Marketing-Melancholiker

Brightons New-Wave-Hoffnung BRITISH SEA POWER haben ein Konzept

Als Bntish Sea Power ihre erste Kollaboration mit dem zu diesem Zeitpunkt recht frisch revitalisierten Rough-Trade-Label vorstellten, klang das für beide Parteien wie ein Credo: Die vier Jungspunde aus Brighton waren einigermaßen früh dran mit ihrer Version der sich nur langsam entfaltenden 80s-Retrospektive, und der ungehobelte, gar nicht stromlinienförmige Sound diente Label-Macher Geoff Travis gut als auditiver Beleg fürs neue/ alte Selbstverständnis.

Gut zwei Jahre später sitzt British Sea Power-Sänger und Gitarrist Yan (Nachnamen gehören nicht zum Konzept) in einem Produktionsbüro in Wiesbaden und versucht auf dem Wege der Telekommunikation, die entscheidenden Arbeitsschritte fürs Cover des nun endlich fertigen Debütalbums aus der Ferne zu überwachen-während British Sea Power heute Abend das letzte Konzert ihrer Deutschlandtour im Vorprogramm der ähnlich gesinnten Interpol absolvieren, legt der hausinterne Designer von Rough Trade letzte Hand ans Artwork von „The Decline Of British Sea Power“, das in diesen Tagen in die Verkauferegale gestellt werden soll.“Rough Trade sind für uns ein Glücksfall“, sagt Yan mit zeitlupenhaftem Tonfall, „irgendwie liegt da noch dieser gewisse Independent-Vibe in der Luft.“

Das man mit Yan so gut nicht sprechen kann, gehört im Gegensatz zu den Nachnamen zum Konzept: Seit British Sea Power öffentlich in Erscheinung treten, mühen sie sich redlich um die credibility von künstlerisch ambitionierten Sonderlingen, kostümieren sich gelegentlich seltsam und umgeben sich auf der Bühne mittels starrer Blicke und obskurem Mobiliar mit einer Aura latent entrückten Irrsinns. „Für uns ist das der Ausdruck einer bestimmten Melanchoüe“, erklärt Yan ein bisschen widerwillig, „einer Melancholie, die uns stark macht.“ Auf dem Debüt von British Sea Power nun kann man solche Melancholie also jetzt erstmals im Album-Format erleben. Die Affinität zu New Wave und Indie-Pop, der Verweis auf Byrne und Bowie und den Brighton Rock der Gegenwart, schließlich der hübsch entworfene Eigensinn von „The Decline Of British Sea Power“, all das wird reichen, um in den nun wieder grünen Achtzigern eine kleine Nische beziehen zu können – zumal mit Geoff Travis eine kleine Legende das Mentoring übernommen hat „Geoff würde dir nie sagen, was du zu tun oder zu lassen hast“, sagt Yan jetzt etwas herzlicher, „und trotzdem hast du ständig das Gefühl, dass er viel mehr weiß, als er sagt.“ Keine schlechte Strategie.

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