Leierige Tonbänder und Traumwelten
Mit nostalgischer Note führt Neon Indian einen Dialog zwischen Zukunft und Vergangenheit.
Back to the future: Die Musik von Alan Palomo alias Neon Indian klingt wie ein 80s-Mixtape, das man Jahre später zufällig auf dem Dachboden wieder findet. Das Tonband ist ausgeleiert, die Musik kommt wie durch einen Schleier – sogar den Klang alter Kassettenrekorder scheint Palomo nachempfunden zu haben.
Es geht um Nostalgie: Der in Mexiko geborene und in Texas wohnhafte Palomo erträumt sich aus den alten Synthesizern, Drum Machines, Nintendo-Computerspiel-Geräuschen und Dance-Elementen eine Welt, die immens vertraut scheint, obwohl es sie so nie gegeben hat. Chill Wave nennen einige Beobachter diese weiche, melodie- und effektverliebte Musik. Nein, nein, kein Genre, wiegelt der Künstler ab, nur Kreativität, die einfach so passiere. Oft basieren die Lieder auf Samples, die in Palomos Kompositionen auf- und abtauchen und den Eindruck des Dialoges zwischen der Vergangenheit und Gegenwart verstärken. In zwei Songs ist sogar Palomos Vater Jorge zu hören, der in den Achtzigern in Mexiko als Popsänger zu einigem Ruhm kam. „Natürlich dauert es eine Weile, bis man die Arbeit seines Vater wirklich respektiert“, sagt Palomo, „aber ich habe festgestellt, dass mich die Klänge, die er entworfen hat, sehr beeinflusst haben. Ihn in die Songs hinein zu mischen, ist meine Hommage an ihn.“ Erinnerung, auch hier.
Neon Indian entstand zufällig, als Palomo seiner Freundin nach einem verpassten Date ein Lied mit dem romantischen Titel „I Should Have Taken Acid With You“ schrieb. Seitdem ist Palomo der Neon Indian und für viele der Mann der Stunde. Nun erscheint sein Debütalbum „Psychic Chasms“ mit großer Verspätung auch bei uns – allerdings leider nicht auf MC.