Michael Jackson: König von eigenen Gnaden
Größer, teurer, mehr: Mit "„Dangerous" wollte sich Michael Jackson selbst übertreffen. Momentaufnahmen zwischen Neverland, diversen Plattenstudios und immensen Erwartungen.
Die sieben Zwerge singen. Ihre Stimmen werden aus Lautsprechern herübergeweht, die in den Bäumen und Büschen rund um Michael Jacksons Landhaus versteckt sind. Wir befinden uns im Neverland Valley, jener rund 1.100 Hektar großen und 2,2 Millionen Dollar teuren Oase inmitten des Santa-Ynez-Tales, eine Autostunde nördlich von Santa Barbara, Kalifornien. „Michaels persönliches „Xanadu“, wie es der befreundete Regisseur John Landis ausdrückt.
Mit Neverland hat sich Jackson einen sicheren Rückzugspunkt geschaffen, weit entfernt von all den Geschäftsleuten, Anwälten, Managern, Fernseh- und Musik-VIPs. Weit weg aber auch von seiner Familie. Er kann vor seinem Haus stehen und den einzigen Geräuschen lauschen, die es hier draußen gibt: dem Gesang der Vögel in den Eichen und Platanen – und natürlich dem der sieben Zwerge. Falls er sich dazu entscheiden sollte, seinen Blick in Richtung des großen Sees schweifen zu lassen, der sich vor seiner dreistöckigen Tudor-Residenz ausbreitet, dann erblickt er gepflegte Rasenflächen, hübsch manikürte Blumenbeete und Bronzestatuen von kleinen Jungs mit Tamburinen und Spielzeugakkordeons.
Der Weihnachtsmann macht Überstunden
Michael Jacksons magisches Königreich, so weit das Auge reicht. „„Gewiss fürchtet er sich ein wenig vor fremden Leuten“, erklärt der Choreograph Vince Paterson. „Aber wenn man von frühester Kindheit an gewohnt ist, dass die Leute ein Stück von einem wollen, deine Kleider, deine Haare, dann wird man eben ein wenig nervös.“ Aber hier in Neverland, geschützt von bewaffneten Wächtern, die rund um die Uhr auf Patrouille sind, muss Jackson nicht nervös sein. Und niemals erwachsen werden. Seine Bekannten und Freunde sind sich einig: Obwohl er mittlerweile ein Mann von 33 Jahren ist, pflegt er die Interessen und hat die Begeisterungsfähigkeit eines Kindes. Mit Neverland hat er den ultimativen Spielplatz geschaffen. „„Mit Michael zusammen zu sein“, sagt Paterson, „„ist wie ein Besuch in der Werkstatt des Weihnachtsmannes.“
In Neverland hat der Weihnachtsmann Überstunden geschoben. Man kann mit einer Park-Eisenbahn im Stil der Jahrhundertwende umherfahren, die mehrere Dutzend Passagiere aufnimmt. Man kann einfach aufspringen, und sie fahrt einen vom Haupthaus in ein Indianerdorf, komplett mit Tipis, Totempfahl, Lagerfeuer und lebensgroßen Repliken amerikanischer Ureinwohner. Weiter geht’s zum zweistöckigen Fort, aus dem Artilleristen mit Wasserpistolen feuern, zum Vergnügungspark mit seinem extra angefertigten Karussell inklusive handbemalter Tiere, dem Riesenrad und der drei Stockwerke hohen Rutsche. Man sieht das über zwei Millionen Dollar teure Kino, in dem heute „Cape Fear“ läuft, wie die zahlreichen Schilder entlang des Weges verkünden. In der Eingangshalle steht eine Süßigkeiten-Theke, angefüllt mit jeder vorstellbaren Sorte Popcorn und Konfekt. Fahren wir weiter zum Zoo, zu den Pferden und Zebras, Büffeln, Schimpansen und Straußen, zu den Schwänen, Hirschen und Lamas. Und zu Zonkey, einer Kreuzung aus Zebra und Esel. Die drei Giraffen sollte man auch gesehen haben. Man kann auch den See befahren, in einem Schwanenboot, einem Kanu oder einem Dingi. Oder man spielt im Aufnahmestudio am Computer „„Galaxy Force“, „Teenage Mutant Ninja Turtles“ oder „„Ghosttown“.
Ironie des Schicksals: So magisch und traumhaft Neverland auch sein mag, allzu oft genießen kann Jackson es nicht. In den drei Jahren, die er das Anwesen nun besitzt, verbrachte er die meiste Zeit in Los Angeles, abgesondert in mehr als einem halben Dutzend abgedunkelter Studios. Jetzt, wo das Album fertig ist, wird er die nächsten Monate damit beschäftigt sein, für diverse Songs von „„Dangerous“ ein paar frische Video-Clips zu drehen. Die Tourneepläne sind zwar noch nicht weit fortgeschritten, doch eines ist klar: Jackson, der auch weiterhin zur ersten Liga der Unterhaltungskünstler zählen will, wird sich die Zeit nehmen, die Show so spektakulär wie möglich zu gestalten.
Der „„King of Pop“. So nennen ihn die TV-Sender Fox, BET und MTV, sowie die diversen Lokalsender, die das Recht erworben haben, Jacksons Video zu „„Black Or White“ uraufzuführen. So war der Deal. Wer „Black Or White“ als Erster haben will, muss Jackson als „King of Pop“ ankündigen. Irgendwie macht das auch Sinn. Bruce ist der Boss, Elvis der King und Prince ist – nun ja – eben Prince. Wo bleibt da Michael Jackson? „Wacko Jacko“ („„durchgeknallter Jacko“, Anm. d. Übers.), wie ihn die britische Boulevardpresse nennt, passt nicht so recht ins Konzept. Wenn ihn die Welt nicht zum König krönt, dann muss er es eben selbst übernehmen.
Was auch die Hausmitteilung erklärt, die mitsamt offiziellem Briefkopf seit dem 11. November 1991 im Hause MTV kursiert. Alle Moderatoren werden darin aufgefordert, Jackson die nächsten vierzehn Tage lang mindestens zweimal täglich als „King of Pop“ zu bezeichnen. MTV bedankt sich für die „„gute Zusammenarbeit“ und weist daraufhin, dass Fox und BET es genauso halten. „Tatsache ist doch“, so MTV-Network-Chef Tom Freston, „dass viele Leute kürzlich ihre Namen geändert haben. M.C. Hammer heißt jetzt Hammer, Michael Jackson nennt sich King of Pop. Wer sind wir denn, dieser Entwicklung im Wege zu stehen? Wie auch immer sie sich nennen wollen, wir werden ihnen den Gefallen tun.“
So nannten ihn MTV und die anderen also „„King of Pop“, zeigten sein Video, und die Welt drehte durch. Geschätzt eine halbe Milliarde Leute wurden Zeuge der „„Black Or White“-Premiere, der Clip avancierte alsbald zu MTVs „Video der Woche“. Um der überwältigenden Nachfrage gerecht zu werden, setzte der Sender „Black Or White“ auf „„super-heavy rotation“, wie es Freston ausdrückt: „Kein Künstler, nicht einmal Jackson selbst, hat je zuvor mehr Einsätze pro Tag erhalten.“
Jackos offene Hose
Unmittelbar nach der Premiere begann die Kontroverse: Zeitungen in der ganzen Welt berichteten über die letzten vier Minuten des Videos, in denen Jackson Masturbation simuliert, seine Hose öffnet, die Scheiben eines Autos einwirft und eine Mülltonne in ein Schaufenster befördert. Millionen haben es gelesen. Jacksons Gefolgsleute ließen sogleich verlauten, der Skandal sei keineswegs geplant gewesen. Allzu weit hergeholt scheint es natürlich nicht, dass der Medienprofi Jackson, seit über 20 Jahren im Geschäft, darauf spekuliert hat: Ein wenig an sich herumfummeln und Scheiben einwerfen könnte neue Fans generieren. Wenn der Skandal nicht geplant war, kann das eigentlich nur eines bedeuten – dass Jackson den Bezug zur Realität tatsächlich verloren hat.
Tags darauf ließ Jackson die Presse wissen: „Der Vorwurf, dass ‚Black Or White‘ Kinder oder Erwachsene dazu anstiften könne, sich sexuell anstößig oder destruktiv zu verhalten, bestürzt mich sehr.“ Was auch immer seine Absicht gewesen sein mag, Jacksons Gefolge und zumindest ein Topmanager von Sony Music zeigten sich über all die Aufmerksamkeit hoch erfreut. Ein Mitarbeiter Jacksons brachte es auf den Punkt: „„Außer Kriegen hat noch keine Story so viel mediale Aufmerksamkeit generiert.“ Einen größeren Knall, um die nächste Stufe seiner Karriere zu zünden, hätte sich Jackson also kaum wünschen können. Doch eine Frage bleibt offen: Wie groß der Hype auch ausgefallen sein mag, kann Jackson seine bisherigen Verkäufe überhaupt noch toppen? Oder wie es die „New York Times“ ausdrückte: „„Thriller – can Michael Jackson beat it?“
Es ist Jacksons größte Herausforderung: „„Thriller“ wurde weltweit 40 Millionen Mal verkauft, in den USA gingen 21 Millionen Exemplare über die Ladentische (Stand 1992. Mittlenveile wurde die 100-Millionen-Marke überschritten. Antn. des Übers.). „„Bad“, sein bislang letztes Album, schaffte weltweit nur noch 20, in den USA 7 Millionen. Ungefähr zwei Drittel aller Jackson-Fans leben außerhalb der USA, in England und Japan ist er noch immer eine große Nummer. Das heimische Publikum zu vergrößern, ist das erklärte Ziel, wobei Jacksons persönliche Erwartung, insgesamt 100 Millionen Exemplare von „Dangerous“ zu verkaufen, völlig illusorisch ist. „„Wenn wir 100 Millionen verkaufen würden“, so Bruce Swedien, einer der Co-Produzenten des Albums, „„wäre er meiner Meinung nach nicht hundertprozentig zufrieden.“
John Landis klärt auf: „„Wie bei jedem Superstar, geraten auch bei Michael Phantasie und Wirklichkeit komplett durcheinander. Es ist auch verdammt schwer, nicht durchzudrehen. Ich glaube, er tut gut daran, sich von der Presse fern zu halten, denn die schreibt ohnehin, was sie will. Aber ich sage dir eines: Ich mag ihn wirklich. Er ist sehr klug und ein extrem netter Kerl.“
Seit vor vier Jahren „„Bad“ erschienen ist, hat Jackson auf seine eigene Art versucht, sein Leben unter Kontrolle zu bringen. Er beendete die Zusammenarbeit mit Produzent Quincy Jones, der für „„Off The Wall“, „„Thriller“ und „„Bad“ verantwortlich gewesen ist; er feuerte seinen Manager Frank Dileo – einen ehemaligen PR-Mann von Epic Records, der viel dafür getan hat, dass die Single-Auskopplungen von „Thriller“ und „„Bad“ so erfolgreich waren. Jackson ersetzte ihn durch Sandy Gallin, vormals tätig für Dolly Parton, Neil Diamond und andere. Auch sein Anwalt John Branca, der viele komplexe Fälle zu lösen hatte und in kritischen Situationen gar als Manager fungierte, wurde ausgetauscht. Schlussendlich hat Jackson sein Zuhause verlassen, er zog nach Neverland und wahrt seitdem Distanz zu einigen Mitgliedern seiner Familie. Zumindest behaupten das gewisse Quellen.
Überraschend ist nur, dass Jacksons Strategie beim Versuch sich selbst zu übertreffen, trotz frischer Mannschaft nicht wirklich neu ist. Stattdessen wiederholt er mit kleinen Variationen nur das, was in der Vergangenheit gut funktioniert hat. Dass sich die Zeiten seit „„Thriller“ und „„Bad“ geändert haben, ist allerdings offensichtlich: Rap ist groß und mächtig geworden, Grunge bewegt die Nation. Stars wie Madonna, Peter Gabriel und R.E.M. haben die Messlatte für Videoclips höher gelegt, und die Rolling Stones haben die größte, spektakulärste Tournee des Jahrzehnts vom Stapel gelassen. Was sein neues Album betrifft, musste Michael Jackson, der größte Star der Welt, einen Spagat vollführen: Es musste neu und frisch klingen, durfte andererseits aber auch nicht das Millionenheer seiner Fans befremden, die zum Großteil einen entschieden konservativen Geschmack haben.
Geld spielt keine Rolle
Jacksons Lösung lag darin, ein massentaugliches Werk zu kreieren, bei dem die Hälfte der Songs an frühere Arbeiten erinnert. „„Heal The World“ ist eine offensichtliche Neuausgabe von „„We Are The World“, „„Who Is It“ erinnert an „„Billie Jean“, „„Black Or White“ an „State Of Shock“. Um das neue Album auf eine Art zu präsentieren, die einem „King of Pop“ würdig ist, bewegte er seinen alten Freund John Landis zu einer Zugabe. Landis hatte mit Jackson letztmals 1983 beim Video zu „Thriller“ kooperiert. Genaue Zahlen kennt er nicht, doch er schätzt, dass der Clip zu „„Black And White“ rund sieben Millionen Dollar gekostet haben dürfte. Die Drehzeit dauerte etwa zwei Monate, was zahlreiche Prominenz dazu bewegte, am Set vorbeizuschauen. Paul McCartney war da, Nancy Reagan, The O Jays und natürlich Jacksons jüngster Freund: Macaulay Culkin, der Kinderstar aus dem Film „Kevin allein zu Haus“, taucht nicht nur im Video auf, sondern ziert auch das Cover von „„Dangerous“. „Black Or White“ geriet jedenfalls zu einem der teuersten Videoclips aller Zeiten, was laut Landis unter anderem an den hohen Kosten für die Darsteller und die Crew lag: „Die Liste der Beteiligten liest sich wie die Credits zu ,Ben Hur‘.“ Extrem teuer geriet auch der „„Morphing-Prozess“, dank dessen sich Männer in Frauen und Michael Jackson in einen Panther verwandelten.
Tränen im Studio
Die vierminütige Schlussszene war laut Landis ausschließlich Jacksons Idee: „Er wollte es sexuell sogar noch eindeutiger.“ Die negative Reaktion der Öffentlichkeit hat ihn letztlich dann doch dazu veranlasst, die Szene zu streichen. „Es war wohl vor allem die Gegenüberstellung von simulierter Masturbation und Gewalt“, sagt Landis, „und die schlichte Tatsache, dass es sich um Michael Jackson handelt. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir über seine Absichten diskutiert hätten, er wollte es einfach so. Und ich gab ihm, was er wollte.“
Jackson gab für „„Dangerous“ geschätzte 10 Millionen Dollar aus und nahm in insgesamt sieben Studios auf. Über zwei Jahre lang hatte er ganztägigen Zugang zum Record One Studio in Sherman Oaks. Allein dieses Studio verlangt Tagessätze von etwa 4.000 Dollar, Zudem buchte man neun Monate lang drei Räume im Larrabee Sound Studio in Los Angeles, was weitere 3.500 bis 4.000 Dollar pro Tag verschlang.
„„Für gewöhnlich passierte nicht allzu viel, bis Michael auftauchte“, sagt eine Quelle, die am Entstehungsprozess des Albums beteiligt war. „„Als wir im Larrabee waren, hatten sie noch immer das Record One gebucht. Ziemlich verrückt. Niemand macht auf diese Weise Alben. So viel Geld ausgeben zu können, würde mir auch Spaß machen. Alles verzögerte sich, weil er soviel andere Dinge zu tun hatte. In Sacramento wurde auf eine Gruppe Kindergeschossen, also fuhr Michael hin und verbrachte ein wenig Zeit mit ihnen. Jeden Tag lag was anderes an, jeden Tag musste er irgendwo hin. Wir wurden ständig abgelenkt. Liz Taylor heiratete, also war Michael wieder weg. Die Studios blieben aber dennoch die ganze Zeit über gebucht.“ Ein Plattenfirmenmitarbeiter fügt hinzu: „„Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, wie man 10 Millionen Dollar für ein Album ausgeben kann. Musiker haben schon zwei Millionen verbraten, aber 10 Millionen? Das ist jenseits meiner Vorstellungskraft.“ Insgesamt zogen sich die Aufnahmen über vier Jahre hin. „Einen Tag, nachdem ‚Bad‘ fertig war, nahm Michael neue Demos auf“, erinnert sich Co-Produzent Bruce Swedien.
Mit Michael Jackson im Studio zu arbeiten, kann auch schwierig sein. Als standhafter Verfechter der Kraft des positiven Denkens liegt es ihm nämlich fern, offen auszusprechen, wenn ihm etwas nicht gefällt. Dazu Bill Botrell, ein weiterer Co-Produzent: „„Er will nicht negativ sein, aber es gibt ein paar Anzeichen, und man muss lernen, sie richtig zu deuten. Etwa, wenn er den Raum verlässt.“ Jacksons Herangehensweise ist ohnehin unkonventionell. „Er beginnt mit den Sounds und dem kompletten Song, die Texte spielen zuerst keine große Rolle. Er hört die Sounds und das komplette Arrangement offenbar in seinem Kopf. Er summt Melodien dazu, drückt sich mit seiner Stimme aus, wie ich das bei keinem anderen erlebt habe. Er singt nicht nur den Text eines Songs, er kann mit seiner Stimme auch das gewisse Feeling in einem Schlagzeug-Part oder eine ganze Synthesizer-Passage vermitteln.“
Eines Tages während der Aufnahmen im Record One fand Bruce Swedien Michael Jackson in einem der Büros – aufgelöst in Tränen. „Er war völlig fertig, weil der Song, zu dem er singen wollte, in der falschen Tonart aufgenommen worden war. „Wir arbeiteten an ‚Keep The Faith‘, er sang die ersten beiden Strophen und verschwand. Ich fand ihn in der Ecke des Büros, weinend. Er war am Boden zerstört. Ich sagte ihm, dass es keine große Sache sei, den Track noch einmal in einer anderen Tonart aufzunehmen. Wir hatten mehrere Versionen ausprobiert und dann leider die falsche Fassung ausgewählt. Ich sagte ihm, dass wir das Problem jetzt sofort lösen sollten. Also rief ich den Synthesizer-Spieler und den Programmierer an, denn ich hatte das Gefühl, dass es schnell gehen müsste. Ansonsten hätte es richtig schlimm werden können. Ich sagte ihm, dass er sich nun zusammenreißen müsse. Es war schon spät, aber ich drängte darauf, nicht aufzuhören, bevor der Song fertig wäre. Es war ein wenig beängstigend, aber Michael funktionierte. Er riss sich zusammen. Wir nahmen eine neue Fassung auf, legten eine Gesangsskizze darüber und waren im Morgengrauen fertig.“
Eine prall gefüllte Wundertüte
„Dangerous“ wurde am 26. November veröffentlicht und verkaufte sich von Anfang an in großen Stückzahlen – mehr als 70.000 Exemplare täglich. Das Album stieg in den „Billboard“-Charts auf Platz 1 ein. Die Kritiker zeigten sich indes ungnädig. In den „„New York Times“ bezeichnete Jon Pareles „Dangerous“ als das „bislang harmloseste Werk seiner Solokarriere“. Er bezichtigte Jackson, „zu sehr“ darauf fixiert zu sein, „seine Popularität zu behaupten“, weshalb er „viele Chancen“ vergeben habe. Die „Los Angeles Times“ stellte folgende Frage: „„Wie ‚gefährlich‘ kann ein Mann überhaupt sein, der buchstäblich versucht, es jedem recht zu machen?“ Das Album sei eine „„Wundertüte voller Ideen und Hightech-Spielereien“, „„relativ zahm und extrem unfokussiert“, aber immerhin ein „kompetent gemachter Spaß“.
Jacksons Erwartungen sind riesig. „Dangerous“ soll eine Rakete sein, die ihn in ungeahnte Sphären der Popularität katapultiert. Mit dem Video zu „„Black Or White“ hat er sich bereits ins öffentliche Bewusstsein gebracht, der Erfolg des Albums – und der zu erwartenden Singles – wird dafür sorgen, dass er dort auch bleibt. All die Tiere und Engel, die goldenen Throne, juwelenbesetzten Kronen und Skelette, die auf dem Albumcover zu sehen sind, wirken wie eine gigantische Maske, hinter der sich der wahre Michael Jackson versteckt und durch die er die Welt betrachtet. Nur eines ist gewiss und zeichnet den wahren Michael Jackson aus: Er ist ein außerordentlich talentierter Mann, der die Gabe hat, Musik zu kreieren, die man auf der ganzen Welt liebt. Er sollte mehr auf dieses Talent vertrauen. Denn es ist mehr als alles andere dafür verantwortlich, dass er seit über zwanzig Jahren ein Star ist.