Meat Loaf
Lebst Du eigentlich immer noch in New York?
Klar, Mann. New York ist die absolut geilste Stadt der Welt. Es gibt in den USA dieses Sprichwort: Wenn du in New York Erfolg hast, wird deine Karriere lange Zeit anhalten. Und wenn du nur in Kalifornien Erfolg hast, ist deine Karriere bloß ein Stück Kaugummi der Geschmack verflüchtigt sich im Handumdrehen. New York hingegen wirkt auf mich wie eine Aufladestation für leere Batterien.
Deine Batterie war nach dem Ende der Welttournee im vergangenen Herbst vermutlich ziemlich leer.
Klar, als die Tour vorüber war, stand mir der Sinn nach allem anderen als Arbeit. Ich habe dann einen ganzen Monat Urlaub gemacht und sollte dann gleich wieder loslegen. Glaub mir, meine Batterie war nicht gerade voll aufgeladen, als wir anfingen. Aber als wir dann die Arbeit aufgenommen hatten, fing ich schnell wieder Feuer. Diese Produktion ging im Vergleich zu vorherigen sehr flott, aber ich würde das Album nicht veröffentlichen, wenn ich nicht hundertprozentig zufrieden damit gewesen wäre. Das hier ist kein Schnellschuß, es ist Meat Loaf. Das neue Album heißt „Escape From Hell“ Was denkst Du über den Titel? Na ja, ich habe in der Tat schon originellere Titel gehört. Sicher, mein Wunschtitel war das auch nicht gerade. Ich hätte das Album gerne anders genannt.
Die Plattenfirma hat also über Deinen Kopf hinweg entschieden?
Weißt Du, mit Plattenfirmen ist das so eine Sache. Für die zählen Plattenverkäufe und sonst gar nichts. „Bat Out Of Hell“ ist jetzt wieder allen ein Begriff, also nennen sie das Album halt so, dagegen kannst du nicht viel unternehmen. Immerhin konnte ich noch meinen Wunschtitel „Welcome To The Neighbourhood“ durchdrücken. Irgendwie sind Jim und ich ja auch mitschuldig, weil wir die letzte Platte nun mal „Bat Out Of Hell II“ genannt haben.
Die Hölle scheint eine besondere Faszination auf Dich auszuüben…
Ich versuche Dir das mal so zu erklären: Die Musik auf einem Album sollte man unabhängig davon betrachten, wie das Album heißt oder wie das Cover aussieht. Wenn ein Song einen Nerv trifft, und das ist bei meinen zum Glück ziemlich oft passiert, dann erinnern sich die Leute anhand der Musik an bestimmte Ereignisse und Phasen in ihrem Leben. Bedeutsam ist also nur, was innerhalb der Platte passiert. Im Idealfall erschafft man mit einer Platte die ganze Bandbreite der menschlichen Gefühle. Ein gutes Album sollte so sein wie das Leben. Du sprachst eben Dein Alter Ego Jim Steinmann an. Auf dem neuen Album finden sich gerade mal zwei Kompositionen von ihm.
Ist die kommende Platte denn nun die Fortsetzung von „Bat Out Of Hell“ oder nicht?
Die beiden Songs von Jim sind ziemlich alt, sie stammen aus den späten 70er Jahren. Ansonsten war Jim an dieser Platte nicht beteiligt. Jim ist ein sehr, sehr langsamer Songschreiber, ich konnte diesmal nicht auf ihn warten. Er braucht einfach seine Zeit. Ich schätze mal, daß wir mit der Arbeit an „Bat Out Of Hell III“ ungefähr 1998 anfangen, denn wir möchten beide, daß es genau im Jahr 2000 veröffentlicht wird, das wäre doch cool.
Freut es Dich eigentlich, daß Du jetzt wieder richtig berühmt bist?
Nee, ich bin nicht berühmt. Du machst Witze!
Natürlich bist Du berühmt. Jeder würde Dich auf der Straße erkennen.
Es ist irrelevant, ob du berühmt bist oder nicht. Hauptsache, man ist richtig bei der Sache. Ich arbeite seit 28 Jahren in diesem Geschäft und war immer glücklich. Ich schwitze gerne bei meiner Arbeit, so verdiene ich mir nun mal den Lebensunterhalt. Ist es förderlich für einen Künstler, durch Höhen und Tiefen zu gehen? Sicher ist es das. Um mit Erfolg richtig umzugehen, mußt du dir jederzeit über die Möglichkeit des Scheiterns bewußt sein. Es gibt dazu ein äußerst treffendes Sprichwort: „Man weiß nicht, was man hat, bis es weg ist.“ Manche Leute können zum Beispiel ihre Eltern nicht leiden – bis sie gestorben sind. Um in meinem Beruf noch normal zu bleiben, mußt du Flops einfach akzeptieren. In gewisser Weise sind jede Platte und jedes Konzert wie ein FootballspieL Du gehst da raus und hast keine Ahnung, ob du gewinnen oder verlieren wirst. Deshalb kann ich nicht sagen, ob das Album ein Erfolg wird. Am besten erwartet man nicht allzuviel.
Was fasziniert die Leute an Dir?
Daß ich immer alles gebe, was in mir steckt. Wenn die Fans zu meinen Konzerten kommen, wissen sie, daß sie alles bekommen werden, wozu ich fähig bin. Schließlich haben sie teuer genug dafür bezahlt. Ich bin für die Fans da – und nicht, um mich selbst zu inszenieren.