Luke Roberts – Der mit dem Hund
Wunderbarer Appalachen-Folk aus Brooklyn: Songschreiber Luke Roberts
Wenn Luke Roberts von seinem Leben erzählt, malt er mit seinen Worten eindrückliche amerikanische Bilder. Das von der verrückten, übergeistlichen Kirchengemeinschaft in Nashville, der seine Familie angehörte, als er klein war. Das von der Holzhütte in North Carolina, in die sein Vater die Familie übersiedelte, als die Kirche zu extrem wurde. Das vom strengen Vater, wie er vor der Hütte saß und Bluegrass spielte. Das vom Trainhopping – Roberts hüpfte auf fahrende Züge und fuhr ziellos durch Amerika. Schließlich das von tagelangen Reisen in Greyhound-Bussen, in denen Roberts ganze Alben auf schäbigen Gitarren schrieb.
„Das sind meine Wurzeln“, sagt Roberts, „ich beschäftige mich viel damit, die inneren Landschaften meiner Kindheit zu erforschen. Warum wollte ich immer weglaufen – und wohin?“ Auf dem Cover seines zweiten Albums, „The Iron Gates At Throop And Newport“ (dort findet man Roberts‘ Apartment in Brooklyn), ist ein Foto, das die Mutter in jungen Jahren zeigt. Sie trägt Roberts‘ Schwester auf dem Rücken, auf dem T-Shirt steht „Loveless“. „Sie sieht wunderbar aus, nicht wahr?“ sagt Roberts. „Ich verstehe das Foto nicht, aber es berührt mich.“
Roberts, der früher in Hardcore-Bands sang, spricht mit leiser Stimme und lächelt entschuldigend, wenn er etwas sagt. Auch seine Musik ist fragil, doch sie belegt auch eine reife künstlerische Persönlichkeit. Auf „The Iron Gates …“ ist wundervolles US-amerikanisches Songwriting zu finden, dem man die Prägung durch Appalachian Folk und Blues deutlich anhört. Roberts spielt und singt wie die frühen Alternative-Country-Künstler, karg und windschief, mit gebrochener Stimme und eben deshalb tief berührend. Die Liedtexte lesen sich wie impressionistische Gedichte über die Liebe, den Ozean und das Blut Jesu – da denkt man wieder an die Kirche in Nashville.