Liebe, Nick und Daniel – Highways und Loser inspirieren die traurigen Lieder von CLEM SNIDE, sagt Eef Barzelay. Was auch sonst?
Sie hätten gerne etwas Bittersüßes, meinten die Produzenten der beliebten amerikanischen TV-Comedy „Ed“, als sie Eef Barzelay vor kurzem um ein neues Titel-Thema baten. Für sowas ist er berüchtigt, der Sänger und Songautor der New Yorker Band Clem Snide, deren Album „The Ghost Of Fashion“ wieder eine Scherbenschau aus allerhand Unfällen im Gefühlshaushalt zeigt. Bevor die Gruppe ihren zerfledderten Country-Folk live in Köln (17. 11.) und Hamburg (21.11.) spielt, erklärt Barzelay die fünf wichtigsten Einflüsse aufsein Songwriting. Die New Jersey Turnpike: „Der Abschnitt der Route 59 zwischen New Jersey und Manhattan, 20 Minuten mit dem Bus. Die Landschaft sieht fast außerirdisch aus: Sumpfland, hohes gelbes Gras, in der Ferne Manhattan. Wenn ich Songs schreibe, muss ich den Ort des Geschehens vor dem geistigen Auge haben, und das war oft die Turnpike. Die ist ja auch eine Metapher für unsere Musik, die irgendwo zwischen Stadt und Land hängt. Jeder gute amerikanische Songschreiber sollte von einem Highway inspiriert sein, oder?“ Daniel Johnston: „Er ist nicht so bekannt (am ehesten durch seinen Beitragzum „Kids“-Soundtruck, Anm.
d. Red.), aber seine Musik hat mich schon beim ersten Hören ganz tief getroffen. Ich mag es, wie er Gedanken, die ihm einfach so in den Kopf kommen, zu Liedern verarbeitet. Seltsame, alberne Sachen, und dann wieder eine Zeile, die voller Schmerz ist. Viele Leute definieren ihn nur über seine psychische Krankheit, das finde ich, naja, etwas daneben.“ Das dritte Album von Big Star: „Immer, wenn wir eine Platte machen, habe ich diese hier im Hinterkopf. Big Star waren eigentlich schon aufgelöst, und man hört, dass Alex Chilton nichts zu verlieren hatte, dass er alles ausprobieren konnte. Wundervolle Musik, unsagbar bittere Texte. ‚Holocaust‘ gehört zu den traurigsten Songs aller Zeiten.“ Nick Drake: „Es gibt wenige Leute, deren Musik ich bis in alle Ewigkeit anhören könnte. Nick Drake ist einer davon. Ich weiß nicht mal, warum.“ Die Liebe: „Erst kürzlich habe ich festgestellt, dass die Liebe das einzige ist, über das es sich zu singen lohnt. Das ist eine wertvolle Erkenntnis, weil sie das Liederschreiben so viel einfacher macht: Du musst nie lange nach Themen suchen. Für unsere neue Platte hatte ich 25 Stücke, und ungefähr die Hälfte davon handeln von den negativen Aspekten der Liebe, Selbstverliebtheit, Eifersucht. Die anderen behandeln die guten Seiten, Selbstlosigkeit, offene Herzen. Die dunklen kamen alle auf,The Ghost OfFashion‘. Die heiteren kommen auf das nächste Album.