Manchmal vier neue Alben pro Jahr: die Versuchsfelder des Ed Kuepper

Ed Kuepper war überall – und überall war er fehl am Platz. Als der Australier 1976 nach London kam, war Punk gerade erfunden, und so wurde zu dem Rock seiner „Saints“ Pogo getanzt. Nicht minder befremdlich dürfte die Tour auf ihn gewirkt haben, die ihn mit der Formation Laughin Clowns Anfang der Achtziger durch Europa und zu den einschlägigen Jazz-Festivals führte. Schließlich muß den Enddreißiger stets ein seltsames Gefühl beschleichen, wenn sich eines seiner Freistil-Alben wie von Zauberhand in den heimischen Charts plaziert – zwischen dem üblichen Retro-Rock und Pop-Schlonz.

Kuepper kann nicht klagen. Nach den Mißverständnissen mit großen Plattenfirmen besitzt er nach 20 Jahren im Geschäft, wovon jeder Künstler träumt: die absolute Freiheit und ein bißchen Geld. Er kann soviel Platten mit soviel Projekten rausbringen, wie er will – das ehrenwerte Hot-Label existiert nur für die Betreuung seines üppigen Katalogs und veröffentlicht alles, was der Meister einspielt.

Der einst Heimatlose ist Vorstand eines überaus produktiven Famililenunternehmens geworden. Immer wieder tauchen die gleichen Namen in den Liner Notes auf, die Cover werden stets von seiner Lebensgefährtin Judi Dransfield gestaltet. „Wir haben gerade unser zweites Baby bekommen“, berichtet Ed Kuepper. Deshalb gab es in den letzten zwei Jahren nur zwei Alben von dem behutsamen Berserker. Ist er aber in einem kreativen Hoch, können auch schon mal vier Werke in jeweils zweimonatigem Abstand erscheinen. Er ist in der glücklichen Lage, niemandem erklären zu müssen, weshalb das so sein muß.

Überhaupt mag er keine Erklärungen. Das Denken in Genres ist ihm auch fremd. Kuepper, der mit der gleichen Andacht über Neil Young wie über Pharao Sanders philosophiert, läßt nur eine Vokabel gelten: „It’s all about texture, man.“ Und wer sein Gesamtwerk kennt, weiß, was gemeint ist Als Songwriter ist er gut, doch erst im Arrangement zeigt sich Kueppers Größe. Immer wieder rekurriert er zu den gleichen Prinzipien. Der Rock’n’Roll der Saints etwa war hart und ruppig, entwickelte aber im Flirren der Verstärker eine extrem moderne Melodik. Die griff er 15 Jahre später mit seinem verräterisch benannten „Aints“ wieder auf. Gleichzeitig aber schloß er mit den freien Improvisationen dieses Projektes an frühe Sessions der Laughing Clowns an. Die Unterteilung in Rock und Jazz ließ Kuepper nie gelten.

Seine Musik ist ein geschlossenes System. „A King In The Kindness Room“, das neue Album, wird kaum weitere Anhänger bringen.

Der Künstler experimentiert hier wie gewohnt und arbeitet auch mit Dance-Beats. Seltsam allein steht das „Love Theme“ da – magisch und in sich ruhend. Ansonsten sind die Stücke, was Kueppers Stücke schon immer waren: mehr Versuchsfeld denn fertiger Song.

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