Margot Friedländer ist ein Symbol für Frieden und Vergebung

Die 103-jährige Holocaust-Überlebende beeindruckt nicht nur durch ihre emotionalen Erinnerungen. Sie ist ein Beispiel für Klarheit und Aufklärung.

Unermüdlich reist Margot Friedländer durch Deutschland. Die 103-Jährige spricht mit Schülern, sie redet Politikern ins Gewissen, sie erklärt Journalisten, was es bedeutet, keine Hoffnung mehr haben zu dürfen und sie dennoch nicht zu verlieren.

Am 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz richtete sie sich um 20 Uhr sogar in der „Tagesschau“ an Millionen von Deutsche. Sie appellierte an Menschlichkeit und Demokratie, damit sich die Gräueltaten der Nazis nie wiederholen. Sie riet uns allen: „Seid Menschen“.

Die Größe der Margot Friedländer ist nicht, eine der letzten Erinnernden zu sein. In den nächsten Jahren wird es keine Menschen mehr geben, die den Holocaust miterleben mussten, ihn überlebt haben. Sechs Millionen Juden blieb dies verwehrt. Sie wurden von den Nazis ausgebeutet, entwürdigt, schließlich auf schreckliche Art ermordet.

Margot Friedländer wirbt für das Menschsein

Friedländer macht dieses sprachlos machende Verbrechen immer wieder lebendig, auch wenn es vielen Menschen schwerfällt, sich darauf einzulassen. Mehr als 40 Prozent aller Deutschen, vor allem junge Menschen, wissen mit den Begriffen Holocaust und Shoa nichts anzufangen. Sie hören davon im Unterricht, aber sie haben Probleme, die Hintergründe zu verstehen. Das ist nicht ihre Schuld. Sie brauchen Hilfe. Sie müssen lernen, was Antisemitismus ist, warum Faschismus und Nationalsozialismus entstanden.

Es reicht nicht, wenn sie immer wieder hören, dass man Neo-Nazis nicht wählen soll. Gegen Unwissen und Verblendung – noch angetrieben von Fake-News und der Allgegenwart hyperemotionaler und hochpersonalisierter Botschaften im Netz – hilft nur Bildung.

Genau dafür steht Margot Friedländer. Sie erklärt und verdeutlicht. Ihre Botschaft ist nicht Rührung oder der Wunsch, in Trauer zu verharren und deshalb zu verstummen. Friedländer ist eine Aufklärerin, eine Stimme der Vernunft. Ihr zuzuhören bedeutet, sich einzulassen auf das, was war und das, was ist. Daraus ergibt sich eine unmissverständliche Agenda für die Zukunft. Wir alle teilen das selbe Blut, wir alle haben unser Schicksal selbst in der Hand.

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