, nur, wenn es sein muß. Dabei paßt die Verwendung eines Kürzels eigendich gar nicht zu ihm. Das Initial steht für Anonymität, aber mit der hat Edwards nichts im Sinn. Der 30jährige, Chef der Perfektions-Popper eels, macht im Interview sein verborgenstes Trauma publik.

Puh, diese Amis! Da bleibt kein Geheimnis ungelüftet, und die Seele erinnert an ein Aquarium: Man kann durchschauen, und für alles, was sich drin regt, gibt es einen lateinischen Namen. Doch vielleicht ist E auch nur ein Artist modernsten Zuschnitts, der sich durch Beichten und Lebensberichte vor dem zerstörenden Zugriff der Medien schützt. Ein gläserner Star, sozusagen. Wfer kein Privatleben hat, braucht auch keine Angst vor Schnüfflern zu haben. Wie für die Selbstvermarkterin Tori Amnos, mit der er schon einmal zusammen auf Tour gewesen ist, sind auch für E Ängste keineswegs Privatsache. Wenn er über sie berichtet, ist kein ironisches Blinzeln hinter der dicken Brille auszumachen. Das ist bitterer Ernst, Mann!

Die Jugend. „Ich bin in einem Kaff in Virginia aufgewachsen. Zu meinen Eltern konnte ich keine Nähe entwickeln. Obendrein hatte ich kaum Freunde, immerhin spielte ich Schlagzeug in einer Band. Bald fing ich an, zu Hause eigene Songs aufzunehmen. Schließlich hatte ich jede Woche ein neues Tape mit eigenen Songs in der Tasche. Meine erste Freundin ermutigte mich in meiner Rolle als Songwriter.“

Der Aufbruch.“Ich wollte schon immer berühmt sein. Da lachst Du natürlich. Klar, klingt ja auch uncool. Sowas sagt kein Musiker. Davon träumt er nur. Meine Schwester ist gestorben, das hat mich vollkommen aus der Bahn geworfen. Ich wollte nur noch weg. So weit wie möglich. New York war zu nah, deshalb ging ich nach Los Angeles.“

Zwei Solo-Alben hat Mike Edwards schon als E herausgebracht, prachtvoll ausgeschmückte Entwicklungsromane. Mit den eels hat er jetzt eine Band um sich formiert, aber die Aufarbeitung seiner Biographie bleibt weiterhin wichtigstes Anliegen. „Beautiful Freak“, das Debüt-Werk des Trios, ist eine weitere Sammlung von Hymnen übers Ausgestoßensein. Es liegt nicht wenig Ironie darin, daß es die Premiere des neugegründeten „Dream-Works“-Labels darstellt. Outsider im Inneren der Macht Das von David Geffen gegründete und von Mo Ostin sowie Lenny Waronker geleitete Unternehmen steht im Zentrum der Aufmerksamkeit. „Das hat viele Vorteile“, sagt E. „Aber auch einige Nachteile.“

Es macht Sinn, daß die eels den Grundstein für das publicityträchtige Projekt legen. Denn sie klingen wie der feuchte Traum eines alten Marketing-Hasen, der den Anschluß nicht verpaßt hat Was nicht als Kritik zu verstehen ist! Wie auf dem Album Melodram im Stile von Lou Reeds „Berlin“ (fehlt nur, daß irgendwo ein Baby weint) kunstvoll mit HipHop-Beats und Rock-Gitarren gekoppelt wird, zeugt von technischer Perfektion. „Beautiful Freak“ ist ein Konstrukt – für das Prinzip Zufall ist hier kein Platz. Gut so denn so haben Emotions-Voyeure erst gar keine Chance.

E, morgen bist Du bestimmt ein Star. Glücklich?

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates