Martin Scorsese kämpft für Rettung kultureller Einrichtungen in Rom
Hollywood-Stars engagieren sich für die bedrohte Kino-Landschaft in der ewigen Stadt.

Italienische Politiker stimmen über ein Programm ab, das kulturelle Einrichtungen in der Hauptstadt Rom, darunter 50 Kinos, in Einkaufszentren und Supermärkte umwandeln könnte. Nach regionalen Protesten setzen sich nun auch Regisseur Martin Scorsese und viele andere internationale Stars für ihre Rettung ein.
Bereits mehr als 40 Kinos mussten in der Ewigen Stadt in den letzten Jahren schließen. Darunter legendäre Orte und Erstaufführungs-Spielstätten großer italienischer Filme. Das dokumentiert der Blog „BLocal“ in einer eindrucksvollen Bildstrecke.
Damit dieser Exodus nicht noch dramatischer wird, will die internationale Film-Community den „unwiderruflichen Verlust ikonischer Schauplätze“ in Rom verhindern. Sie unterstützen auch die Proteste des „Cinema Americana“ im Stadtviertel Trastevere. US-Regisseur Martin Scorsese greift etwa einen Brandbrief des Architekten Renzo Piano auf, der in der Tageszeitung „La Republica“ veröffentlicht wurde.
Scorsese schreibt in seiner Note: „Renzo Piano hat über die aktuelle Situation in Rom reflektiert. Es macht klar, dass der Versuch künftige Räume einer kulturellen Renaissance in Shopping Malls oder Supermärkte umzuwandeln, völlig inakzeptabel ist. Eine solche Umwandlung würde einen unwiderruflichen Verlust bedeuten: Ein tiefes Sakrileg nicht nur für die reiche Geschichte der Stadt, sondern auch für das kulturelle Erbe künftiger Generationen.“
Die Entscheidung der Politik war notwendig geworden, nachdem eine Investorengruppe eine Konkurs-Versteigerung von römischen Immobilien für sich entscheiden konnte. Sie erwarben auch neun Kinos für etwa 50 Millionen Euro. Einige der Kinos sind noch in Betrieb, während andere schon seit einiger Zeit geschlossen sind.
Martin Scorsese ist in bester Gesellschaft
Zu den Unterstützern zählen einige der größten Namen Hollywoods neben Scorsese, auch Francis Ford Coppola, Spike Lee, Wes Anderson, Mark Ruffalo oder Willem Dafoe. Auch der Direktor des Filmfestivals von Venedig Alberto Barbera hat sich gegen die Abstimmung zur Umwandlung ausgesprochen.
AS Roma-Legende Francesco Totti erinnert sich an seine Kindheit im Stadtteil Porta Metronia, als er „nicht nur vom Fußball, sondern auch vom Kino träumte“. Für ihn waren die Kinosäle „Orte der Erinnerungen, der Magie und der Tagträume. Die Erinnerung an die Momente, die wir als Jugendliche und Kinder im Kino verbracht haben, ist eine Tradition und ein Wert, den wir an die neuen Generationen weitergeben müssen“ – so Totti – “Wir brauchen Orte für Sport, Kultur, Kindergärten und Schulen Und nicht noch mehr Einkaufszentren.“
Mit gutem Beispiel voran
Wie es auch anders gehen kann, zeigte sich beim lange geschlossenen „Cinema Fiamma“, das seit 2017 leer stand. „Ein Symbol für das goldene Zeitalter des italienischen Kinos und für viele Römer, die sich noch daran erinnern“, erklärte die Betreibergruppe zur Wiedereröffnung. Der Bürgermeister von Rom, Roberto Gualtieri, begrüßte den Schritt und sagte, er hoffe, dass das „Fiamma“ inmitten einer „sehr komplexen Schließungsdebatte“ einen „Impuls eines Gegentrends“ auslösen könne.
Die Stadt würde „immer auf der Seite der Kinos stehen wird und ihren Teil dazu beitragen wird, sie zu erhalten, ihr Überleben zu fördern und sie, wenn möglich, wieder zu eröffnen“. „Fiamma Cinema“ wurde am 4. Februar 1960 mit der römischen Vorpremiere von Federico Fellinis Klassiker „La Dolce Vita“ eröffnet, der hauptsächlich in der Gegend der Via Veneto gedreht wurde.