Mexiko: Musikern droht Geldstrafe bei frauenfeindlichen Liedern
Musiker, die vermeintlich frauenfeindliche Lieder spielen, droht eine empfindliche Geldstrafe.
In der mexikanischen Stadt Chihuahua können Künstler mit einer Geldstrafe belegt werden, wenn sie während ihrer Liveshows Lieder spielen, die als frauenfeindlich gelten. Grund dafür sei die erhöhte Gewalt an Frauen in der Stadt.
Geldstrafen als Spende an Frauenhäuser
In Chihuahua drohen Musikern, die durch ihre Songtexte „Verunglimpfung, Diskriminierung, Marginalisierung oder Ausgrenzung“ von Frauen fördern, eine Geldstrafe bis zu 1,2 Millionen Pesos (ca. 63.900 Euro). Als Begründung nennt der Bürgermeister Marco Bonilla „eine Pandemie“ an geschlechtsspezifischer Gewalt, die sich in der Stadt immer weiter ausbreiten würde. In einem auf Facebook veröffentlichten Video erklärt Bonilla, dass sieben von zehn Anrufen bei Notdiensten im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt — meist gegenüber Frauen — stehen würden. Die eingenommenen Bußgelder sollen an Frauenhäuser oder Programme zur Verhinderung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen gespendet werden, führt der Bürgermeister fort. Auch die Stadträtin Patricia Ulate, Leiterin der städtischen Kommission für Frauen, Familien und Gleichstellung der Geschlechter, erklärte in einem Interview mit „The Guardian“ den Ernst der Lage:
„Chihuahua ist eine der fünf Gemeinden des Bundesstaates, in denen aufgrund der hohen Raten struktureller Gewalt gegen Frauen ein Gender-Alarm ausgerufen wurde. Jede Maßnahme, die zur Beseitigung dieser Umstände beiträgt, zählt.“
Dieses Vorhaben trifft jedoch ebenfalls auf Kritiker. Francisco Sánchez, ein Kongressabgeordneter für den Bundesstaat Chihuahua, bezeichnete die Maßnahme als „nutzlos und anachronistisch“. Und auch lokale Medien fragen sich, wie eine Umsetzung des Verbots in der Praxis aussehen und ob dies künftige Konzerte von bekannteren Künstlern wie Bad Bunny beeinträchtigen könnte.
Zwar bekräftigte der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador im vergangenen Monat, dass Sänger das Recht hätten zu „singen, was sie wollen“, äußerte sich allerdings ebenfalls gegen die Verherrlichung von Drogenkonsum und Gewalt durch Musik. „Wir werden nicht schweigen, wenn sie sagen, dass [Ecstasy-Pillen] gut sind, sie eine 50-Kaliber-Waffe haben und ihre Idole die berühmtesten Drogenhändler sind“, erklärte er.
Bereits in der Vergangenheit versuchte Chihuahua Liveshows zu sanktionieren, die in ihren Liedern Drogenkriminalität verherrlichen. So wurde 2017 die mexikanische Band „Los Tigers del Norte“ zu einer Geldstrafe verurteilt, weil sie einen „Narcocorrido“ (Drogen-Ballade) gespielt hatten, die den Handel mit Drogen verherrlicht. Die Sanktion hatte dabei kaum Auswirkungen auf die Popularität der Band.