Mac DeMarco ist so entspannt wie ein Küchenmesser

So locker-beiläufig seine Songs klingen – Mac DeMarco versteht nicht einmal, was mit dem Begriff „Slacker“ gemeint ist. Seine Cowboy-Attitude kann man aber schnell missverstehen.

Das Leben des Mac Demarco fin­det in der Gegenwart statt und nirgendwo anders. Neue Menschen kennenlernen, sich nicht zu viel mit sich selbst beschäftigen und immer einen Scherz auf den Lippen – all das findet sich im Netz ­sogar verarbeitet zu einem Mac-DeMarco-Lifestyle-Kanon. ­Dabei hängt dem Kanadier seit seinem Durchbruch mit „This Old Dog“ (2017) der Ruf an, ein lässiger Romantiker zu sein.

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Früher hätte man Slacker dazu gesagt, aber die meisten Fans dürften den generationsprägenden Film von Richard Linklater nicht kennen. Und er selbst kann damit auch nicht viel anfangen: „Ich weiß gar nicht, was damit gemeint ist. Ich ­fühle mich eher so entspannt wie ein Küchenmesser.“

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Natürlich Koketterie, wie vieles bei ihm. Viel ­denke er über all diese Dinge nicht nach, kommt es aus ihm herausgesprudelt. Er macht den Eindruck, als ­wäre ihm völlig egal, was die Leute von ihm ­denken. Er wirkt mürrisch, rührt in seinem Kaffee und raucht ostentativ eine Zigarette nach der anderen. Journalisten schickt er eine Notiz hinterher, die in Kurzform lethargisch Fragen abhandelt, die mit der Veröffentlichung eines neuen Albums einhergehen.

Während der Aufnahmen hat es die ganze Zeit geregnet

„Here Comes The Cowboy“ ist natürlich keine Cowboy-Platte, auch wenn im Opener mit der endlosen Wiederholung dieser Zeile die Ankunft eines Kuh­hirten angekündigt wird. „Ich nenne Menschen, die ich gern mag, ‚Cowboy‘, weil das für mich ein Ausdruck von Zärtlichkeit und Wertschätzung ist“, sagt Mac DeMarco. „Mit Cowboyhüten und dem ganzen Mist hat das nichts zu tun.“

Dazu passt, dass die entschleunigten Stücke („Ich werde nun mal älter“) kaum Sonne sahen, während sie in nur wenigen Tagen in seinen Jizz-Jazz-Studios in Los Angeles eingespielt wurden. Fast die gesamte Zeit hatte es geregnet. In dem ­einen oder anderen Song kann man sogar, weil alles so leise und mit analogen Instrumenten aufgenommen wurde, die an die Fensterscheiben peitschenden Regentropfen hören, sagt er. Noch immer macht Mac DeMarco Songs für Menschen mit hängenden Schultern, die sich aber auch einmal eine Auszeit von der Tristesse nehmen ­können.

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So richtig ernst meint es der 28-Jährige aber nicht einmal mit seinen eigenen Utopien. In „Finally Alone“ wird die Sehnsucht nach einer Auszeit auf dem Land beschrieben, als wäre DeMarco plötzlich Bill Callahan. „Das ist nur eine läppische Fantasie“, sagt er. „Diese Einsamkeit würde ich gar nicht wollen. Wir leben eh in sehr allegorischen Zeiten.“ Überall Bilder für eine andere, scheinbar bessere Welt also. Aber eben alles nur Erfindung von Werbeagenturen und Wohlfühl-Coaches.

Mac DeMarco und das Internet

Obwohl der Songwriter kaum einen Satz ohne triumphierenden Witz beenden kann, wird er hier einmal ernst: „Die Menschen denken überhaupt nicht mehr nach, was sie tun. Sie verwenden das Internet wie ein Tagebuch und ­nehmen all diese inszenierten Bilder auf Instagram für bare Münze. Da wird einem richtig schlecht.“

Seine zurückgelehnte Musik scheint deshalb auch ein Gegenmittel zum von einem Hype zum nächsten Hashtag jagenden Second Life zu sein. Manchmal klingen seine neuen Stücke trotz ihrer benebelten Schwermut wie die Surfer-Kaskaden von Jack Johnson. Ein Vergleich, den DeMarco allerdings mit Abscheu abtut. Er interessiere sich nur für die eigene Perspektive, aber diesmal seien der Fluxus-Tausendsassa Henry Flynt und Experimentalstudien mit Klängen aus den 60er-Jahren eine Inspiration gewesen. Hört man kaum.

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Es überwiegen Dada-Preziosen („Choo Choo“) und sentimentaler Slow-Folk („Heart To Heart“). Einmal packt die Melancholie aber richtig zu: „On The Square“ klingt, als hätte sich Bill Fay in Steely Dan verguckt. Einer der besten Songs, die Mac DeMarco bisher geschrieben hat. Kein Witz!

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