Maximo Park – Neu geladen
Mit frischem Tatendrang sind Maxïmo Park aus ihrer Besinnungspause zurück - beim Thema Karl Marx bleiben sie aber weiter skeptisch
Nach drei Jahren Pause ist das Quintett um Sänger Paul Smith stolz, sich eine angemessene Auszeit gegönnt zu haben. „Wir mussten uns wieder darüber klarwerden, was uns als Band eigentlich ausmacht“, erklärt Gitarrist Duncan Lloyd. Also ging zunächst jeder seiner Wege. Nun sind es die unkontrollierbaren Auswüchse des Kapitalismus, die Maxïmo Park wieder auf den Plan rufen. Mit dem bescheidenen Polit-Pop des neuen Albums „The National Health“ will die Band wieder angreifen.
Stadt oder Land?
Smith: Ich fahre gern durch Städte, um all die Lichter zu sehen und zu beobachten, wie alles zum Leben erwacht. Landleben verbinde ich immer mit Dunkelheit und Kontemplation. Ich mag eher Stimulation und Neonlichter unterm Nachthimmel.
Lennon oder McCartney?
Lloyd: Lennon. Mir gefällt seine dunkle, gequälte Seite. McCartney hat sich im Laufe der Jahre oft blamiert. Zusammen waren sie natürlich unschlagbar.
Smith: Sicher ist McCartney der großartigste Melodiker der Popgeschichte. Aber „She Said She Said“, „Ticket To Ride“ und „Happiness Is A Warm Gun“ haben das gewisse Extra. Am besten ist jedoch „A Day In The Life“ mit klassischem McCartney (singt): „Woke up/ Fell out of bed“ – inmitten eines epischen, zerrissenen Lennon-Songs.
The Clash oder Sex Pistols?
Smith: Sex Pistols. Sie waren Nihilisten, so etwas wie ein Dada-Experiment. Heute klingen beide Bands fast schon traditionell, aber wenn man zum ersten Mal jemanden das System verhöhnen und zerstören hört, während er selbst in diesem lebt, spürt man, worum es in der Popmusik geht.
Lloyd: Ich höre lieber Post-Punk – Wire, solchen Kram. Trotzdem gefallen mir The Clash. Ich erinnere mich, dass ich in einem New Yorker Club war und ein Song von ihnen lief. Die Wirkung aufs Publikum war enorm.
Nouvelle Vague oder New Hollywood?
Smith: Die Nouvelle Vague ist die Vorlage für vieles, was ich am Kino liebe. Alles daran war innovativ: Kameraeinstellungen, Schnitt, Drehbücher, Improvisation. Es hätte Regisseure wie Cassavetes nicht ohne Vorbilder wie Godard gegeben. Und mir gefällt die Tatsache, dass viele der Filme gleichzeitig rebellisch und absurd wirken.
Markt oder Marx?
Smith: Ich denke, es ist schwierig, in ein System hineingeboren zu werden, das zur eigenen Realität wird. Wie können wir aus dem Kapitalismus aussteigen, ohne das Leben von vielen Menschen zu zerstören? So gesehen muss ich die Frage mit weder noch beantworten. Marx ist sicherlich der bedeutendste linke Philosoph, aber …
Lloyd: … niemand hat seine Ideen je erfolgreich verwirklicht.
Revolution oder Restauration?
Smith: Man kann keine Restauration ohne Revolution haben. Man muss die Leute wachrütteln. Das machen wir gerade bei Maxïmo Park. Wir hatten unsere eigene kleine Revolution in unseren Köpfen, und nun sind wir bereit für einen Neuanfang.