McHeino

Seit er für McDonalds den Big Mac verbrät, ist Heino wieder einmal in aller Munde. Und da bekanntlich zur Speis auch immer der Trank gehört, serviert der große Blonde neuerdings im „Heino Rathaus Cafe“ in Bad Münstereifel auch noch die flüssige Nahrung.

Wie läuft der Laden denn so?

Toll, jeden Tag gerammelt voll. Für die Leute ist das wie ein Wallfahrtsort. Die kommen, bestaunen mich und denken: „Unser Heino. Das ist einer wie wir.“ Und dann fühlen sie hier und zupfen da, ob auch alles echt ist. Manchmal kommen wirklich Leute, die denken, ich käme von einem anderen Stern.

Was durchaus verständlich ist: Sie sehen seit 30 Jahren unverändert aus.

Ach ja, ein paar Fältchen mehr sind’s schon geworden. Von meinen 58 Jahren habe ich 31 im Musikgeschäft verbracht. Das kann man ja nicht einfach so wegstecken. Aber da ich nie Rockmusik gemacht habe, bin ich auch nie drogensüchtig gewesen. In der Volksmusik hält man halt länger.

Aber man säuft ´ne ganze Menge. Denken wir nur an „Blau blüht der Enzian“ oder „Karamba, Karacho, noch ein Whiskey“.

Ja, naja, achja, ich gebe ehrlich zu, daß ich mal ein Schlückchen Bier trinke, aber ansonsten lebe ich ziemlich enthaltsam. Das singt man halt so, wenn man zum Kumpeldasein animieren will. Das Leben wäre ja auch arm, wenn es nichts zu trinken gäbe.

Wie dürfen wir uns Heino vorstellen, wenn er etwas getrunken hat?

Ich verspreche dann allen möglichen Leuten Sachen, die ich nie einhalten kann. Oder ich verschenk meine Klamotten. Am anderen Morgen such ich die dann und find sie nicht mehr. Einer sagt: „Heino, hast aber ’ne tolle Jacke und ’ne tolle Krawatte“, und ich sag dann: „Hier, da haste se.“ Das ist so meine Leidenschaft. Es ist schon passiert, daß ich nur im Hemd nach Hause gekommen bin.

Wie hält sich Heino jung?

Jede Woche eine andere 17jährige Freundin wie der Udo Jürgens – das brauche ich nicht. Ich bin sehr gut verheiratet und führe ein ruhiges Familienleben. Ich habe mein Leben so konzipiert, daß ich es mir gutgehen lassen kann, solange ich morgens wach werde, alle Glieder dran sind und das Herz noch schlägt. Und natürlich hält es mich jung, singen und Freude bereiten zu können.

Wie verbringen Sie ihre Freizeit?

Am liebsten hier im Cafe, abends gucke ich Fernsehen. Ich bin ein leidenschaftlicher Fernseher, der immer weiterdrückt, um zu gucken, was auf den 25 Kanälen so alles passiert. Meist bleib ich beim Sport hängen.

Treiben Sie selbst Sport?

Früher habe ich viel gemacht. Karate, Judo, Jiu-Jitsu und Aikido. Ich habe sogar einen Schwarzen Gurt Wenn Ihnen mal jemand blöd kommt – kriegt er dann einen Tritt?

Nee, so gefährlich bin ich nicht Das darf man ja auch nicht Aber zu mir ist selten jemand richtig blöd. Vielleicht bekommt man eine andere Einstellung, wenn man mich trifft

Ausgefallene Hobbys? Nö, ich bin kein Typ, der ein Motorboot in Monte Carlo haben muß. Ich bin ein Mensch, der sich mit lebenden Dingen befaßt. Mit Tieren, Hunden. Ich kann stundenlang im Zoo stehen und mir die Elefanten ansehen, dann bin ich glücklich. Als wenn Weihnachten wäre. Die Nähe des Tieres, das macht mich an. Aber ein Motorboot? Da sitze ich nur drin und fahre rum. Das bringt nichts.

Durch den „Enzian-Rap“ und die McDonalds-Spots sind Sie auch bei den Kids populär, demnächst ist gar ein Duett-Älbum mit deutschen Popstars geplant. Kann man einen derartigen Image-Wandel planen?

Nee, kann man nicht sagen: „Ich will was für die Jugend machen, damit ich die auch kriege.“ Die Jugend kann man nicht kriegen. Entweder sie kommen, oder sie kommen nicht. Ich find’s einfach toll. Ich bin Rheinländer, ich mach jeden Quatsch mit. Man soll das Leben nicht so verbissen sehen. Morgen kann man tot sein.

Ist es eine Genugtuung, daß Heino inzwischen überall als cool gilt?

Man hat sich in der Öffentlichkeit immer geschämt, Heino zu hören. Es war schick zu schreiben: „Heino ist scheiße, die Beatles sind toll‘. Dabei habe ich in Deutschland seit meiner ersten Schallplatte „Jenseits des Tales“ mehr verkauft als die Beatles.

Erfolg als Balsam für die Seele?

Sicher. Immer wenn was Negatives in der Zeitung stand, hat mir mein Team gesagt: „Heino, guck mal da unten. Der LKW, der da rausfährt – da sind alles Heino-Platten drin.“ Da hab ich wieder gelacht. Ab und zu ist Ihnen das Lachen aber vergangen… Dieser „Wahre Heino“, den mußte ich verklagen. Da kommt jemand, zieht sich ’ne Perücke, wirbt mit meinem Namen und verarscht die Leute. Das andere Mal war 1977, als ich die Nationalhymne für den Schulunterricht aufnehmen sollte. Da haben sie mich als Braunen beschimpft Heute kommen die Grünen und meinen, ich sei einer von ihnen. Vor 30 Jahren habe ich ja schon über die Themen gesungen, für die die Grünen heute stehen: Erhalt von Bäumen, Wiesen und Wäldern. Ich war aber immer überparteiisch. Ich habe noch nie gewählt. Im „Cafe Heino“ hängt ein Foto, das Sie zusammen mit Ihrem Buddy Mick Jagger zeigt. Wären Sie vielleicht lieber ein richtiger Rocker geworden?

Spaß gemacht hätte mir das bestimmt, aber ich hatte immer Zehn-Jahres-Verträge, die mir das nicht ermöglichten. Jetzt im hohen Alter ist es dafür zu spät. Mick ist ja auch vier Jahre jünger als ich. Und vier Jahre machen in diesem Geschäft schon viel aus.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates