Michael Jackson: Debatte über Authentizität der Stimme
Plattenfirma entfernt drei Songs von Michael Jackson aus dem digitalen Vertrieb. Aktuelle Debatte um „gefälschte Vocals“ gewinnt damit wieder an Fahrt.
Gleich drei Songs von Michael Jacksons erstem posthumen Album „Michael“ wurden zum 30. Juni von den Streaming-Plattformen, darunter Apple Music, Spotify, YouTube und TIDAL, entfernt.
Seit der Veröffentlichung der damaligen LP aus dem Jahr 2010 gab es eine Debatte darüber, ob auf den Tracks „Keep Your Head Up“, „Monster“ sowie „Breaking News“ wirklich der „echte“ Gesang von Jackson zu hören ist. Nun verkündete ein Sprecher der Nachlassverwaltung der offiziellen Website des ehemaligen „King of Pop“, diese Entfernung habe „nichts mit der Authentizität der Stimme zu tun“.
„Ich kann lediglich bestätigen, dass die drei, mit der Cascio-Familie aufgenommen Tracks nicht mehr von Sony Music zum Download oder Streaming angeboten werden. Doch ich sollte darauf hinweisen, dass deren Entfernung nichts mit ihrer Authentizität zu tun hat“, hieß es in der Erklärung, die auch die Fan-Website „Behind the Mask“ verbreitet hat.
„Die Nachlassverwaltung und Plattenfirma Sony Music sind der Meinung, dass die anhaltende Diskussion über die Gesangsnatur der Songs, die große Fangemeinde und auch Zufallshörer von Michael Jackson davon ablenkt, ihre Aufmerksamkeit auf das zu richten, was sie eigentlich tun sollte – auf Michaels legendären und umfangreichen Musikkatalog!“.
Die wie von der Rechtsabteilung (mit-)formuliert klingende Stellungnahme kommt zu einem Zeitpunkt, da im gesamten Jackson-Lager eine „Fake-Debatte“ unterwegs ist.
Schwester La Toya Jackson, seinem Neffen Taryll Jackson und dessen singenden Kindern Prince und Paris werden ebenfalls Mogeleien nachgesagt.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung hatte Sony Music noch erklärt, sie habe „volles Vertrauen in die Ergebnisse unserer umfangreichen Nachforschungen sowie in die Aussagen derjenigen, die mit Michael im Studio waren, dass die Vocals auf dem neuen Album seine eigenen sind.“
Falsche Stimmen haben im Pop Tradition
Die Debatte, wie „echt“ Popmusik sein muss, gab es bereits in den 1980er-Jahren, als dem Frankfurter Duo Milli Vanilli alle Preise und Auszeichnungen aberkannt worden sind, als herauskam, dass Überproduzent Frank Farian auch die Stimm-Arbeit mit-übernommen hat, indem andere Sänger engagiert wurden. Im Subgenre „Italo Disco“ wiederum, das bis hinein in die frühen 1990er auf internationalen Tanzflächen erfolgreich, spielte dieses „Ehrliche-Stimmen“-Trademark überhaupt keine Rolle. Oft performten die (oft weiblichen) Frontfiguren nur. Der Gesang kam aus der Retorte oder von anonymen Studiostimmen. Alles Egal. Authentizität war hier wumpe: Hauptsache der Song lief geschmeidig und flott danceable.
Die in den 2010er-Jahren wieder aufpoppende Diskussion, geht (auch) auf den Juni 2014 zurück, als ein Fan namens Vera Serova eine Klage gegen Sony Music, Jacksons Nachlass und die Produzenten des Songs, Edward Cascio und James Porte einreichte. Und zwar wegen Verstoßes gegen das so genannte „Verbraucherrecht“, wegen unlauteren Wettbewerbs und Betruges.
Drei Richter des Berufungsgerichts entschieden wiederum im August 2018 zu Gunsten des Nachlasses und Sonys und nahmen beide Parteien aus dem Verfahren. Die Songs, aufgenommen mit den mysteriösen Jackson-Begleitern Eddie Cascio und James Porte bleiben in der Klage. Diese wird aktuell vor dem California Supreme Court verhandelt.
In anderen Meldungen über Fakes im Jackson-Lager gab der Schöpfer des Computerspiels „Sonic the Hedgehog“, Yuji Naka, kürzlich zu Protokoll, dass Jackson Musik und „Vocals“ für den Soundtrack von des Game-Version „Sonic 3“ geliefert hat. Dann ruderte er zurück und räumte ein, dass dessen digitale Partituren in der Übersetzung verloren gegangen sein könnten.
„Sonic The Hedgehog“ ist ein Spiel für die PlayStation von Sony. Sony Music wiederum (die vormalige CBS) ist das langjährige Label von Michael Jackson gewesen.