„Mad God“: Das Regiedebüt des Stop-Motion-Genies Phil Tippett

„Mad God“ wirkt so, als hätte Tippett die in seiner Bastlergarage kreierten Geschöpfe und Landschaften einfach in den Film gekippt

Vor einem Jahr nahm Regisseur Guillermo del Toro den Animations-Oscar für „Pinocchio“ entgegen. Er freute sich sehr, hatte zuvor aber seine Verwunderung kundgetan: Wieso denn sein Werk, nicht aber „Mad God“ von Phil Tippett nominiert worden sei. Del Toros Film ist gut, aber er hat Recht: Sein Stop-Motion-Film (mit visuellen Effekten bearbeitet!) verdankt Tippett viel. So wie alle anderen Stop-Motion- und Go-Motion-Künstler, die nach dem heute 72-Jährigen kamen, der sich wiederum an Ray „Kampf der Titanen“ Harryhausen orientiert hatte. Ab 1977 erschuf Tippett einige der denkwürdigsten Kreaturen und Maschinen des Phantastischen Films: AT-AT und Rancor („Star Wars“) und den Drachen Vermithrax („Drachentöter“). Als er für Spielberg Dinosaurier kneten sollte, der ihm aber 1992 das neue Ding, Computertricks, vorführte, sah er seine Kunst in Gefahr. Berühmt gewordenes Zitat: „Jetzt sterbe ich selbst aus!“

Das ist zum Glück nicht passiert, denn die Retro-Sehnsucht heutiger Cineasten hat den „Practical Effects“ längst das Comeback ermöglicht. Seinen ersten eigenen Film „Mad God“ hat Tippett dennoch selbst finanzieren müssen. Der zweifache Oscarpreisträger musste sogar über Kickstarter Geld sammeln. Dreißig Jahre arbeitete er an diesem Horrortrip über einen Attentäter, der seine Bombe in einer höllischen Unterwelt anbringen will und dabei von Monstern attackiert wird. Ein eher assoziatives Werk (das seine Produktionskosten von 150.000 Dollar dennoch locker einspielte) und von LSD-Erfahrungen aus Tippetts Studentenzeit in Los Angeles in den Siebzigern inspiriert ist.

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In seinen besten Momenten wirkt „Mad God“ so, als hätte Tippett die in seiner Bastlergarage kreierten Geschöpfe und Landschaften einfach in den Film gekippt. Die Blu-ray-Edition enthält einen Audiokommentar und Featurettes, man kann sie prima durch den Prachtbildband „Mad Dreams and Monsters“ (Abrams & Chronicle Books) ergänzen. Überfällige Ehrungen eines Genies (Plaion Pictures)

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