Warum Madonna vor 40 Jahren die Musikwelt veränderte
Bisher hat keine(r) Madonna die Skandalköniginnen-Krone abnehmen können.
„Die Leute im Publikum hielten den Atem an“, schildert Madonnas langjährige Publizistin Liz Rosenberg den Auftritt ihres Schützlings bei den allerersten „MTV Video Music Awards“ im Jahr 1984. „Ein Freund flüsterte mir zu: ‚Ihre Karriere ist zu Ende, bevor sie richtig losgegangen ist.‘ Ich war natürlich starr vor Schreck.“ Madonna sang „Like a Virgin“ und trug dazu etwas, das entfernt an ein Hochzeitskleid erinnerte – weißes Bustier und zerfetztes Tutu, garniert mit Spitzenhandschuhen, gefährlich hochhackigen Schuhen, Klunkern um den Hals und einem Tüllschleier, den es nicht lange auf ihrem Kopf hielt.
Zu Beginn ihres Auftritts tanzte sie auf einem gigantischen Hochzeitskuchen, am Ende rollte sie auf der Bühne herum, vollführte unaussprechliche Dinge mit ihrem Schleier und gönnte den Millionen vorm Fernseher einen ausgiebigen Blick auf ihre Unterwäsche. „Keiner von uns hätte gedacht, dass sie es so weit treiben würde“, meint Rosenberg. „Manche lagen vor ihr auf den Knien, andere fanden sie ekelhaft.“ Huey Lewis, der an diesem Abend auch auftrat, bewunderte Madonnas Courage: „Das war kein spontaner Einfall. Sie hatte das schon bei den Proben gemacht. Es war ein geplanter, geschichtsträchtiger Moment. Sie wusste, wie man mit dem Medium Fernsehen umgehen musste. Wir wussten das ganz offensichtlich nicht.“
Manche fanden Madonna zum Niederknien, andere einfach nur ekelhaft
MTV, damals gerade mal drei Jahre alt, wollte sich von „seriösen“ Preisverleihungen wie den „Grammys“ absetzen. Das funktionierte. „Wir hatten vor, eine Show zu machen, die das Image von MTV transportiert und gegen den Strich geht“, erklärt John Sykes, der die ersten „VMAs“ als Executive Producer begleitete. „Als wir all diese hydraulischen Lifts und Bühnenapparaturen in der Radio City Hall entdeckten, freuten wir uns wie die Kinder. Wir hatten jede Menge coole Effekte, aber ich werde nie die Blicke unserer Werbepartner in der ersten Reihe vergessen, als Madonna rauskam und sich in ihrem Jungfrauendress auf dem Boden wälzte. Am nächsten Tag gab es Diskussionen, aber keiner meinte, wir hätten das verhindern müssen. Manche lagen vor ihr auf den Knien, andere fanden sie ekelhaft.“
Huey Lewis, der an diesem Abend auch auftrat, bewunderte Madonnas Courage: „Das war kein spontaner Einfall. Sie hatte das schon bei den Proben gemacht. Es war ein geplanter, geschichtsträchtiger Moment. Sie wusste, wie man mit dem Medium Fernsehen umgehen musste. Wir wussten das ganz offensichtlich nicht.“ MTV, damals gerade mal drei Jahre alt, wollte sich von „seriösen“ Preisverleihungen wie den „Grammys“ absetzen. Das funktionierte. „Wir hatten vor, eine Show zu machen, die das Image von MTV transportiert und gegen den Strich geht“, erklärt John Sykes, der die ersten „VMAs“ als Executive Producer begleitete. „Als wir all diese hydraulischen Lifts und Bühnenapparaturen in der Radio City Hall entdeckten, freuten wir uns wie die Kinder. Wir hatten jede Menge coole Effekte, aber ich werde nie die Blicke unserer Werbepartner in der ersten Reihe vergessen, als Madonna rauskam und sich in ihrem Jungfrauendress auf dem Boden wälzte.
Die futuristischsten Bühnenbauten wirkten reizlos im Vergleich zu dieser Frau. Es ist der einzige Auftritt, an den man sich auch nach 24 Jahren noch erinnern kann. MTV ist inzwischen rund um den Globus vertreten, und das Budget der „VMAs“ ist acht Mal höher als 1984. Was sich nicht geändert hat, ist der ständige Versuch, den Schockwert der Erstauflage wieder zu erreichen.
Gelungen ist das nur selten: Howard Stern 1992 als „Fart Man“ in Stretchhosen mit freigelegtem Po. Der Kuss, den Michael Jackson 1994 seiner damaligen Frau Lisa Marie Presley verabreichte. Und, noch nicht so lange her, eine Neuauflage von „Like A Virgin“, als Madonna ihre Zunge in Britney Spears’ Mund versenkte (und danach noch Christina Aguilera küsste, allerdings etwas halbherzig).
„Nach der Madonna-Performance im ersten Jahr war uns klar, dass wir in jeder Show mindestens einen solchen ‚Oh, wow!‘-Moment haben mussten“, meint Sykes. „Das war von Anfang an der Plan. Über welche Szene würden sich die Leute am nächsten Tag aufregen?“ Bisher hat jedoch keine(r) Madonna die Skandalköniginnen-Krone abnehmen können.