Legendärer Musikmanager Alan McGee: Zwischen Rave und Randale
Als Chef des umtriebigen Creation-Labels und als einflussreicher Musik-Unternehmer förderte Alan McGee Bands wie My Bloody Valentine, Primal Scream und Oasis. In seiner Autobiographie teilt der Schotte seine Erfolgskonzepte.
Natürlich lagen schon einige Nerven aufreibende Jahre hinter Alan McGee und seinem Creation-Label, als 1991 alle Puzzleteile ineinander griffen. Mit „Loveless“ von My Bloody Valentine, „Screamadelica“ von Primal Scream und „Bandwagonesque“ von Teenage Fanclub hatte der schottische Musikmanager, in ärmlichen Verhältnissen in Glasgow groß geworden und seiner jugendlichen Großmäuligkeit stets treu geblieben, gleich drei Meisterwerke vorzuweisen.
Davor stand freilich schon der unter Randalen und einigen Exzessen abgerungene Erfolg mit Jesus And Mary Chain. In seiner von derber Sprache und (inzwischen) ironisch gebrochener Großmannssucht angeleiteten Autobiographie erzählt McGee nun von seinen Jahren in der Musikindustrie, also auch von einem längst verblassten Mikrokosmos, in dem ein solcher radikaler Bauchmensch, der für seine womöglich von heftigem Drogenkonsum noch verstärkte Passion für Musiker und Bands mehr als einmal den wirtschaftlichen Ruin riskierte, freie Hand hatte.
Alan McGee hatte das, was man ein gutes Händchen nennt
Doch McGee machte immer weiter, weil er die Menschen über sich hinauswachsen sehen wollte. Weil er die tiefe Bande zu jenen suchte, für die Musik ihr Leben war (die ganz und gar rührende Beziehung zu Bobby Gillespie bildet sozusagen den fast amourösen psychologischen Unterbau für McGees These, wie all das nur gut gehen konnte: Habt Spaß miteinander!).
Zuweilen verstümmelten sich seine Mündel mit neurotischen Mätzchen. McGee gestattete es ihnen. Wenn es knapp wurde, fiel ihm immer wieder etwas vor die Füße. Wie Oasis, die Höhe- und Endpunkt von McGees Märchen darstellen. Ihre erste Begegnung mit ihm ist natürlich schönstes absurdes Theater.
Vor seinem Rückzug in ein spirituelles Leben ohne Aufregung und zerstörende Substanzen im Jahr 2013 versuchte McGee die Libertines zur Weltmacht zu managen, was bekanntlich nicht glückte, und wurde Mitarbeiter von Tony Blair.
Man kann dieses von leichter Hand geschriebene, erlebnisreiche Memoir als nostalgische Rückbesinnung auf analoge Zeiten lesen – oder genießt es als umfassenden Fundus von Anekdoten, bei dem allein das Personenregister 16 Seiten umfasst.
Alan McGee – „Randale, Raves und Ruhm“ ist bei Matthes & Seitz erschienen.