Die besten Songs aller Zeiten: Michael Jackson – „Billie Jean“
Geschmeidig, paranoid, in aller Ohren: die Single, die Michael Jackson zum größten Star seit Elvis machte und sieben Wochen auf Platz eins der US-Charts blieb.
Michael Jackson – Thriller: 25th Anniversary Edition ★ ★ ★ ★
Noch einmal mit Gefühl: Der Brecher der 80er Jahre in noch einmal veränderter, wennn auch kaum verbesserter Fassung zum Jubiläum. Diesmal ohne Onkel Quincy Jones‘ Erinnerungen aus dem Brotbeutel.
Als er 1964 in der ersten Verfilmung von „I Am Legend“ die Titelrolle von „The Last Man On Earth“ spielte, war Vincent Price längst zu einer Ikone des Horrorfilms geworden. Das bleibende Verdienst, die Stimme dieses Mimen – eines der größten Leinwandschurken und Feinschmecker Hollywoods — Millionen von Teenagern weltweit nahegebracht zu haben, wird Michael Jackson bzw. Quincy Jones niemand je streitig machen können. Diese anderthalb Minuten Monolog über mörderische Kreaturen auf der Suche nach Blut, in Leichnamen verwesende Höllenhunde und 40 000 Jahre Angst vor Untoten in Rod Tempertons Titelsong waren Rap von einer so erlesenen Art, wie man sie vorher oder später nie hörte.
Hits-plus-Füllmaterial-Konstrukt
Kein Splatter-Trash – auch nicht beim Video –, sondern im Vortrag auch geprägt von einer unendlich eleganten, nachgerade süffisanten Ironie, die den Filmen von George Romero und seinen minderbemittelten Plagiatoren erst recht immer ein wenig abging. Als vierte Single ausgekoppelt, brachte es der Titelsong selbst dann nur noch auf Platz 4 der US-Hitparade (gerade mal Platz 10 in England). Aber mit dem Teenie-Pop der anderen vorher (geschweige denn dem „adult contemporary‘-Edelschmalz von „The Girl Is Mine“) hatte der ja auch so gar nichts gemeinsam. Es bleibt dabei: Weit mehr als letzterer dürften der und das Video Michael Jackson zu einer Ikone der Popkultur befördert haben.
Denn eigentlich war das ganze Projekt ja ein marketingtechnisch brillant durchgezogenes, immer wieder neu taktisch überdachtes Hitsplus-Füllmaterial-Konstrukt gewesen, das mit der Zeit unerwartet viele Hits abwarf, dessen popkulturell bedeutendstes Vermächtnis aber am Ende nicht einer der Songs, sondern das „Thriller“-Video wurde.
Mehrfach remastered wieder veröffentlicht, natürlich auch einmal auf SACD, bot die „Special Edition“ von 2001 jede Menge amüsante Tondokumente als Zugabe: Interviews mit Quincy Jones und Rod Temperton zum „Making of“ des Albums, „Someone In The Dark“ und ein ganz frühes Demo von „Billie Jean“, das unveröffentlichte „Carousel“, vor allem aber die Geschichte, wie Temperton zu dem „Thriller“-Rap inspiriert wurde und wie das letztlich zustande kam. Dazu auch die ungeschnittene zwei minütige Fassung desselben in der „Voice over“-Session von Vincent Price, den Quincy Jones‘ Frau — mit dem Ehepaar Price befreundet — zu derselben überreden konnte.
AmazonBitte kein Schabernack
Wer diese Ausgabe sein eigen nennt, sollte sie sorgsam hüten. Denn das dokumentarische Material fehlt nun leider auf dieser Jubiläums-Edition. Die wurde noch einmal ein paar dB lauter – maximal „laut“ bis knapp unter Digital Null, wie üblich neuerdings — überspielt, ohne dass von klanglichem Mehrwert die Rede sein könnte. Als Zugabe erhält man dafür eine DVD mit diversen sattsam bekannten Videos und auf der CD Bonus-Tracks — neben ganzen 20 Sekunden Vincent-Price-Remixes, bei denen man kein Zyniker sein muss, wenn man fragt, ob diese ganze akustische Chirurgie bei den Eingriffen und Operationen wirklich nötig oder sinnvoll war.
Ein Outtake wie das von „For All Time“ endlich doch noch nachzureichen, kann man noch mit hinreichenden Argumenten begründen. Aber der Schabernack, den man da überwiegend bei den Remixes der klassischen Singles trieb, zeugt irgendwo auch von mangelndem Selbstrespekt. Wenigstens betrachtete jeder wohl „Thriller“ als so sakrosankt, dass man das nicht mittels irgendwelchem Disco-Schnickschnack verhunzen mochte.
Dabei hätte man gerade hier ausprobieren können, ob die seinerzeit unter den Schneidetisch gefallene Strophe mit einiger Fantasie nicht nachträglich doch noch hätte verwendet werden können. Das wäre echt thrilling gewesen.
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