Manic Street Preachers – This Is My Truth-Tell Me Yours
Die einen sind enttäuscht, die anderen nicht. „This Is My Truth -Teil Me Yours“. Ein weiteres JZrerythingMust Go“konnte es nicht geben. Richey ist nicht heimgekommen, er schläft bei den Fischen und hat es besser. Aber die Manie Street Preachers sind noch da. Yup, hier kommt die Wahrheit.
Was ist also zu halten von den voreiligen Einschätzungen, dieses Album klinge wie Bryan Adams, wie Queen, wie Fleetwood Mac, wie U2 und, aus berufenem Munde, wie die Scorpions? Alles Unfug, aber alles wahr. Und die Manics wären die Letzten, die das nicht zugeben würden. Ja, sie sind Rock (aber auch Glam). Ja, sie spielen jetzt in Stadien (aber nur selten). Ja, sie verwenden Streicher und Orgel (aber früher auch schon manchmal). Und ja, das Pathos hat die Aggression ersetzt (aber pathetisch war die Aggression doch auch schon).
Ein Zwitter, ein Wechselbad, das Album nach der Katastrophe und nach dem Triumph. Die Momente der überwältigenden Euphorie, die „A Design For Life“ und „No Surface, All Feeling“, „Everything Must Go“ und „Austraüa“ auslösten, sind so billig nicht zu wiederholen. Die Manics schrekken vor Kitsch nicht zurück – er ist immer schon angelegt in einer Haltung, die von spätpubertärer Anarchie und Europa-Skepsis über kruden Kommunismus und existentialistische Sinnsuche zu einem fast transzendentalen Optimismus permutierte. War ,JZverything Must Go“ nicht lebensbejahend, ermutigend, erhebend? Doch wohl auch, weil die Fallhöhe so hoch war. Und weil wir lange nichts wissen wollten von demjungen, der sich „4 real“ in den Arm ritzte wie nur je ein Knallkopf.
Um Wahrheit ging es den Manie Street Preachers stets, und Nicky Wire obliegt es nun ziemlich einsam, ihre Anliegen in Worte zu fassen. Verhandelt werden die Natürlichkeit, der Generationenkonflikt, die Depression, die Ambiguität, die Einsamkeit, die Entfremdung und der Massenmord. Man darf den Lyriker folglich Nicky Sartre nennen oder Sigmund Wire. Weil er kein Genie ist, hat er Themensongs geschrieben, aller Ehre wert Und James Bradfield breitet, zuvörderst mit Hilfe der Arrangeurin Sally Herbert, majestätische Klangprospekte aus. Die gewohnten herzerweichenden Hits („If You Tolerate This Your Children Will Be Next“, „Black Dog On My Shoulder“ „The Everlasting“, „You’re Tender And You’re Tired“, „My Linie Empire“) – dominieren dabei über recht schaurige Schlagerseligkeit („Tsunami“, ein pseudo-asiatischer Schmonzes, und „You Stole The Sun From My Heart“, eine Power-Schnulze, bei der Bradfield sich auch als Sänger überanstrengt).
Die Manics sind intakt und kicking. Ihr Sentiment, wohlverstanden, bewegt noch immer das Herz. „I’m sick of being sick/ Fm happy being sad.“ Genieß, wenn du kannst. 4,0