Met, Mystik und Minnegesang
Die Potsdamer SUBWAY TO SALLY wollen nicht in denTeutonen-Metal-Topf geworfen werden, sehen sich aber durchaus als eins im Geiste mit Rammstein
Es sollte wohl der Imagebildung dienen: Zur Präsentation des siebten Albums „Herzblut“ luden Subway To Sally gut fünfzig Schreiberlinge in ein Restaurant bei Berlin, in dem im mittelalterlichen Ambiente Met im Füllhorn und Schwein in die bare Hand gereicht wurde.
Eigentlich ein Anachronismus, wie Chef komponist Ingo Hampf bei einem Gespräch einige Wochen später verrät. „Dieses Etikett passt doch schon lange nicht mehr“, beschwert sich der studierte Gitarrist darüber, dass seine Combo hinein gerührt wird in jenen diffusen Topf aus Teutonen-Metal, Minne-Ahnung und Goth-Gedräue, in dem von Tanzwut bis Witt alles miteinander auskommen muss. „Natürlich geht es um Mystik und um Pathos“, räumt Hampf ein, „aber wer sich auf unsere Musik einlasse wird ganz andere Dinge in ihr entdecken.“ Dinge wie Leidenschaft und Liebe etwa, emotionale Berg- und Talfahrten, die STS in einem mittlerweile meist respektablen Mix aus barschem Metal, barocken Etüden und behexten Folk-Verweisen inszenieren.
Inhaltlich ist all das freilich nichts für Realisten. Auf „Herjblut“ muss sich weiterhin ständig irgendwer den Flammen ergeben oder im Rhythmus magischer Trommeln beben, arme Damen müssen leider im heiligen Vollzug den jungfräulichen Odem lassen – das richtige, fahle Leben stilisieren STS zum mythischen Initiationsritus, und wer das als pubertären Eskapismus diffamieren will, hat natürlich leichtes Spiel. „Unser kreativer Ausdruck hat viel mit unserer Herkunft zu tun“, erklärt Sänger und Dudelsackspieler Eric Fish. „Viele Bands, die im Osten groß geworden sind, haben denselben kulturellen Hintergrund, haben im Kindergarten genau dieselben Lieder gesungen. So was prägt.“
Dem Liedgut aus der Krippe entstammt wahrscheinlich auch das lyrische Interesse des Potsdamer Septetts. Das schlichte deutsche Wort, da sieht sich Fish als eins im Geiste mit den Kollegen von Rammstein, entwickle auf dem Kunstpodest nun mal ein ganz eigenes Charisma, und eben dem seien Subway To Sally mit Titeln wie „Hochzeit“ und, ,Die Schlacht“ ganz dicht auf den Fersen. „Wir sind halt nun mal weitestgehend ohne amerikanische Musik aufgewachsen“, erklärt Fish, „da kommt man dann eben zu anderen Ergebnissen.“ Wohl wahr.