LOST & FOUND

Es gibt zwei Alben der Beach Boys, die selbst Leute kennen, die sich eigentlich überhaupt nicht für diese Band interessieren. „Pet Sounds“ und „Smile“. Erstgenanntes, weil es nie fehlen darf, wenn es um die großen Meisterwerke der Popmusik geht, und Letztgenanntes, weil es zum Mythos wurde. Ein Werk, das nie erschien, weil sein Schöpfer darüber verrückt wurde. „Smile“ musste einfach das ultimative Album sein, wenn Brian Wilson, eines der größten Genies des Pop, bei der Arbeit daran an seine Grenzen gestoßen war. Und vielleicht war es das auch, zumindest solange man es nicht hören konnte. Denn jeder Fan konnte sich die Leerstellen zwischen den bekannten Tracks selbst ausmalen, konnte zum Schöpfer des perfekten Popalbums werden.

Nicht alle im Produktionsprozess verloren gegangenen Alben wurden mit den gleichen Erwartungen und Wünschen aufgeladen wie „Smile“, doch alle tragen ein Geheimnis in sich und sind mit einer oft tragischen Geschichte verbunden. Und einige wurden dadurch mit der Zeit so attraktiv, dass sie schließlich, oft viele Jahre später, zum Teil oder in Gänze doch noch erschienen. Zwanzig solcher lost albums stellen wir hier vor.

CONNIE CONVERSE

„How Sad How Lovely“

Aufgenommen 1954

Niemand weiß, wie viele große Alben verloren gingen, weil die Künstler nie die Möglichkeit bekamen, in ein Tonstudio zu gehen. Stellvertretend für all jene steht Elizabeth Eaton „Connie“ Converse. In den Fünfzigern arbeitete sie bei einer Firma für Fotodruck in New York und lebte in Greenwich Village. Auf einer Party wurde sie von einem Musikliebhaber entdeckt, und Gene Deitch, Art Director eines Jazzmagazins, Musikarchivar und späterer Animationsfilmer, lud die damals 30-Jährige für Demo-Aufnahmen in seine Küche ein. Ein Label fand er für ihre eigenwilligen melancholischen Songs jedoch nicht. 1961 zog Converse nach Ann Arbor, Michigan, 1974 packte sie ihr Hab und Gut in ihren VW Käfer und verschwand spurlos.

Veröffentlichungen: 2009 erschienen 17 von Converses Demos schließlich unter dem Titel „How Sad How Lovely“.

BOB DYLAN & THE BAND

„The Basement Tapes“

Aufgenommen 1966/67

Als Bob Dylan sich nach seinem Motorradunfall 1966 in die Einsiedelei nach Woodstock zurückzog und mit seinen Tourmusikern informell in Kellern und Proberäumen Musik machte, plante er kein Album. Doch Songs wie „I Shall Be Released“,“This Wheel’s On Fire“,“Quinn The Eskimo (The Mighty Quinn)“,“Tears Of Rage“ und „You Ain’t Goin‘ Nowhere“ hätten ohne Qualitätsverlust an die heilige Mitt-60er-Trilogie aus „Bringing It All Back Home“,“Highway 61 Revisited“,“Blonde On Blonde“ angeknüpft. Einige Songs ließ Dylan auf Azetate pressen, um sie anderen Musikern anzubieten, sieben davon tauchten 1969 auf dem ersten Bootleg der Popgeschichte auf, die Sessions wurden unter dem Titel „The Basement Tapes“ zum Mythos.

Veröffentlichungen: 1975 brachte Dylan auf öffentlichen Druck einige Aufnahmen mit neuen Overdubs und drei nicht aus den Basement-Sessions stammenden The-Band-Songs auf dem Doppelalbum „The Basement Tapes“ heraus. Weitere Basement-Aufnahmen erschienen in seiner „Bootleg Series“-Reihe, der Track „I’m Not There“ findet sich auf dem Soundtrack des gleichnamigen Films von Todd Haynes.

THE BEACH BOYS

„Smile“

Aufgenommen 1966/67

Die Mutter aller lost albums, der Heilige Gral der Popmusik. Mit dem bereits während der „Pet Sounds“-Sessions entstandenen „Good Vibrations“ im Rücken machte Brian Wilson sich gemeinsam mit Textdichter Van Dyke Parks an seine „teenage symphony to god“. „Smile“ sollte eine Feier Amerikas werden – der Musik, der nicht immer rühmlichen Geschichte und der Landschaft. Die Aufnahmen begannen im Oktober 1966, ein halbes Jahr später gab Brian Wilson auf. Der Widerstand innerhalb der Band und die eigenen Ansprüche waren zu groß geworden, er hatte den Überblick über all die Tracks verloren, die er zu einem großen Ganzen zusammenfügen wollte. Das Material verschwand großenteils im Archiv, das Album wurde zugunsten des weniger ambitionierten „Smiley Smile“ verworfen.

Veröffentlichungen: 2004 stellte Wilson das Album mit Hilfe von Parks und seiner Tourband fertig. Es erschien als „Brian Wilson presents Smile“. Die Aufnahmen aus den Sechzigern erschienen 2011 als „The Smile Sessions“.

ROBERT WYATT

„’68“

Aufgenommen 1968

Nachdem Soft Machine mit der Jimi Hendrix Experience durch die USA getourt waren, blieb Schlagzeuger Robert Wyatt noch eine Weile in Kalifornien und reiste dann als Gast der Experience nach New York weiter. An beiden Orten konnte er kostenlos Studios nutzen und spielte quasi im Alleingang – Jimi Hendrix half einmal am Bass aus – ein Album ein. Brian Hoppers Piano-Blues „Slow Walkin‘ Talk“ stammte noch aus Wilde-Flowers-Zeiten, im fast 20-minütigen „Rivmic Melodies“ probierte Wyatt gemeinsam mit Kevin Ayers komponierte Songs aus, die später auf der ersten Seite des zweiten Soft-Machine-Albums erscheinen sollten, „Moon In June“ wurde in einer neuen Aufnahme der Höhepunkt des Nachfolgers „Third“ und „Chelsea“ erschien 1972 ein bisschen umgemodelt als „Signed Curtain“ auf dem ersten Album von Wyatts neuer Band Matching Mole.

Veröffentlichungen: Die Aufnahmen erschienen 2013 unter dem Titel „’68“.

THE WHO

„Lifehouse“

Aufgenommen 1970-1999

Während der Tour zu „Tommy“ kam Pete Townshend die Idee zu einer Sci-Fi-Rock-Oper, in der er Sufi-Mystik und die transzendentalen Qualitäten der Rockmusik vereinen wollte. Die Songs, die er für dieses Projekt schrieb und in Demo-Versionen aufnahm, sollten in eine Filmnarration eingebettet werden. Doch die Universal Studios, bei denen The Who gerade einen Deal über zwei Filme unterzeichnet hatten, zeigten sich von seinem Drehbuch nicht begeistert, auch bei den ersten Spontankonzerten mit den neuen Songs hob das Konzept nicht ab, und so entschied sich die Band, „Lifehouse“ auf Eis zu legen und stattdessen ein konventionelles Rockalbum zu veröffentlichen.

Veröffentlichungen: Einige der „Lifehouse“-Songs finden sich auf „Who’s Next“ sowie auf Townshends erstem Soloalbum „Who Came First“. Townshend schrieb die ganzen Siebziger hindurch an weiteren Songs für das Projekt (einige finden sich auf „Who Are You“) und änderte die Storyline. Seine Vollendung fand das Konzept schließlich 1999 in einem zweistündigen BBC-Hörspiel und der Sechs-CD-Box „Lifehouse Chronicles“ von 2000.

JOHN PHILLIPS

„Jack Of Diamonds“

Aufgenommen 1972/73

Phillips‘ erstes Soloalbum nach dem Ende von The Mamas And The Papas floppte, und er widmete sich danach erst mal anderen Projekten, schrieb Filmmusiken und begann gemeinsam mit seiner Frau Genevieve Waite mit den Arbeiten an einem Musical. Doch 1972 startete er u.a. mit Van Dyke Parks, Jim Gordon und Alan Estes von den Mothers Of Invention Sessions für ein zweites Solowerk, das ein bisschen klang wie John Lennons Soloalben aus jener Zeit – jedenfalls eher nach Ost- als nach Westküste. Doch Phillips brachte die Aufnahmen nicht zu Ende, zog schließlich nach London und begann mit Mick Jagger und Keith Richards ein neues Projekt, das ebenfalls zu seinen Lebzeiten nicht veröffentlicht wurde.

Veröffentlichungen: Die Aufnahmen aus den US-Sessions erschienen 2007 als „Jack Of Diamonds“, die mit Jagger und Richards aufgenommenen Tracks schon im März 2001 unter dem Titel „Pay Pack And Follow“.

NEU!

„Neu! 4“

Aufgenommen 1985/86

Zehn Jahre nach dem dritten Neu!-Album gingen Klaus Dinger und Michael Rother ins Studio, um unter dem alten Namen eine neue Platte zu machen. Produziert von Conny Plank, sollte es einerseits eine Rückbesinnung auf den Krautrock-Minimalismus früherer Tage und andererseits eine Orientierung an den Sounds der New Wave werden. Doch richtig einigen konnten sich die beiden so unterschiedlichen Partner auf eine musikalische Richtung wohl nicht, und so zerbrach das vierte Neu!-Album an den Spannungen, die vor allem die ersten beiden Alben so besonders gemacht hatten.

Veröffentlichungen: Dinger gab die Aufnahmen 1995 ohne Rothers Wissen frei, und das Album erschien unter dem Titel „Neu! 4“. Darauf hin war das Verhältnis der beiden Musiker vollkommen zerrüttet, und sie fanden erst sechs Jahre später für das Reissue der ersten drei Alben wieder zusammen. „Neu! 4“ wurde aus dem Verkehr gezogen und erschien 2010, zwei Jahre nach Dingers Tod, in der Überarbeitung von Rother noch einmal als „Neu! 86“.

SIBYLLE BAIER

„Colour Green“

Aufgenommen 1970-1973

In Wim Wenders‘ „Alice in den Städten“ sieht man eine schöne junge Frau auf einer Rheinfähre stehen. Als die Kamera sich ihr nähert, hört man sie singen: „Softly, in my heart of mine I talk to you/About my actual favorite matter/That’s how to live and laugh and feel better/I cut the bread for them and they run/My daughter my son one by one“. Die Frau ist die Schauspielerin und Songwriterin Sibylle Baier, das Lied hat sie selbst geschrieben. Anfang der Siebziger hat sie eine ganze Reihe ihrer spröden Folksongs aufgenommen – unter anderem auch für Jochen Richters Film „Umarmungen und andere Sachen“. Ein Album wurde daraus nicht. Baier zog in die USA und widmete sich ihrer Familie, statt weiter Musik zu machen.

Veröffentlichungen: Baiers Sohn Robby schickte die Aufnahmen seiner Mutter an J Mascis von Dinosaur Jr., der sie schließlich dem Label Orange Twin empfahl. Dort erschien 2006 das Album „Colour Green“ mit 14 Songs. Ein weiteres Album soll in Planung sein. Auch auf dem Soundtrack des Wenders-Films „Palermo Shooting“ findet sich ein Baier-Song.

NEIL YOUNG

„Homegrown“

Aufgenommen 1974/1975

Neil Young hatte nach dem Ende seiner Beziehung zur Schauspielerin Carrie Snodgrass ein ganzes Album mit äußerst persönlichen Songs geschrieben und sie großenteils allein mit akustischer Gitarre und Mundharmonika aufgenommen. Das „Homegrown“ betitelte Werk sollte der Nachfolger von „On The Beach“ werden. Als er die Aufnahmen ein letztes Mal abnehmen wollte, entdeckte er auf dem Band ein weiteres bisher unveröffentlichtes Werk, das er 1973 nach den Drogentoden des Crazy-Horse-Gitarristen Danny Whitten und des Roadies Bruce Berry aufgenommen hatte – „Tonight’s The Night“. Daraufhin entschied er sich, das Trennungsalbum „Homegrown“ zurückzuhalten und stattdessen die dunkle, intensive Trauerarbeit zu veröffentlichen.

Veröffentlichungen: Einige der „Homegrown“-Songs tauchten in der zweiten Hälfte der Siebziger auf Youngs Alben auf, einer, „White Line“, sogar erst 1991 auf „Ragged Glory“. Eine vollständige Version von „Homegrown“ soll in der zweiten Folge von Youngs „Archives“ erscheinen.

VAN MORRISON

„Mechanical Bliss“

Aufgenommen 1974/1975

Van Morrison war in den drei Jahren zwischen seinem Meisterwerk „Veedon Fleece“ von 1974 und dem enttäuschenden „A Period Of Transition“ nicht untätig, sondern nahm in dieser Zeit starke, lange unter Verschluss gehaltene Stücke wie „The Twilight Zone“,“I Have Finally Come To Realize“ und „There There Child“ sowie überlegene Versionen der später auf anderen Alben veröffentlichten Songs „The Streets Only Know Your Name“,“Joyous Sound“ und „Flamingos Fly“ auf. „Mechanical Bliss“ hätte das Album heißen sollen. Morrison verwarf die Aufnahmen jedoch und erklärte später, sie seien nicht mehr als eine längere Jam-Session gewesen. Der Illustrator Larry Zox hatte allerdings schon ein Cover für das neue Werk gestaltet – das verkaufte er schließlich an Steely Dan, die es für ihr Album „The Royal Scam“ übernahmen.

Veröffentlichungen: Einige Aufnahmen aus den „Mechanical Bliss“-Sessions finden sich auf Morrisons Raritätensammlung „Philosopher’s Stone“ von 1998.

BRUCE SPRINGSTEEN

„The Ties That Bind“

Aufgenommen 1979

Nach dem Erscheinen von „Darkness On The Edge Of Town“ im Spätsommer 1978 sollten nicht wieder drei Jahre verstreichen bis zum nächsten Springsteen-Album. Im Mai 1979 rief der Boss daher seine Angestellten von der E Street Band zusammen und nahm in – für seine Verhältnisse – kürzester Zeit einige äußerst eingängige konzise Popstücke wie „Cindy“,“Hungry Heart“, „Be True“ und Story-Songs wie „The River“ und „Stolen Car“ auf. Im Oktober war das Album fertig – „The Ties That Bind“ sollte es heißen, doch Springsteen machte in letzter Sekunde einen Rückzieher. Die zehn Songs erschienen ihm nach dem massiven Vorgänger zu frivol und leicht, und er entschied sich für ein gewichtigeres Statement. Im August 1980 hatte er schließlich ein Doppelalbum beisammen – „The River“.

Veröffentlichungen: Einige Tracks aus den „The Ties That Bind“-Sessions landeten auf „The River“ von 1980, andere kann man auf der Raritätensammlung „Tracks“ von 1998 hören.

THE GO-BETWEENS

„78 ‚Til 79“

Aufgenommen 1978/79

Die Geschichte der Go-Betweens wäre vermutlich vollkommen anders verlaufen, wenn sie bereits Ende der Siebziger einen Plattenvertrag ergattert hätten, als sie in Robert Forsters Jugendzimmer ihre ersten Songs aufnahmen. Damals waren Forster und Grant McLennan noch weit entfernt vom spröden New Wave ihrer ersten beiden Alben. Die Vorbilder hießen Creedence Clearwater Revival, The Mamas And The Papas, The Monkees, Television, Bob Dylan und Jonathan Richman. Forster, damals noch Haupt-Songwriter, sang über lang vergessene Schauspielerinnen, zu heiße Sommer, Bibliothekarinnen und den Klang des Regens, McLennan übte sich am Bass, die Schlagzeuger wechselten.

Veröffentlichungen: Die zu dieser Zeit entstandenen selbst finanzierten Singles „Lee Remick/Karen“ und „People Say/Don’t Let Him Come Back“ wurden 1999 mit Demo-Aufnahmen als „78 ‚Til 79: The Lost Album“ kompiliert.

DENNIS WILSON

„Bambu“

Aufgenommen 1978

Mit seinem ersten Soloalbum, „Pacific Ocean Blue“, trat Beach Boy Dennis Wilson 1977 ein paar Schritte aus dem Schatten seiner Brüder Brian und Carl heraus und etablierte sich als Songwriter. Ein Nachfolger mit dem Titel „Bambu“ war geplant. Doch Alkoholexzesse und andere Drogen, Eheprobleme und finanzielle Engpässe, die dazu führten, dass die Beach Boys ihr bandeigenes Studio verkaufen mussten, sabotierten die Arbeiten – zudem stand eine neue Band-Platte an. Zwei der „Bambu“-Songs, „Love Surrounds Me“ and „Baby Blue“, erschienen daher schließlich auf dem enttäuschenden „L. A. (Light Album)“ der Beach Boys.

Veröffentlichungen: Die fertiggestellten Tracks für „Bambu“ erschienen 2008 auf dem Reissue von „Pacific Ocean Blue“.

BILL FAY GROUP

„Tomorrow Tomorrow And Tomorrow“

Aufgenommen 1978-1981

Nach seinem erfolglosen zweiten Album „Time Of The Last Persecution“ von 1971 verlor der britische Songwriter Bill Fay seinen Plattenvertrag und verschwand in der Versenkung, aus der er erst 41 Jahre später mit „Life Is People“ wieder auftauchte. Doch schon Ende der Siebziger fand Fay sich mit dem Gitarristen Gary Smith, dem Bassisten Rauf Galip und den Schlagzeugern Bill Stratton und Bazz Smith zusammen, um an einem neuen Album zu arbeiten. Den apokalyptischen Folk hatte er hinter sich gelassen, die Songs waren heller und hatten einen leichten 70s-Jazz-Rock-Anstrich. Doch am Desinteresse der Plattenfirmen an Fays Musik änderte das nichts.

Veröffentlichungen: Fay-Verehrer David Tibet von Current 93 veröffentlichte die Aufnahmen für das geplante dritte Fay-Album 2005 auf seinem Label unter dem Titel „Tomorrow Tomorrow And Tomorrow“.

PRINCE

„The Funk Bible (The Black Album)“

Aufgenommen 1986/1987

Eine Woche vor der geplanten Veröffentlichung am 8. Dezember 1987 zog Prince den Nachfolger von „Sign O’The Times“ zurück. Angeblich waren ihm diese Songs über Sex und Gewalt nicht mehr ganz geheuer, vielleicht war ihm auch einfach der etwas schlichte Hymnus an Cindy Crawford („Cindy C.“) peinlich. Die bereits versandten Promo-Exemplare des Albums steckten in einer schwarzen Hülle, sodass das Werk schließlich unter dem Namen „The Black Album“ bekannt und als meistgesuchtes Bootleg gehandelt wurde, obwohl es einer Pressemeldung zufolge adäquat „The Funk Bible“ hätte heißen sollen.

Veröffentlichungen: Das „Black Album“ erschien schließlich 1994 bei Warner. Die Plattenfirma schaltete eine Anzeige im „Billboard“-Magazin, in der sie Besitzern des Bootlegs anbot, dieses gegen die offi zielle Version einzutauschen.

BEASTIE BOYS

„Country Mike’s Greatest Hits“

Aufgenommen 1997/1998

Zusammen mit dem Regisseur Spike Jonze arbeiteten die Beas tie Boys Ende der Neunziger an einem Drehbuch für einen Film mit dem Arbeitstitel „We Can Do This“. Die Handlung war denkbar einfach: Ein Country-Sänger wird zum Star und stürzt ab, versumpft in Drogensucht und krummen Geschäften und taucht mit einer eigenen Fernsehshow wieder auf. Country Mike sollte der Antiheld heißen – gespielt von Mike D. Als sie ihr Album „Hello Nasty“ beendet hatten, entschlossen sich die Beastie Boys, noch ein paar Tage dranzuhängen und Country Mike mit Country-Songs zu versorgen. Mike D verschenkte einige Exemplare des Albums an Freunde, Bootlegs wurden gehandelt, der Film aber wurde nie realisiert.

Veröffentlichungen: Zwei Songs erschienen 1999 auf „Beastie Boys Anthology: The Sounds of Science“.

DAVID BOWIE

„Toy“

Aufgenommen 2000/2001

Für den Nachfolger zu seinem Album „Hours“ von 1999 hatte David Bowie sich ein seltsames Konzept ausgedacht: Neben neuen Songs sollte die Platte auch Remakes von obskuren Songs aus seiner Vergangenheit beinhalten – etwa eine Neuinterpretation seiner allerersten Single „Liza Jane“ und der B-Seite der 66er-Single „Rubber Band“,“The London Boys“. Bei einem Chat auf seiner Website erklärte er, das Album sei fertig, und er warte nur noch auf das Okay von seiner Plattenfirma. Das kam anscheinend nie.

Veröffentlichungen: Zwei der „Toy“-Songs, „Afraid“ und „Uncle Floyd „(umbenannt in „Slip Away), erschienen 2002 schließlich auf „Heathen“.

RYAN ADAMS

„The Suicide Handbook“

Aufgenommen 2001

Anfang des Jahrtausends war Ryan Adams unbestrittener König des verschollenen Albums. „48 Hours“, „The Suicide Handbook“,“The Pinkhearts“,“The Swedish Sessions“ und „Love Is Hell“ fanden alle keine Gnade vor den Ohren seines Labels.“The Suicide Handbook“, das der Whiskeytown-Sänger als Nachfolger seines Solodebüts „Heartbreaker“ vorgesehen hatte, war den Verantwortlichen bei Lost Highway „zu traurig“. Adams selbst bezeichnete diese 21 vom ehemaligen Bob-Dylan-Sidekick Bucky Baxter an der Pedal Steel begleiteten Songs als „my most majestic piece ever“.

Veröffentlichungen: Sechs der Songs erschienen in Bandversionen auf „Gold“,(2001), drei weitere Tracks aus den Sessions sind mit leichten kosmetischen Korrekturen auf „Demolition“ (2002) gelandet.

ELLIOTT SMITH

„From A Basement On The Hill“

Aufgenommen 2002/2003

Vier Jahre dauerten die Arbeiten am Nachfolger zu „Figure 8“ bereits, als Elliott Smith am 21. Oktober 2003 unter immer noch ungeklärten Umständen an einer Stichwunde im Bauch starb. Er hatte sich von seinem Label Dreamworks und seinem langjährigen Produzenten Rob Schnapf getrennt und suchte nach einem neuen Sound. Unter anderem arbeitete er mit dem Produzenten Jon Brion und dem Flaming-Lips-Schlagzeuger Steve Drodz an neuen Tracks. 30 Songs lagen zum Zeitpunkt seines Todes mehr oder weniger fertig vor. Vermutlich plante Smith ein Doppelalbum, doch eine Tracklist gab es nicht.

Veröffentlichungen: Rob Schnapf und Smiths Ex-Freundin Joanna Bolme stellten 15 der vorliegenden Tracks fertig, diese erschienen ein Jahr nach Smiths Tod als „From A Basement On The Hill“.

FIONA APPLE

„Extraordinary Machine“ (Jon Brion Version)

Aufgenommen 2002/2003

Fiona Apple trug sich nach der Tour zu ihrem zweiten Album „When The Pawn …“ mit dem Gedanken, ihre Karriere zu beenden. Doch ihr Produzent Jon Brion überredete sie schließlich zu einem weiteren Album. Die Aufnahmen begannen Ende 2002 im Ocean Way Studio in Hollywood, dann zog die Produktion auf ein 1923 für den Stummfilmstar Antonio Moreno errichtetes Anwesen um, schließlich wurden Streicher in den Londoner Abbey Road Studios aufgenommen. Im Mai 2003 war das Album fertig, doch die Plattenfirma Epic sah kein kommerzielles Potenzial und sagte die geplante Veröffentlichung ab. Im Februar 2005 spielte ein Radio-DJ aus Seattle einige Songs des Albums von einer Bootleg-CD, wenig später kursierten weitere Aufnahmen im Internet.

Veröffentlichungen: Apple überarbeitete die Aufnahmen mit dem Dr.-Dre-Produzenten Mike Elizondo. Die ambitionierte Brion-Produktion wurde heruntergefahren, die Arrangements wurden verschlankt, bis das Album den ersten beiden Apple-Alben so sehr ähnelte, dass Epic sich 2005 zu einer Veröffentlichung entschloss. Fans schwören auf die Bootleg-Version.

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