Liebe im Band-T-Shirt
Ich habe mir schon überlegt, ob meine Geschichte nicht vielleicht ein bisschen zu kitschig ist, aber sie ist tatsächlich wahr. Ein T-Shirt mit dem Covermotiv von „Beautiful Freak“ trug der Mann, in den ich mich bei meinem Praktikum beim Radiosender 1Live 1997 verliebt habe. Er hatte das ständig an, und ich habe dauernd dieses sehr markante Gesicht des Mädchens mit den Glubschaugen gesehen. Irgendwo stand wohl auch der Name der Band, „Eels“, aber das habe ich Dussel nicht bemerkt. Ich habe nur gedacht: „Starkes T-Shirt.
Woher hat er das wohl?“ Ich konnte mir schon denken, dass es zu einer Band gehören muss, wollte mir aber keine Blöße geben und nachfragen.
Ich habe dann im Plattenladen recherchiert, das Album mit dem Bild drauf gefunden und gleich reingehört. Ich war sofort entflammt. Seitdem liebe ich die Eels, jede Platte – die sind ja alle unterschiedlich und alle ganz besonders. „Beautiful Freak“ hat für mich etwas Märchenhaftes. Und ich liebe Lieder, die sich dramaturgisch auf bauen und mich dann mittendrin total überraschen – das ist bei meiner zweiten Lieblingsband, Radiohead, ein bisschen ähnlich. Bei den Eels stehe ich auf die Stimme des Sängers, E, und auf seine Geschichten. Die Texte sind wahrhaftig. Er sagt ja selbst, dass er schwer depressiv war, und bei seiner Geschichte kann man das nachvollziehen. Er hat ja einen Schicksalsschlag nach dem anderen erlitten, und ich bewundere Leute, die dann trotzdem weitermachen und versuchen, dem Leben eine schöne Seite abzugewinnen. Und das schafft er immer wieder. Mich baut seine Musik auf, gerade weil ich weiß, was alles dahintersteckt. Als ich also „Beautiful Freak“ zum ersten Mal gehört habe, war mir eigentlich klar, dass der Typ mit dem dazugehörigen T-Shirt ein guter Mann sein muss – heute ist er mein Ehemann. Und der Vater meiner Tochter. Und das T-Shirt hat er immer noch. Er will es immer mal wieder in die Altkleidersammlung geben, aber das lasse ich nicht zu. Aufgezeichnet von Maik Brüggemeyer