Malbücher, Trash-Filme, R&B: Das wirre Univer- sum von Warn Defever und fflS NAME IS ALIVE erbluten mit Stil
Malbücher, Trash-Filme, R&B: Das wirre Univer- sum von Warn Defever und fflS NAME IS ALIVE
Mutterkomplex und Konzentrationsschwäche, würde der Arzt sagen. Oder es ist ein verteufelt gutes Alibi, dass Warn Defever noch mit 32 im Elternhaus in Lavonia/ Michigan wohnt, beharrlich den unaufgeklärten Hinterwäldler spielt und neben den Platten des Kinderzimmer-Kollektivs His Name Is Alive auch MalVerbluten mit Stil
bücher und Trash-Filme herausbringt. Zuletzt eine Super-Acht-Version von „Batman“ mit 13 Morden in 14 Minuten. Und eine thematische Maxi über einen Bürgerkriegs-Soldaten, der im Rhythmus der Musik verblutet.
Das irre Lachen, mit dem Defever von derartigen Kunststücken erzählt, klingt gruselig hinein in das neue His Name Is Alive-Album „SomedayMy Blues Will Cover The Earth“: eine schaumzarte R&B-Platte mit stöckchendünnen 2Step-Trommeln, gesungen von der schüchternen Gospel-Frau Lovetta Pippen, die mit Defever nun ein festes Duo bildet. Kaum nötig zu sagen, dass der passionierte Schrammler die Soul-Mimikry betont nachlassig vollzogen hat: „Pro Song eine Viertelstunde für die Drum-Programmierung, fünf Minuten für die Basslinie.
Punk is the new R&B!“
Mehr als eine Woche kann er also nicht gebraucht haben für die Platte. Drei Jahre dauerte es, weil Defever eine spirituelle Reise nach Nepal einschob und danach die neue Telefon-Nummer seines Labels 4AD nicht herausbekam. Sagt er kichernd. Das Fernziel sei eh, gar nichts mehr selbst zu tun. Bei der letzten Japan-Tour von His Name Is Alive blieb Defever mit einem entzündeten Zahn daheim: Jeden Tag haben die anderen mir den Konzertmitschnitt übers Telefon vorgespielt. Und ohne mich klang es eigentlich viel besser.“ Der Therapeut wäre ratlos.