Lou Reed bringt die Stücke seines Edgar-Allan-Poe-Reigens konzertant zur Aufführung

Seit er selbst ein Klassiker ist, also allerspätestens seit „New York“, widmet sich Lou Reed den letzten Dingen, der Literatur und dem Theatec Nachdem er für Robert Wilsons „TimeRocker“ die sehr laute Musik geschrieben hatte, arbeitete er mit dem Bildermagier auch bei „POEtry“ zusammen. Eben erschien das Album „The Raren“, sogar in einer Deluxe-Ausgabe für Anspruchsvolle – und nun fuhrt Reed den Raben auch konzertant auf. Bei allen Vorbehalten gegenüber Literatur-Rock der späten Tage: Schon die Todesfuge „Magic And Loss“ rezitierte Reed 1992 zwar mit Lesebrille und Leichenbittermiene, verwandelte das Konzert am Ende aber in einen großartigen, lärmigen Rock-Reigen: „Walk On The Wild Side“, „Sattelite Of Love“ und die knorrigen, unschlagbaren Songs von York“ machten die elegischen, papierenen Szenen des überambitionierten Albums fast vergessen.

Auch „The Raven“ berückt weniger mit theatralischen Rezitationen von Willem Dafoe und Laurie Anderson als mit Reeds elektrischer Gitarre, mit Mike Rathke und Fernando Saunders. Überhaupt hält der Grander gar nichts von Texttreue und ist gewiss kein Intellektueller alteuropäischen Zuschnitts.

Einen kecken Fragesteller aus Old Europe vernichtete er kürzlich in einem New Yorker Cafe übel gelaunt mit Gegenfragen und der Verweigerung jeder Höflichkeit. Wie man bloß in München leben könne, wunderte sich Onkel Lou laut. Nun besucht er die Stadt.

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