Mark Zuckerberg sendet ein fatales Signal

Facebook und Instagram sollen in Zukunft weniger kontrolliert werden. Populisten und Hetzer reiben sich die Hände.

Wenn es nach Mark Zuckerberg geht, dann ist in diesem Jahr ein neues Zeitalter der Freiheit angebrochen. So verkauft der Meta-Chef, Herr über die gigantischen Social-Media-Netzwerke Facebook und Instagram, seinen programmatischen Umschwung für die digitalen Speerspitzen seines Unternehmens.

Weniger Kontrollen soll es geben, um Meinungsäußerung nicht mehr zu unterdrücken. Das heißt konkret: Hass-Botschaften werden nicht mehr intensiv aussortiert, extreme Meinungen nicht mehr unsichtbar gemacht. Stattdessen sollen sich die User um alles Grobe und Gefährliche kümmern, indem sie es markieren und in gesonderten Feldern kommentieren.

Das sind Methoden, die auch schon in der Vergangenheit nicht funktioniert haben, und da war Facebook noch eine Plattform für Studenten und Instagram ein Foto-Netzwerk. Keine Frage: Es geht nicht um eine flexiblere Bewertung von missliebigen Inhalten, sondern um weniger Eingriff.

Ob das eine Frage des gegenüber zivilisierenden Maßnahmen blind gewordenen Zeitgeistes ist oder dem Druck durch den wiedergewählten US-Präsidenten Donald Trump geschuldet ist, mag jeder für sich entscheiden. Zuckerberg hat anscheinend den Weg, den Elon Musk nach dem Kauf von Twitter auf dem dann zu X umgetauften Kurznachrichtendienst eingeschlagen hat, als erfolgreich bewertet.

Mark Zuckerberg fehlt einmal mehr das Fingerspitzengefühl

Er schlägt sogar dessen Rhetorik nach, wenn er von Regierungen und „Altmedien“ schwadroniert, die Menschen zensieren würden. So sprechen sonst lupenreine Rechtspopulisten. Zugleich zerstampft Zuckerberg auch noch die keinesfalls leicht zu führenden Diskurse um die sehr viel Ambiguitätstoleranz erfordernden Themen Geschlechtergerechtigkeit und Migration, wenn er davon spricht, dass hier zu wenig Neutralität in der Bewertung von Beiträgen vorherrschte.

Man muss sich nichts vormachen, der Wind könnte im Internet bald rauer wehen – gerade auch, weil jene, die es sich in den letzten Jahren in alternativen Internetforen bequem gemacht haben, nun Morgenluft wittern. Unterstützt von Internetbots und einer immer leistungsstärkeren KI könnten so Fake-News-Bedrohungen erwachsen, die selbst Mark Zuckerberg heute noch nicht erahnen kann.

Wenn der Spiritus rector der sozialen Netzwerke nun von mehr Freiheit träumt, dann heißt das eher, dass er sich um die Verantwortung drücken möchte, die er für Hunderte Millionen Menschen hat.

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