Nach dem Tod von Lisa Maria Presley: Was passiert mit dem Erbe von Elvis?
Bereits vor der Beerdigung neben dem Grab ihres Sohnes wird über die komplexe Hinterlassenschaft spekuliert. Wird „Graceland“ am Ende verkauft?
Keine Spur von stilvoller Kondolenz! Bereits wenige Tage nach dem Tod von Lisa-Marie Presley wird sowohl in der US-Klatsch- als auch in der Musikbranchen-Presse heftig über ihre umfangreiche Hinterlassenschaft spekuliert.
Dabei geht es natürlich (auch) um das angehäufte Vermögen von Vater Elvis Presley. Hatte jener auch nach seinem Tod im August 1977 umfangreichere Summen „eingespielt“ als viele Popstars im Laufe ihrer gesamten Karriere zu Lebzeiten.
Zwar konnte Elvis als Perfomer kein umfangreiches Rechte-Portfolio aufbauen, das nach Bietergefechten eine dreistellige Millionensumme abwirft. Doch schon seine bei der „Authentic Brands Group“ (AMG) liegenden „mechanical rights“ dürften so einiges wert sein. „Während Presley nur bei einer Handvoll Songs als Songschreiber fungiert, hält ABG die Rechte an seinem umfangreichen Katalog“, stellt etwa das US-Branchenblatt „Variety“ fest.
Elvis Presley und sein (künstlerisches) Erbe: Es ist kompliziert
Die Tageszeitung „Los Angeles Post“ wiederum notiert zu den Erb-Angelegenheiten: „Seit dem Tod der Rocklegende hat sein posthumes Erbe einige Wendungen erfahren. Wobei alles, von seinem Musikkatalog bis hin zu den Rechten an seinem Konterfei, von den Winden des Kapitalismus heftig durchgeschüttelt worden ist.“
Komplizierte Verhältnisse also. Die auf Erbrecht spezialisieren Kanzleien haben sich längst in Stellung gebracht. Seit dem Ableben der einzigen Tochter am letzten Donnerstag steht ein Konvolut von Besitztümern vor Veränderungen, die auch auf die ikonische Elvis-Großraumvilla „Graceland“ in Memphis, Tennessee, zukommt.
Das Anwesen befindet sich nach Informationen der Fachmedien in einem Treuhandvermögen, das nun den Kindern von Lisa Marie zugutekommt. Ein Sprecher von „Graceland“ sagte dazu in einer digitalen Stellungnahme: „Am Betrieb oder der Verwaltung wird sich nichts ändern.“
Dennoch stehen Komplikationen an. Schließlich geht es um einen Superstar mit komplexer Vita. Tochter Lisa-Marie hinterlässt wiederum drei Töchter, die Schauspielerin Riley Keough und die Zwillinge Harper und Finley Lockwood, von zwei verschiedenen Ex-Männern. Der Anteil der Töchter am Nachlass ist nach früheren Verkaufs-Deals geringer geworden. Laut der Website des „Garceland“-Anwesens gehören der Presley-Tochter neben „Graceland“ auch die Bühnenkostüme, Autos, Awards und andere Memorabilia-Preziosen des Vaters.
Lisa Marie Presley wird in „Graceland“ beigesetzt
Allein „Graceland“ als Wallfahrtsort der Popmusikgeschichte kann nach eigenen Angaben rund 500.000 Besucher pro Jahr auf seinem 13 Hektar großen Gelände und 17.552 Quadratmetern begrüßen. Lisa Marie Presley wird auf dem Anwesen beigesetzt werden. Somit entsteht ein neuer, ebenfalls „geldwerter“ Gedenkort.
Das Vermächtnis von Vater Elvis ist spätestens nach dem von Warner Bros. produzierten Biopic von Regisseur Baz Luhrmann wieder weltweit präsent. Der Film mit Austin Butler in der Hauptrolle spielte weltweit 287 Millionen Dollar an den Kinokassen ein. Die erwarteten Sieges-Chancen für den „Besten Film“ bei den diesjährigen Oscars wirken zusätzlich als Kassen-Turbo.
Mit dem Fokus auf Elvis könnten die Dinge chaotisch werden, heißt es laut „Los Angeles Times“ bei den Rechtsexperten, die mit der Causa vertraut sind.
Was auch bei Schraubenherstellern aus dem Sauerland gilt, trifft im notorisch aufgeregten US-Showbiz schon lange zu: „Es gibt immer dann Komplikationen, wenn ein einzelner Vermögenseigentümer verstirbt und sein Vermögen nun an mehrere Personen geht. Diese haben für gewöhnliche unterschiedliche Bedürfnisse und Wünsche“, wird Erbrecht- Experte Scott Rahn zitiert.
Die Zeichen stehen auf Verkauf
Er geht davon aus, dass Lisa Marie Presleys Töchter, die keinerlei emotionelle Bindung zur Ära des Rock’n’Roll mehr haben, Teile oder auch die Gesamtheit des Vermögens nicht behalten wollen. Die Zeichen stehen somit auf Barverkauf, wovon auch die geschichtsträchtige Villa betroffen sein kann. Der Spezialist sieht hier „Bewertungsprobleme“…
Gemäß dem Testament ihres Vaters wurde Lisa Marie zur Alleinerbin von „Graceland“ eingesetzt. Dieses Erbe wurde treuhänderisch verwaltet, bis sie 25 Jahre alt war.
Elvis Presley war zu Lebzeiten eine Gelddruckmaschine. Gleichwohl brachte sein üppiger Lebensstil und diverse zwielichtige Geschäfte die Familie nach seinem Tod in arge Bedrängnis. Es war Elvis-Gattin Priscilla, welche die Geschäfte mit der Gründung von „Elvis Presley Enterprises“ in ruhigere Fahrwasser brachte. Der ausgiebig vermarktete Kitsch-Palast nahm laut Finanzmagazin „Forbes“ allein im Bilanzjahr 2020 rund 10 Millionen Dollar im Jahr ein.
Eine Story der Dollar-Experten von „Fortune“ aus dem Jahr 1993 beschäftigte sich seinerzeit mit der Konstruktion, die Lisa Marie Presley nach dem direkten Zugang zu ihrem Erbe installiert hat. Sie gründete im Namen ihres Vaters eine Treuhandgesellschaft, die seinen Nachlass verwalten sollte.
Streit ist vorprogrammiert
Im Jahr 2004 verkaufte sie 85 Prozent der Vermögenswerte von „Elvis Presley Enterprises“ einschließlich der Rechte an Elvis‘ Original-Konterfei für rund 100 Millionen Dollar an Musikunternehmer Robert F.X. Sillerman und sein Unternehmen CKX Inc. Sie selbst behielt laut „Fortune“ die restlichen 15 Prozent. Zusätzlich zum verbliebenen Barvermögen der Mutter sind es diese Werte, um die sich die Kinder nun streiten dürfen.
Ein Großteil von Elvis‘ bekanntester Musik wiederum, also die Songs, die vor 1973 eingespielt wurden, war bekanntlich bereits von Managerfuchs Col. Tom Parker an die langjährige Plattenfirma RCA verkauft worden. Darin waren auch die Lizenzrechte für die insgesamt 24 Elvis-Filme enthalten.