Lizzo, Sade, Mykki Blanco nominiert für IMA-Kategorie Style
Hat Stil Grenzen? Das kann man bezweifeln. Die Nominierten in der Kategorie Style des International Music Award – Sade, Mykki Blanco und Lizzo – sind stilprägend, jeweils auf ihre Art. Das gehört ausgezeichnet.
Sade
Sade Adu wird mit der Veröffentlichung des Soul-Jazz-Albums „Diamant Life“ im Jahre 1984 zur Ikone. Eine Coverstory der Londoner Popkultur-Bibel FACE verknüpft die eingängigen Lounge-Klänge mit einem neuen Stil-Bewusstsein der Post-New-Wave-Ära. Bleistiftröcke statt Leoparden-Minis, gedeckte Farben statt Plastik-Fetisch. Die aufkeimende Ära des Acid Jazz wird damit genauso beschworen wie die Popkultur von Cocktail-Bars und gestärkten Oberhemden. Sade selbst steht im Zentrum dieser zeitlosen Eleganz. Die Popversion von Cool Jazz geht um die Welt.
Adu, Tochter eines Nigerianers und einer Britin, studierte Modedesign, arbeitete als Model und sang seit Anfang der Achtziger in Bands. Der Saxofonist Stuart Matthewman wurde zu ihrem Songschreiber und musikalischer Kopf der Soul-Formation Sade, die Sängerin Sade zum Synonym für mondäne Eleganz.
Nach dem Album „Promise“ (1985) zieht sie sich aus dem Musikgeschäft zurück: Sie meidet das Rampenlicht, lehnt Interviews ab. Ihr Auftritt bei Live Aid 1985 und eine Nebenrolle in Julien Temples Film „Absolute Beginners“ bleiben Ausnahmen. In den Neunzigern erscheint eine einzige Platte: „Love Deluxe“; der Song „No Ordinary Love“ bekommt als Teil des Soundtracks von „Ein unmoralisches Angebot“ (1994) einen Grammy. Erst im Jahr 2000 kehrt Sade mit „Lovers Rock“ zurück. Strahlend und entspannt.
Zehn Jahre später erscheint „Soldier Of Love“ in moderner Instrumentierung. Es bleiben unverkennbar Sade-Songs. Der Konzert-Mitschnitt „Lovers Live“ dokumentiert ihre 2001er-Tournee durch Amerika. Ein rares Dokument ihrer Aura von Charisma und Schüchternheit. So zurückhaltend Sade Adu ist, so entschlossen widmet sie sich ihren Anliegen: 2005 nimmt sie den Song „Mum“ für das Benefiz-Album „Voices for Darfur“ auf. Sie engagiert sich seit Langem gegen die brutale Praxis der Beschneidung von Frauen in Afrika. Das zu Stilbewusstsein auch Haltung gehört, hat Sade Adu immer schon gewusst.
Die Stars kommen mit Audi zum International Music Award in Berlin. Audi ist Mobilitätspartner für den neuen Musikpreis. Bevor es am 22. November losgeht, fährt die IMA-Roadshow durch Berlin: Sechs Audi A1 citycarver in den IMA- Farben. Ihr könnt gewinnen – so geht’s: Autos in Berlin finden, QR-Code scannen, mitmachen – mit etwas Glück gibt es jeweils zwei VIP-Karten für den IMA. Am besten auch ein Foto posten, bei Facebook oder bei Instagram (Hashtag #A1citycaver). Ob wir einen Tipp haben? Allerdings – für die IMA-Kategorie „Style“ am 14. November: Kreuzberg! Mehringdamm, Oranienplatz, Checkpoint Charlie, Potsdamer Platz. Bonustipp – Cuz I Love You, Columbiahalle!
Mehr Tipps? Gibt’s hier.
Lizzo
„If I’m shinin‘, everybody gonna shine“ –„wenn ich strahle, strahlen alle“, singt Lizzo in ihrem Song „Juice“. Und wer wäre man, dieser Künstlerin, die wie geboren für die große Bühne wirkt, zu widersprechen? Mit ihrem 2019 erschienenen Album „Cuz I Love You“ hat Melissa Viviane Jefferson, kurz Lizzo, endlich die Platte veröffentlicht, die man sich von ihr schon lange gewünscht hatte: Instant-Hits voller Power-Soul, Rap-Banger, herrlich altmodische Blues-Schieber und Discopop, mit Wucht gerappt und gesungen, dazu Diva-Gestus und viel Witz. Lizzos Videos sind überdrehte, lebenspralle Liebeserklärungen an sie selbst – und an die Stärke und Schönheit ihrer Schwestern im Geiste.
Die große Solidaritäts-Botschafterin wird 1988 in Detroit geboren. Eine Zeit lang lebt sie in Minneapolis, Heimatstadt des Künstlers, der später zu ihrem Mentor werden sollte: Kein Geringerer als der 2016 verstorbene Prince wird durch ihr 2013er-Debütalbum „Lizzobangers“ auf sie aufmerksam und lädt sie zu Aufnahmen seiner Platte „PlectrumElectrum“ ein. Damals erzählt sie in einem tausendfach geteilten Video offen davon, wie sie gelernt habe, als dicke schwarze Frau ihren Körper zu lieben. Der Begriff „Body Positivity“, damals noch ein Begriff aus der Soziologie, wird künftig ihre Karriere bestimmen.
Ihre EP „Coconut Oil“ von 2016 nach ihrem Debütalbum ist mehr als ein Achtungserfolg. Ihr Durchbruch ist nicht mehr aufzuhalten. Unbekümmert erinnert sie daran, wie revolutionär radikale Selbstakzeptanz ist. Auch dem Letzten wird klar: Genormte Popstars sind langweilig.
Mykki Blanco
Der sich zwischen den Geschlechtern bewegende Rapper bricht mit klassischen Hip-Hop-Klischees – und mit fast allen Regeln des Stylings: Mann/Frau, Gangsta-Rapper/Dragqueen, High-Fashion/Gossen-Trash: Mykki Blanco lebt Gegensätzliches. Inspirierende wie irritierende Looks sind seine Paradedisziplin.
Mykki Blanco lässt sich nicht auf eine Rolle festlegen. Sie ist Frau und Mann, Gangsta-Rapper und Dragqueen, Riot-Grrrl und Gossenpoet. Die Kunstfigur des Künstlers Michael Quattlebaum Jr. überschreitet Grenzen und geht regelmäßig dahin, wo es wehtut. Sie spricht offen über ihre HIV-Infektion, tourt durch Putins homophobes Russland und droht auch einem Polizisten mit der Faust, wenn dieser sie als „Schwuchtel“ bezeichnet.
Sozialisiert wird Quattlebaum in der Punk-und Kunstszene New Yorks, zum Rappen kommt er über die Performance-Kunst. Seine Auftritte als Mykki Blanco sind Happenings, die im Abendkleid beginnen und in schweißgetränkten Fetzen enden. Style ist bei Mykki Blanco immer auch politisch. Madonna lädt Blanco zum Videodreh von „Dark Ballet“, wo Blanco als Jeanne d’Arc in einer bigotten Welt auf dem Scheiterhaufen endet.
Quattlebaum weiß, was es bedeutet, als schwarze(r) KünstlerIN am Pranger zu stehen. Mykki Blanco existiere vor allem für die LGBTQ-Community, sagt er/sie. Im Mainstream angekommen, lassen sich nun Themen formulieren, die sonst in der Nische bleiben. Im Frühjahr erscheint ein neues Album mit Gästen wie Anohni, Jamila Woods, Kelsey Lu und Devendra Banhart. Auch eine Zusammenarbeit mit der radikalen Designerin Iris van Herpen ist geplant. Ob als Musikerin, Model oder Aktivistin: Niemand setzt Geschichten über Sexualität, Genderidentität und Menschlichkeit besser in Szene als Mykki Blanco.
Eine Produktion der Axel Springer Brand Studios für den International Music Award. Die Redaktion war nicht beteiligt.