Meryl Streep für die Rechte afghanischer Frauen: „Selbst eine Katze hat mehr Freiheit“
In einer Rede fordert Meryl Streep die UN zu mehr Unterstützung afghanischer Frauenrechte auf.
Am Rande der UN-Generalversammlung am 22. und 23. September in New York, setzte sich die Schauspielerin Meryl Streep für die Rechte von Frauen und Mädchen in Afghanistan ein. In einer Rede hob die Oscarpreisträgerin hervor, dass unter der Herrschaft der Taliban Frauen in Kabul weniger Freiheiten hätten als Tiere.
Streep präsentiert Dokumentarfilm über Frauenrechtsaktivistinnen
Die Schauspielerin machte auf die gravierenden Einschränkungen aufmerksam, denen Frauen seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 ausgesetzt sind. „Eine Katze kann die Sonne auf ihrem Gesicht spüren, ein Vogel darf singen, aber ein Mädchen nicht“, sagte Streep in ihrer Rede. Insbesondere wies sie darauf hin, dass Frauen aus öffentlichen Räumen wie Parks verbannt wurden und in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens keinerlei Teilhabe mehr haben. „Sie werden systematisch ausgeschlossen und ihrer Grundrechte beraubt“, so die 75-Jährige.
Während der Veranstaltung stellte Streep einen Dokumentarfilm über das Leben von vier afghanischen Frauenrechtsaktivistinnen vor, die vor der Rückkehr der Taliban aktiv waren. Sie appellierte an die internationale Gemeinschaft, sich stärker für die Rechte von Frauen in Afghanistan einzusetzen: „Wir müssen das langsame Ersticken der Hälfte der Bevölkerung aufhalten“.
Frauenrechte in der Krise seit Taliban-Rückkehr
Die Lage in Afghanistan hat sich seit der Machtübernahme der Taliban dramatisch verschlechtert. Frauen und Mädchen dürfen nicht mehr zur Schule gehen. Darüber hinaus dürfen sie das Haus nur in Begleitung eines männlichen Vormunds verlassen und ihnen wurde der Zugang zu vielen Berufen verwehrt.
Die Taliban wiesen die vermehrte internationale Kritik an ihrer strikten Auslegung des islamischen Rechts zurück. Die Terrorgruppe betonte, dass ihre Regeln den Schutz der Frauen gewährleisten sollten. Dennoch bleibt das Regime international weitgehend isoliert, da es grundlegende Menschenrechte, insbesondere für Frauen, nicht achtet.
Human Rights Watch bezeichnet die aktuelle Situation als die schwerste Frauenrechtskrise weltweit. Besonders problematisch ist auch die humanitäre Notlage, in der sich Afghanistan seit der Machtübernahme befindet. Über die Hälfte der Bevölkerung leidet unter Ernährungsunsicherheit, während internationale Hilfsgelder drastisch gekürzt wurden. Die Einschränkungen der Frauenrechte verschärfen zudem den Zugang zu medizinischer Versorgung.
Hinzu kommen gewaltsame Übergriffe durch die Taliban. Seit Anfang 2024 wurden zahlreiche Frauen festgenommen, weil sie angeblich gegen die strengen Kleidervorschriften verstoßen hatten. Diese Frauen wurden Berichten zufolge tagelang in Isolationshaft festgehalten und waren körperlicher Gewalt ausgesetzt. Kritiker:innen der Taliban werden systematisch verfolgt und inhaftiert, was auch die Meinungs- und Pressefreiheit erheblich einschränkt.
Streep verurteilte diese Taten und rief die Vereinten Nationen dazu auf, endlich konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um den Frauen und Mädchen Afghanistans wieder eine Stimme und Würde zu verleihen. „Ohne gebildete Frauen kann Afghanistan niemals seinen Platz auf der Weltbühne einnehmen“, warnte sie.
Fehlendes internationales Engagement könnte die Lage verschlimmern
Vor kurzem erst wurden neue Regeln seitens der Taliban erlassen. Den Frauen ist es nun untersagt, in der Öffentlichkeit ihre Stimme zu erheben. Die humanitäre Krise verschärft sich zusätzlich durch die Abschiebung von über 665.000 afghanischen Geflüchteten aus Pakistan seit September 2023.
In Afghanistan selbst gibt es zudem Millionen Binnenflüchtlinge, für die die bereitgestellten Hilfen bei weitem nicht ausreichen. Unter diesen Bedingungen sind die Zukunftsaussichten für die afghanischen Frauen besonders düster. Expert:innen warnen, dass der Mangel an internationalem Engagement dazu führen könnte, dass die Taliban ihre repressiven Maßnahmen weiter verschärfen.
In ihrer Rede betonte auch Streep, dass es an der internationalen Gemeinschaft liege, die Frauen und Mädchen Afghanistans zu unterstützen und ihre grundlegenden Rechte zu verteidigen. Der dritte Jahrestag der Taliban-Machtübernahme müsse als Aufruf zum Handeln verstanden werden. Es dürfe nicht bei Verurteilungen und Appellen bleiben – konkrete Maßnahmen seien dringend notwendig, um den Frauen in Afghanistan zu helfen und die Verantwortlichen für Menschenrechtsverletzungen zur Rechenschaft zu ziehen.