Lightning Seeds: Ian Broudie taucht auf
Gewöhnlich verläuft die Karriere eines Musikers in Phasen: Band, Solo-Platte, Producer-Jobs. „Bei mir läuft es genau umgekehrt“, lacht Ian Broudie. „Ich erlebte erst im letzten Jahr meine Premiere als Bandleader auf einer Bühne, als wir mit ‚Jollification‘ auf Tour waren. Davor bestanden die Lightning Seeds nur aus mir und einem Haufen Instrumente.“ Der Liverpooler machte sich in den Achtzigern mit Bands wie Big In Japan um die britische Popmusik verdient. Legendärer Produzentenruhm haftet ihm aber seit seiner Arbeit mit Echo And The Bunnymen an. 1989 wurde er mit dem Debüt-Album „Cloudcuckooland“ samt der Single „Pure“ erfolgreicher Solist.
„Jollification“ fabrizierte Broudie noch im Alleingang, doch das Album brachte einen entscheidenden Wendepunkt in der Vita des kauzigen Briten, der seine klaustrophobische Angst vor Fahrstühlen dazu nutzt, um sich schmunzelnd über die verwahrlosten Treppen in Nobelhotels zu ereifern: Jch sehe gerne hinter Kulissen und bin es gewohnt, mich dort aufzuhalten. Schon deshalb war eine richtige Band eine Erfahrung, die mich lange gereizt hatte“, erklärt er. „Und so fand ich mich völlig hilflos auf der Bühne wieder; ich als der vermeintlich alte Hase, dem seine weit jüngeren Kollegen vor jedem Gig Mut machen mußten.“ Derart belebt, verschwanden die neuen und verbesserten Lightning Seeds im Studio und veröffentlichten nun das Album „Dizzy Heights“, einen bunten Reigen luftig-melancholischer Hymnen, die an Zeiten erinnern, als britischer Pop noch New Order hieß und nicht Oasis. „Es gibt bei Oasis und bei Blur Elemente, die ich mag. Dinge, die ich nicht mag, werden sich mir wohl erst noch erschließen, immerhin stehe ich gerade erst am Anfang meiner Musikerkarriere.“