„Mad Men“: Don Drapers Reise ins Nichts
Du kannst niemals nach Hause gehen: In der 13. Folge der letzten Staffel von "Mad Men" ist Don Draper unterwegs und wird einmal mehr mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Achtung Spoiler!
Und jetzt sind sie hier und singen die alten Lieder, und der junge Gauner stiehlt die Vereinskasse, und sie verdächtigen Draper und schlagen ihn. In dem jungen Burschen erkennt Draper sich selbst, und er sagt ihm, dass es nicht so leicht sei, eine andere Identität anzunehmen, wie er es sich vielleicht vorstellt.
Er nimmt ihn im Auto mit, und auf der Landstraße hält er plötzlich an, gibt ihm die Schlüssel und setzt sich auf eine Holzbank an einer Bushaltestelle vor einem Feld – das erinnert natürlich an Cary Grant in „North By Northwest“, und vielleicht kommt ja ein Flugzeug, das Dünger versprüht. Aber Don Draper ist es egal, er sitzt mit seiner Sonnenbrille und seiner Tüte auf der Bank, ein Niemandsmann, der seinen Namen verloren hat, der sowieso nicht sein eigener war.
Im Fernsehen laufen „In der Hitze der Nacht“ mit Sidney Poitier und „Rendezvous nach Ladenschluss“ mit James Stewart. Betty Draper wird an der Universität „Mrs. Robinson“ genannt, sie fühlt sich schwach, und als sie erfährt, dass sie Lungenkrebs hat, trifft sie Vorkehrungen für ihren Tod. Das bestimmte Kleid möchte sie tragen und die Haare so, wie sie es liebte.
Eine elende Grace Kelly am Ende der Tage
Auch jetzt noch behält sie die Kontrolle und bewahrt die Fassung, doch in einem Brief an die Tochter erkennt sie deren Wildheit und Rebellion an – sie gibt die Fackel weiter an die Generation, die sie nie verstanden hat, und schleppt sich an der Universität malad und zerbrechlich die Treppe hoch, eine elende Grace Kelly am Ende der Tage. Pete Campbell, jetzt fabelhaft erfolgreich, will noch einmal von vorn beginnen, bandelt mit seiner eigenen Frau an und schwört ihr schwülstig seine Liebe: ein Douglas-Sirk-Traum von trautem Heim und ewigem Glück.
Du kannst niemals wieder nach Hause gehen, sagt Matthew Weiner, bevor „Mad Men“ schließt. So misslungen und verständnislos seine „Dallas“-Schilderung der Hippies war, so bezwingend ist nun das Finale seiner nihilistischen Dekonstruktion des amerikanischen Spießertums. Joan Harris hat das Geld genommen und ist zu dem reichen, virilen Witwer gegangen. Betty Draper stirbt wie vor ihr Rachel Menken. Die alten Knaben singen weiter und erzählen vom Krieg, wenn sie betrunken genug sind. Don Draper aber wird einsam bleiben und niemals dazugehören, denn er ist ein Deserteur.