Michael Manns „Heat 2“ wird Val Kilmers Vermächtnis
Val Kilmers Figur des Chris Shiherlis ist die Hauptfigur in „Heat 2“. Wer immer ihn spielen wird – Kilmers Spirit wird über ihn wachen.

Michael Manns kommendes Filmprojekt steht schon seit längerem fest: Die Fortsetzung seines Action-Thrillers „Heat“ aus dem Jahr 1995, zum Glück recht straight „Heat 2“ betitelt. Der 82-Jährige hat das Drehbuch fertig. Es basiert auf seinem meisterlichen „Heat 2“-Roman.
Das gesamte Figurenpersonal des Films taucht auch im Roman auf. Das geht, weil Mann und seine Co-Autorin Meg Gardiner im Roman auch mit Rückblenden arbeiten. Wer das Zeitliche gesegnet hat, wird also dennoch berücksichtigt. In einem zweiten Erzählstrang setzt „Heat 2“ direkt an die Ereignisse aus dem Film an.
Das Sequel zu „Heat“ dreht sich vorwiegend um einen Charakter, der im „Heat“-Film neben Al Pacino und Robert De Niro nur die dritte Hauptrolle, eigentlich eher „erste Nebenrolle“ innehatte: Chris Shiherlis. Ein Jungganove, der seiner Partnerin zuliebe den Ausstieg schaffen will, aber daran scheitert. Shiherlis wird verkörpert von Val Kilmer, der am gestrigen Dienstag (01. April) verstorben ist.
Kein De-Aging für Val Kilmer
Dass Kilmer in „Heat 2“, dessen Dreharbeiten noch nicht angekündigt sind, zu sehen gewesen wäre, war von Anfang an ausgeschlossen. Für die Rückblenden ins Jahr 1995 war der 65-Jährige zu alt. Aber selbst, wenn De-Aging geplant gewesen wäre – Kilmer war schwer gezeichnet von seiner Kehlkopfkrebserkrankung. Seine letzte Kinorolle, in „Top Gun: Maverick“ von 2022, absolvierte er unter Schmerzen. Er konnte kaum sprechen.
Michael Mann würdigte den Verstorbenen: „Während ich mit Val an Heat arbeitete, war ich immer wieder erstaunt über die Bandbreite und die brillante Variabilität innerhalb des kraftvollen Stroms von Vals Charakter. Nach so vielen Jahren, in denen Val gegen die Krankheit gekämpft und seinen Lebensmut bewahrt hat, ist dies eine unglaublich traurige Nachricht.“
Und dennoch wird Val Kilmer „Heat 2“ massiv prägen. Denn in Roman wie Film macht Regisseur Mann ihn zur Hauptfigur. Mann und Meg Gardiner ist mit dem Buch das unwahrscheinliche Kunststück einer Vertiefung der Charaktere gelungen. Obwohl „Heat 2“ exotische Ablenkung bietet, sich die Schauplätze des Verbrechens auch auf Kartelle in Paraguay, Mexiko und Singapur verlagern. Tatsächlich ist „Heat 2“ derart überwältigend, dass ein weiterer Wunsch entsteht: Dass Mann für den 1995er-Film noch eine Novelization verfasst.
Es ist die Figur des Chris, mit der wir am meisten fiebern
In drei Zeitlinien zwischen 1988 und 2000 kreuzen sich erneut die Wege von Vincent Hanna, seinem Antagonisten Neil McCauley und dem in „Heat“ einzigen Überlebenden der Bande, Chris Shiherlis. Alle drei leiden unter gescheiterten Ehen. Alle drei lassen die Hoffnung auf ein Familienidyll nicht fahren. Obwohl sie wissen, dass ihre Bestimmung der Straßenkampf ist. Es ist die Figur des Chris, mit der wir am meisten fiebern. Denn er ist der einzige von ihnen, der nicht vollends verdorben ist. Überlebt der junge Chris, hat auch die Unschuld noch eine letzte Hoffnung.
Beim Lesen tauchen die Gesichter sofort wieder auf: Pacino als Hanna, de Niro als McCauley, der heimliche „Heat“-Held Val Kilmer als Chris. Sie sind Antihelden, die aus Rache und Demütigung morden. Und doch vergibt man ihnen, weil sie nicht anders können – perfekt konstruierte Drama-Figuren.