„Liebe ist nicht schwarz oder weiß“: Michael Stipe hat einen Essay über das Queer-Sein geschrieben
Vor 20 Jahren hat Michael Stipe - auf dem Höhepunkt der Popularität von R.E.M. - sein Coming-Out gehabt und der Öffentlichkeit gestanden, queer zu sein. In einem Essay hat er sich nun noch einmal mit dem Begriff auseinandergesetzt.
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Seit 20 Jahren bekennt sich Michael Stipe, der ehemalige Sänger von R.E.M. (in der Novermber-Ausgabe des ROLLING STONE finden Sie einen exklusiven Bericht über Stipes neues Leben ohne seine Band), offen dazu, queer zu sein. Nun hat er für den britischen „Guardian“ einen Essay geschrieben, in dem er analysiert, wie sich sein Leben – und wie sich vor allem auch die Gesellschaft in den letzten Jahren verändert hat.
Stipe hatte sich 1994 zum ersten Mal offen über seine Sexualität geäußert – und damit sicherlich auch auf dem Höhepunkt der Popularität seiner Band. „Ich hatte damals nur gesagt, dass ich Freude daran habe, mit Männern und Frauen sexuelle Beziehungen einzugehen. Es war ganz einfach eine Tatsache, und ich bin glücklich, dass ich sie ausgesprochen habe“, schreibt er.
Den etwas schwierig zu erkärenden Begriff des Queer-Seins versteht er als eine Art Geisteshaltung: „Es bedeutet, Unterschiede zu verstehen, deine eigene Wahrheit, dein Verlangen und deine Identität zu akzeptieren und vor allem auch die Entscheidungen, die du triffst. (…) Es ist die abschließende, total offensichtliche, zeitgenössische Akzeptanz und das Verständnis dafür, dass diese enorme Welt voller Schönheit, Sexualität, Identität, Lust, Gefühlen, Aufregung und Liebe nicht nur schwarz und weiß ist – denn sie ist im wahrsten Sinne des Wortes mit der Farbvielfalt eines Regenbogens zu vergleichen.“
Für den 54-Jährigen habe sich in den letzten Jahrzehnten einiges getan, was die Akzeptanz von unterschiedlichen sexuellen Ausrichtungen angeht: „Das 21. Jahrhundert hat uns allen Menschen und vor allem den jüngeren Generationen eine viel klarere Idee davon vermittelt, wie Sexualität und Identität miteinander zusammenhängen. Die Identifikation mit einem Geschlecht und das vielseitige Spektrum von Sexualität und Identität sind nun Themen, über die viel entspannter und weitflächiger diskutiert werden kann. Es ist beeindruckend zu sehen, wie schnell sich Betrachtungsweisen verändert haben.“