Max Richter über seine Liebe zu Disneys „Fantasia“, Kraftwerk und Klassik

Komponist Max Richter hat verraten, was ihn an Kraftwerks „Autobahn“ fasziniert und warum man Klassik nicht verstehen muss, um sie zu mögen.

Max Richter hat in seiner Karriere bereits zahlreiche Filmmusiken geschrieben – unter anderem für „Maria Stuart, Königin von Schottland“, „Werk ohne Autor“ und „Ad Astra“. Anlässlich des 70-jährigen Jubiläums der Hi-Fi-Marke Marantz, das vom 10. bis 12. Juli in New York gefeiert wurde, hat der preisgekrönte Komponist seine Ansichten über Musik, Klangkomposition und Klassik mit den geladenen Gästen geteilt.

Frühe Inspiration und die Verbindung zu Kraftwerk

Im Interview mit Musikerin und Journalistin Jacqueline Schneider verriet Richter, dass er sich schon früh von Disneys „Fantasia“ inspiriert gefühlt habe: „Als ich ein kleines Kind war, hatte ich Melodien in meinem Kopf. Die Musik darin ist unglaublich – man hat eine Menge Standardrepertoire, was für mich ganz neu war. Als ich [Igor Strawinskys] ,Die Frühlingsweihe‘ in dieser berühmten Dinosaurier-Sequenz hörte, hat mich das völlig umgehauen.“

Aber auch seine ersten Erfahrungen mit elektronischer Musik seien Max Richter gut in Erinnerung geblieben. „Das war ein absoluter Glühbirnen-Moment. Ich habe Kraftwerk zum ersten Mal gehört, als ich in meinen frühen Teenagerjahren war. Ich hörte diesen Sound, von dem ich später herausfand, dass es ,Autobahn‘ war, und ich wusste nicht, welches Instrument diesen Sound erzeugte […] Ich schaffte es, diese Platte zu bekommen, und dieser Sound kam aus den Lautsprechern, und ich dachte: ,Das ist es.‘ Es ist, als würde ich vom Blitz getroffen. Die Art und Weise, wie dieser Sound auf der Platte präsentiert wird, öffnet den Filter, so dass man immer mehr Obertöne im Sound hört. Das ist ein Prozess, den man mit akustischen Instrumenten nicht erzeugen kann.“ Das Großartige an der kreativen Arbeit sei für Max Richter: „Man befindet sich ständig in einem offenen Raum von Möglichkeiten. Es geht darum, diese Dinge zu Geschichten zusammenzufügen, die das vermitteln, worauf ich hinaus will.“

Max Richter über Zugänglichkeit in der klassischen Musik

Der Komponist räumt im Gespräch auch mit einem Vorurteil auf, was die klassische Musik angeht. „Es gibt traditionell kulturelle Barrieren, die Menschen daran hindern, sich wirklich mit [klassischer Musik] zu verbinden; das hat nichts mit dem Klang oder dem Material zu tun, sondern eher mit ihrem Platz in der Gesellschaft – dass sie vornehm oder teuer ist oder nicht für jedermann, oder dass man sie verstehen muss, um sie zu mögen, was überhaupt nicht stimmt. Wir alle, die wir im Bereich der klassischen Musik tätig sind, arbeiten daran, diese Grenzen aufzulösen und den Menschen einen direkten Zugang zu ihr zu ermöglichen.“

Ein guter Start für Klassik-Neulinge sind Richter zufolge natürlich die großen Stücke – die seien „nicht ohne Grund berühmt“. „Die größten Hits von Mozart, Bach, Beethoven, zwangsläufig auch die ,Vier Jahreszeiten‘ von Vivaldi. Das sind gute, sehr direkte Einstiegspunkte. Es ist ein so riesiges Feld, wir sprechen hier buchstäblich von Tausenden von Jahren, in denen Menschen dieses Material geschaffen haben.Es gibt keine Regeln; in der Streaming-Ära kann man einfach seiner Begeisterung durch diesen unendlichen Raum folgen.“

Pop-up-Jubiläumsveranstaltung in New York

Auf über 650 Quadratmetern Fläche wurden während des Jubiläums-Events von Marantz auch unterschiedliche Aktionen angeboten: In Klang-Sessions konnte man sich von der Qualität der Hi-Fi- und Heimkino-Systeme überzeugen und bei einer Museumstour mehr über die Entwicklung der Marke erfahren. Zudem wurde ein Markenfilm über die 70-jährige Geschichte von Marantz auf großer Leinwand gezeigt.

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LAUREN COWART
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