Locas in Love Studiotagebuch VII: Something For The Weekend
Die Kölner Indieband Locas In Love auf den Spuren ihrer Helden: Mit Paul Savage (Ex-Delgados) nehmen sie in Glasgow ihr neues Album auf. Für uns berichten sie exklusiv von ihrer Reise und aus den Studios des Chemikal Underground-Labels.
Björn Sonnenberg (Gesang, Gitarre), Stefanie Schrank (Bass, Gesang, Keyboards), Jan Niklas Jansen (Gitarre) und Christian Schneider (Drums, Glockenspiel, Percussion) sind zusammen Locas In Love. Die Kölner fuhren Anfang 2010 nach Glasgow, um mit Paul Savage den Nachfolger ihres letzten Studioalbums „Saurus“ aufzunehmen. Dafür befanden sie sich in den Studios des Labels Chemikal Underground, dem wir neben den Delgados z. B. auch Mogwai und Aereogramme verdanken. Björn Sonnenberg hat exklusiv für uns Tagebuch geführt. Ein wunderbarer, unterhaltsamer Textwust, der auf tragikkomische Weise die Ereignisse erzählt, die zur Entstehung des Albums „Lemming“ führten. (Alle Teile finden Sie in der Spalte „Artikel“ rechts neben dem Text.)
7: Something for the weekend
Auf der Fahrt zum Studio hören wir meistens Radio, im Sender ‚Rock‘ ist Flying V-Day und es soll nur Musik gespielt werden, an der die ungewöhnliche und unpraktische Gitarre beteiligt ist, die in den späten 50ern futuristisch wie die Jetsons wirken mußte. Obwohl, Jetsons lief, glaube ich, erst in den frühen 60ern. Letzten Herbst wollte ich mir unbedingt eine Gretsch Astrojet kaufen, eine kaum bekannte Gitarre, die 1964 zur allgemeinen Gleichgültigkeit gebaut wurde und wirklich aussieht wie eine Space-Gitarre, auf der die Jetsons spielen würden. Ich wünschte, man könnte mehr Bilder zeigen auf dieser Seite, damit es anschaulicher würde, was ich erzähle. Wie dem auch sei, die Astrojet entdeckte ich tatsächlich mal in einem Laden in Hoboken, aber fand sie klobig und eher wie ein Nierentischlein mit Tonabnehmern. Im Rockradio kann man auch irgendwas gewinnen, Gitarren von Gibson oder eine CD von Metallica. Die Auswahl der Musik wirkt willkürlich, aber wie will man auch prüfen, wo nun eine Flying V beteiligt war.
Wir arbeiten ‚Ist das Blut?‘ um, es ist nun kürzer und kommt schneller zum Punkt, bei einem anderen, dessen Arbeitstitel zu irreführend wäre, um ihn aufzuschreiben, brauchen wir lange um es durch winzige Veränderungen endlich zu bezwingen. Wenn wir an Liedern herumprobieren, stehen wir im Raum und spielen, Paul kommt dazu und spielt oft mit, das ist auch immer schön. Stefanie spielt nun abwechselnd Mellotron und Baß, Paul Klavier, Snyde wirft nahezu alle rappelig-zappeligen Rollen und Wirbel raus und endlich marschiert es los. Herrlich. Dasselbe bei ‚Una Questa‘, das zwar sehr schön war, aber der letzte verbliebene Song war, den wir mit diesem Country-Schmiß spielten wie zB ‚To get things straight‘ vom Saurus-Album, was nicht mehr recht zum Rest paßt. Lange denken wir, daß das Stück eben so funktioniert und man es entweder so spielen kann oder es ganz bleiben läßt. Aber die Wunderwaffe ’stoisch durchmarschieren‘ ist wie so oft im Leben auch hier die Antwort.
Stuart von Mogwai ruft an und bucht das Studio für August bis September um mit Paul das neue Album zu machen. Aufregend! Mit dem ADAC haben wir eine Art Pattsituation erreicht: solange wir das Auto nicht zurückgeben können, besteht wohl eine Möglichkeit, über die Schadensregulierung zu gehen und die entstehenden Kosten für den Mietwagen ersetzt zu bekommen. Hoffentlich klappt es. Jeder weitere Tag, den wir eingeschneit sind könnte uns so 81,50 sparen. Die holländische Autovermietung Logicx erläßt uns immerhin einen weiteren Tag und bittet darum, daß wir in touch bleiben, wann wir den Wagen zurückgeben. Schade, daß es kein besseres Auto ist, wenn wir es nun sowieso an der Backe haben. Falls jemand mit dem Gedanken spielt, sich einen Opel Zafira zu kaufen, möchte ich ganz dringend abraten. Es ist ein unübersichtliches, dummes Auto, das ständig etwas will, zB vor Slipgevaar warnen, wenn es einfach nur kalt ist, aber nicht warnen, wenn man wirklich mal über Glatteis fährt bzw. slipt. Dauernd schreit es danach, daß wir den stand waswater controleren sollen. Wir fühlen uns durch die ständigen Kommandos bevormundet und controleren das (het) waswater extra nicht, fahren stattdessen mit verschmierter Scheibe. Es ist auch so gebaut, daß es mehrere tote Winkel gibt, ich sage überzeugt: Hände weg (stattdessen mal lieber über einen alten Volvo oder rostigen Sprinter nachdenken, wir hätten beides im Angebot).
Ins Studio kommt überraschender Besuch: die Lokalzeitung ‚The Hamilton Advertiser‘ will etwas über Label und Studio bringen, ich glaube für eine Abteilung, wo local businesses vorgestellt werden. Stefanie öffnet dem Reporter die Türe, der begeistert ist, daß nicht etwa Mogwai oder Franz Ferdinand zu Besuch sind, die ohnehin in der Gegend wohnen, sondern daß Deutsche (wir) so weit angereist sind, um in Hamilton aufzunehmen. Ein Fotograf wird geschickt und macht Bilder von Emma, Paul und uns, u.a. eines, auf dem wir so tun als würden wir gerade im Aufnahmeraum musizieren. Endlich gilt man mal irgendwo als exotisch, der deutschen bzw. Kölner Herkunft haftet ja meistens (und nicht zu unrecht) eine gewisse (rheinländische) Muffigkeit an, die selten als interessant und häufig als unangenehm wahrgenommen wird. Nicht heute! Wir schillernden Exoten im Freizeitlook werden fotografiert als seien wir Fußballstars.
Wir erinnern uns, wie wir mit Karpatenhund mal wochenlang vom Spiegel begleitet wurden – wir waren Aufhänger für einen Wirtschaftsartikel, in dem es darum ging, wie in den Zeiten des Labelsterbens ein Majorlabel versucht, einen neuen ‚Act‘ am ‚Markt‘ zu ‚breaken‘. Dafür wurde einmal ein Fotograf ins Studio geschickt, dem es nicht spektakulär genug war, was wir an Motiven anboten, wenn wir ganz normal an unseren Aufnahmen werkelten und er bat uns, uns so im Aufnahmeraum aufzubauen, als würden wir gerade etwas erarbeiten. Mauri, unser Schlagzeuger, bekam zB Bongos zugeteilt, die er zuvor wie danach nie in der Hand gehabt hatte, für die Augen des Fotografen aber war das ein sehr viel musikalischeres Motiv.
Wir geben uns selber noch maximal drei Tage, um alle Stücke als Grundgerüst aufzunehmen, damit wir noch Zeit haben, in Ruhe Overdubs zu machen.
Bislang haben wir außer Wohnung, Studio und beider direkter Umgebung wenig gesehen. Selbst der Pub, den wir schon nach einem Besuch als Stammkneipe bezeichnen und ihn liebevoll ‚den Pubber‘ nennen, ist nur 500 Meter von unserer Bude entfernt. Wochenende ist daher Fun Time. Wir wollen durch die Stadt ziehen und alles auskundschaften. Im Schnee sieht es doppelt gut aus.
Achtung, jetzt kommt wieder ein bißchen stream of consciousness, wer davon gelangweilt ist, kann jetzt das Lesen abbrechen und in zwei Tagen die nächste Episode lesen. Ich notiere das, weil ich meine Zeichenvorgabe stets sprenge, als verstünde ich sie nicht. Es ist aber weder das noch mangelnder Respekt vor Vorgaben – oder der Geduld bzw. Zeit von Ihnen oder Ihrem Redakteur Daniel Koch. Es gibt nur immer so viel schönes zu erzählen und wenn dafür weder Papier noch Druckfarbe verbraucht werden müssen, erlaube ich mir, das Internet wie ein Tagebuch zu nutzen und alles dort abzulegen, was ich dann nicht mehr mit mir herumtragen muß. Sozusagen habe ich weniger Brainspace als Webspace und gebe daher alles ans Web ab, was ich nicht griffbereit in mir selber brauche. Nun weiter.
Steffen, der den Server kontrolliert, auf dem unsere Seite liegt und den wir als Mailserver nutzen, hat etwas umgebaut. Seither bekommen wir nur noch Spam, Nachrichten von echten Leuten wiederum werden in den Spamfolder sortiert, wenn sie überhaupt ankommen. Selber verschicken ist auch hakelig, das ist störend. Immerhin, wenn man sich darauf einläßt, ist Spam auch ein nimmermüder Spender von Kuriosem. Manchmal wird man mit dem Tode bedroht und soll dann doch nur Barhocker kaufen, dann wiederum steht der eigene Name in der Betreffszeile und die Nachricht selber ist eine unanständige Bilddatei voller Erektionen, Brüsten, Hintern oder gar Ejakulat.
Mel Schumacher schreibt mir eine Nachricht mit der Betreffszeile ‚Micheal Jackson lebend gesehen‘ (inkl. Tippfehler einkopiert, ein Hinweis von mir für Daniels Lektorat). Leider steht in der Nachricht selber nichts weiter zum Thema, sondern nur daß man ohne Sport abnehmen kann durch eine fabrikneue Methode, die obendrein simpel sei und Freude bringt. Niklas bekommt es auch angeboten, sein Betreff verspricht ihm ‚Lesen Sie das und sie werden Leben‘, die Nachricht ist nahezu identisch:
Gewichtsabnahme muesste heut-zu-tage einfach sein und zusaetzlich schon Genuss machen. Versuchen Sie diese fabrikneue Schlankheits-Methode und er-fahren sie, wie pr0blemlos es heute ist 10 Kilogramm in nur einem Monat ab-zunehmen.
Hier er-halten Sie sie alles, um sofort viel abzunehmen ohne sich zu bewegen.
Essen sie alles was sie wollen!
Mit erfolgreichen Gruessen
Dr. Katey Bayer.
Mein Lieblingsdetail sind vielleicht die erfolgreichen Grüße. Ich werde gleich untenan eine Auswahl meiner Lieblings-Spambetreffszeilen einkopieren, die ich gesammelt habe. Zum Abschluß erzähle ich noch von dem Traum, den ich letzte Nacht hatte: meine Schwester war mit Roger Federer verheiratet, dem sympathischen Schweizer Tennisspieler, der trotz seiner sportlichen Überlegenheit stets bescheiden bleibt. Ich empfand große Aufregung und Freude darüber, daß RF mein Schwager ist, weil ich häufig mit ihm rumhängen konnte. Dabei verriet er mir einmal, daß das Saubermann-Image der ehemaligen japanischen Spitzenspielerin Kimiko Date nicht mit der Wirklichkeit überenstimme. Bei einem Turnier nämlich spielte sie auf dem Platz direkt neben dem, auf dem er sein Match hatte und führte sich dabei unmöglich auf, fluchte wie ein Rohrspatz und machte enormen Radau. RF ging zu ihr und sagte: jetzt ist es doch mal gut, wir können uns kaum auf unser Match konzentrieren, wenn du so einen Lärm machst und unentwegst schreist und schimpfst! Als Antwort spuckte Kimiko Date Roger Federer ins Gesicht.
Das für mich selber Erstaunliche: ich kenne Kimiko Date überhaupt nicht, maximal habe ich ihren Namen in einer Zeitung gelesen, wenn dort Ergebnisse von einem Tennisturnier standen. Wüßte ich mehr über Neurologie, Gehirne usw., könnte ich gewiß einfach erklären, wie sie sich in mein Bewußtsein gespielt hat. So kann ich höchstens raten, daß es evtl. getriggert wurde, als Davy, der aussieht wie einer von den Small Faces, im Studio 2 an einer Filmmusik arbeitete und mit dem Cutter zusammen etwas kochte, wozu sie Datteln, englisch: Dates, anbrieten.
Einen schönen Tag noch und viele Grüße! Björn & LIL
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Chrisitan sex Questions — Most Common
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