Marla Glen – Hamburg, Sporthalle
Während sich noch die Verehrerinnen wie selbstverständlich durch die vollbesetzte Halle drängeln, kann Maria Glen den Ansturm nicht recht fassen. „Und ihr seid alle wegen mir gekommen?“, fragt sie mehrfach und scheint als einzige ehrlich überrascht, daß der Shooting-Star des letzten Jahres nicht als Sternschnuppe verglühte.
Vielleicht fällt es Maria Glen aber auch nur schwer, die Verehrung wirklich ernst zu nehmen. Eine weihevolle Diva ist sie mit Sicherheit nicht Glen steht in der Tradition der Blues-Performerinnen, die ihre Geschichte zwischen den Songs weiterspinnen; von „Love And Respect“ bis „Believer“ führt sie ihr Programm als kommentiertes Gesamtkunstwerk auf. Wenn aber zuviel Pathos droht, schlägt sie Kapriolen – ihre Vorliebe für einen grüngelb karierten Nick Knatterton-Anzug ist kein Zufall. Sie ist ein Clown, eine Komikerin – und macht im Zweifelsfall selbst vor Macho-Sprüchen nicht halt. Das sollte sich mal ein männlicher Kollege erlauben, zu einer engen Mikroklammer zu sagen: „Mmh, ich glaube, es ist eine Jungfrau.“ Wer es noch nicht wußte, der erfährt es hier: Maria Glen ist über jede lesbische und feministische „Correctness“ erhaben. Während die Jungs ihrer Begleitband Energie mit Lautstärke verwechseln und Frauen als Background-Sängerinnen trällern, führt sie sich selbst als wandelnder Widerspruch auf. Es fliegen zwar keine BHs auf die Bühne, dafür aber wirft eine gewisse Nicole ihren Freundschafts- (oder Ehe-) Ring mit Namensgravur. Ist es Liebe?
Zur Zugabe jedenfalls wechselt Glen ihren Karo-Anzug gegen einen braunen Zwirn mit einem Hut, wie Gene Hackman ihn in „French Connection“ trägt. Sie singt und tanzt wie wild, ohne daß der Hut vom Kopf fällt Auch dafür: Respekt.