Mando Diao live im Zeiss-Großplanetarium: Im Weltall gibt’s doch auch kein Bier
Mando Diao gehen auf volles Risiko – und treten in einem Planetarium auf, in dem der Blick in den (künstlichen) Himmel genauso verlockend sein könnte, wie der auf die Band
Bei Rock-Konzerten geht es um Musik, es geht um Mädchen und Jungs, und es geht natürlich auch um Bier. Vor allem Bier. Braucht man Bier? Na, geht auch ohne. „Wir befinden uns im Weltraum, da gibt es doch auch kein Bier!“, ruft Björn Dixgård. Zusammen mit seinem Kollegen Daniel Haglund absolviert er, eingeladen vom Berliner Radiosender Star FM, ein Mando-Diao-Set im Berliner Zeiss-Großplanetarium. Im Foyer-Rondell ist noch ganz Rock’n’Roll, mit Nebelmaschine und Sprit. Dort, wo die Werbeposter von interstellaren Fantasy-Reisen oder Hörspielen von „Die drei ???“ unter dem Sternenhimmel verkünden, bringen sich rund 300 Ticket-Gewinner, darunter Hardcore-Fans, die von Mando-Konzerterlebnissen aus etlichen, putzig klingenden schwedischen Städten berichten können, in die richtige Stimmung.
Der Kuppelsaal allerdings, das Prunkstück des „Wissenschaftstheaters“ im Ernst-Thälmann-Park, ist heilig – Getränke müssen draußen bleiben. Sie könnten, zum Beispiel, auf den Teppich tropfen, wenn erstmal die Beatlemania im Rund ausbricht. Auf der Bühne stehen eine elektrische Gitarre, eine akustische sowie ein Keyboard. Und doch: zwei geöffnete Bierflaschen! „Die haben aber unsere Roadies für uns geöffnet!“, sagt Dixgård fast schon entschuldigend. „Aber so ist das nun mal: Beim Rock geht es immer um Zufälle.“ Das Publikum nimmt die eigene Zwangsabstinenz mit Humor, gemäß dem Motto „man kann auch ohne Drogen gut drauf sein.“
Das rund 45-minütige, souveräne Set des Duos Dixgård/Haglund besteht aus Klassikern wie „Dance with Somebody“ und „Gloria“, aber auch neuem Material, das auf dem nächsten Album der Schweden, geplant für April, erscheinen soll. Das (künstliche) Himmelszelt lädt zum Abschweifen ein, ein nächtliches Open-Air-Gefühl setzt ein. Die Sitze lassen sich herrlich weit zurücklehnen, fast schon auf Zahnarztstuhl-Level, und wo gibt es das schon – ein Konzert, bei dem man sich nicht entscheiden könnte, ob man lieber ins Firmament blickt oder auf eine Bühne, wo Musiker sich abarbeiten?
Die Zeit vergeht im Planetarium – im wahrsten Sinne des Wortes – wie im Flug, und Ansagen wie „Diesen Song widmen wir dem Universum“ (vor „One last Fire“) klingen an diesem Ort selbstredend nicht cringy, sondern angemessen. Es ist ja auch nicht das erste Konzert, dass das Team des Zeiss-Großplanetariums veranstaltet. Tocotronic waren schon da, und – natürlich! – Die Sterne. Das darf gern so weitergehen, das Konzept ist schließlich ideal: volltanken im Foyer, zwei Stockwerke die Wendeltreppe hochtrudeln, danach gutes Benehmen im Planetariums-Saal.
Ein bisschen Bier verschüttet wurde dann doch. Daniel Haglund machte den gleichen Fehler, wie wir alle immer mal wieder: Wenn man die Bierflasche zu schnell vom Boden hochhebt, sprudelt’s oben raus, bestenfalls nur über die Hand. Oder, wie hier, eben auf den Teppich.