Meisterregisseur Abbas Kiarostami ist tot
Der Preisträger der Goldenen Palme („Der Geschmack der Kirsche“) hat das iranische Kino der letzten Jahrzehnte maßgeblich geprägt. Nun ist er im Alter von 76 Jahren gestorben.
Der iranische Filmemacher, Drehbuchautor und Lyriker Abbas Kiarostami ist gestorben. Wie iranische Medien berichten, sei der vielfach prämierte Regisseur im Alter von 76 Jahren den Folgen einer Krebserkrankung erlegen. Schon Anfang des Jahres war er deswegen im Iran operiert worden, vor einigen Tagen reiste er wegen weiterer Behandlungen nach Paris. Für die Beisetzung werde er nun wieder in den Iran gebracht.
Kiarostami galt als einer der versiertesten Bildfinder des Weltkinos. Mit Filmen wie „Wo ist das Haus meines Freundes?“ (einer subtilen Betrachtung iranischer Verhältnisse durch den Blick eines Schuljungen) „Close Up“, „Und das Leben geht weiter“, „Der Geschmack der Kirsche“ (für den er in Cannes 1997 die Goldene Palme erhielt) oder „Die Liebesfälscher“ gelang es ihm – zum Großteil auch mit dem Einsatz von Laien- und Kinderdarstellern – intime Parabeln zu erschaffen, die sowohl Privates als auch Politisches auf irritierend schöne, subtile Art und Weise kommentierten.
Metareflexive Filmkunst
Selten verwendete der Iraner dafür ein Drehbuch, vielmehr berief er sich auf die Tradition eines metareflexiven Filmemachens im Stile von Robert Bresson, Roberto Rossellini oder Jean-Luc Godard. Dabei wirkte Kiarostami schon in den 1960ern an einer Neuausrichtung des iranischen Films mit, drehte auch nach der islamischen Revolution noch in seinem Heimatland.
Mit großem Geschick löste der Regisseur in seinen Arbeiten die Sphäre zwischen Kunst und Kunstschaffen auf, thematisierte spielerisch die Konstruiertheit seiner Filme und reflektierte auf geradezu schwebende Art und Weise Liebe, Leben und Kunst. Auch wenn sein Name, anders als viele der Kollegen seiner Generation, nicht allumfassende Bekanntheit errang, so gehörte Kiarostami ohne Zweifel zu den bedeutendsten Filmschaffenden des Weltkinos.
Eine besondere Würdigung erhielt der Iraner in der Vergangenheit durch einen oft zitierten Satz von Jean-Luc Godard:
„Der Film beginnt mit D. W. Griffith und endet mit Abbas Kiarostami.“