Loudon Wainwright III fühlt sich allein immer noch am wohlsten
Das war schon ein seltsames Paar aneinemlauen Sommerabend in der Duisburger Gießhalle: Van Dyke Parks – mit der Statur eines kleinen, etwas dicklichen Katers – saß links am Klavier, Loudon Wainwright ID, der etwas ungelenke Schlacks mit den zu großen Füßen, stand mit Gitarre in der Bühnenmitte. Anlässlich des „Century Of Song“-Festivals wurden die beiden begleitet von Bill Frisell und Band sowie dem kongenialen Mondriaan Quartett. Die zwei Hauptakteure ergänzten sich prächtig: der Song- und Sound-Archivar Parks, der etwa den alten englischen Folksong ,3uteher Boy“ mit historischen Bemerkungen einleitete, und Wainwright, der Hank Williams‚ „I’m So Lonesome I Could Cry“ sang – nicht ohne zuvor in einem eigenen Song seinen Besuch des der Songschreiberlegende gewidmeten Museums in Montgomery/Alabama zu schildern.
„Ich bin total von mir besessen und selbst mein liebstes Thema für einen Song“, gibt ein entspannter Wainwright am nächsten Morgen im Foyer eines Essener Hotels sitzend zu. Meistens steht er allein auf der Bühne, doch von den Fähigkeiten seiner Mitmusiker zeigt er sich beeindruckt. Mit dem alten Freund Parks hat er zuvor erst einmal öffentlich zusammengespielt – zu hören ist das auf seinem neuen Live-Album „So Damn Happy“. „Ich mag es, wenn ich spontan entscheiden kann, welchen Song ich als nächstes spiele; so entwickelt jedes Konzert seine eigene Dynamik. Das geht nun mal am besten allein. Ich spiele die Songs ja nicht, wie man im Theater eine Rolle spielt“, sagt der ausgebildete Schauspieler über seine ausgeprägte Mimik und die drolligen Gesten, die wichtiger Bestandteil seiner Performance sind. „Eher würde ich sagen, ich wohne in ihnen.“ In den letzten Monaten hat er schon wieder einige neue Wohnstätten geschaffen: Für das nächste Studioalbum sind 20 Songs geschrieben – und auf dem Flug nach Duisburg entstand noch ein neuer: „When You Leave“.
Ob er sich von seinen Kinder Martha und Rufus, die ebenfalls erfolgreich Musik machen, herausgefordert fühlt?
„Alles an ihnen ist herausfordernd“, lacht er. „Vor allem herauszufinden, wie man mit ihnen zusammenleben kann.“ Was wohl nicht immer leicht war – denkt man an die zahllosen, in Songs thematisierten Probleme, die er damit hatte, seine Kinder zu akzeptieren und mit ihnen klarzukommen. Oder an das ausschweifende Leben von Sohn Rufus, das der auf seinem letzten Album „Poses“ zum Thema machte. Angst vor einer Schreibblockade hat Loudon jedenfalls nicht: „Wenn ich keinen guten Song schreiben kann, schreibe ich eben einen schlechten einfach um dranzubleiben. Ich kann ja über alles einen Song machen, auch über diese Flasche hier – obwohl ich wohl lieber doch was über mich schreiben würde, wenn ich so drüber nachdenke (lacht).“