MfG – Mit freundlichen Grüßen – Die Fantastischen Vier
Die deutsche HipHop-Szene brach endgültig durch in diesem Jahr: Was ernsthaften Musikhörern bisher als Spielerei, Ulkversion der amerikanischen Rapmusik oder Jugendhaus-Beschäftigungs-Therapie gegolten hatte, wurde plötzlich ernst genommen. In Hamburg explodierte die Szene rund um die Absoluten Beginner und Fünf Sterne Deluxe, in Stuttgart regierte die Kolchose um Freundeskreis-Kopf Max Herre, es gab innovative Rap-Zellen in Frankfurt, Dortmund und Ulm. Da mussten die Altvordersten des deutschen HipHop, die man dank „Die da“ lange Zeit ohnehin nicht ernst genommen hatte, natürlich beweisen, wer der Herr im Ring ist. Es erschien das Album „4:99″, eine vielschichtige, furiose Reise durch die Möglichkeiten des deutschen Sprechgesangs im Wechselspiel mit Pop-Zitaten. Ein Jahrzehnt hatte das Quartett nun schon auf dem Buckel, die Zeit des reinen Spaßes war vorbei. Zerrissen zwischen Konsolidierung, Stildefinition und Standortbestimmung, zwischen Massenerfolg und Glaubwürdigkeitsproblem, machten die Fantas das einzig Richtige: ein spannendes Album, das die Möglichkeiten der Rapmusik neu auslotete. Bester Beleg dafür ist „MfG – Mit freundlichen Grüßen“: Ein kompletter Raptext, der fast ausschließlich aus Abkürzungen mit drei Buchstaben besteht und darin enorm viel Witz und Tiefe verbirgt. Denn die Assoziationsketten, die sich beim Hören ergeben, sind gewaltig – hier geht’s nicht um flüssiges Rappen sinnlos aneinandergereihter Lettern, sondern um einen bezugsreichen Text, der in herrlicher Weise mit der geschäftsmäßigen Verknappung der deutschen Sprache kokettiert. Mehr als einmal wiesen die drei Texter Smudo, Michi Beck und Thomas D. daraufhin, dass sie Wochen für die sinnstiftende Aneinanderreihung dieser Abkürzungen benötigten. Und bis heute ist dies der Song, der live die größten Probleme bereitet, fehlerfrei vorgetragen zu werden (immer mal wieder sieht man Smudo dabei mit einem Spickzettel in der Hand). Der Aufwand lohnte sich: „MfG“ ist neben „Die da“ und „Sie ist weg“ die dritte Mega-Erfolgssingle der Band.