Led Zeppelin: Jimmy „Chef Zeppelin“ Page hätte die anderen rausschmeißen können
Das hätte Zoff gegeben: Vertrag mit Atlantic Records enthüllt, dass ein Bandmitglied die anderen hätte rausschmeißen können
Ein historisches Papier aus den Anfangsjahren von Led Zeppelin gibt Aufschluss über die damalige Bandchemie. Nicht ohne Brisanz. Denn ein Mitglied war vor 54 Jahren ganz offensichtlich in der privilegierten Position. Quasi der „Chef Zeppelin“.
Der Originalvertrag von 1968 mit Atlantic Records enthüllt, dass Bandleader und Gitarrist Jimmy Page die anderen Mitglieder jederzeit ersetzen durfte. Der Vertrag, aufgespürt von der inoffiziellen Led-Zeppelin-Nachrichtenseite „LedZepNews“, stammt aus einer Akte, die von Band-Anwalt Steve Weiss im Jahr 2005 vor Gericht eingereicht wurde. Das genaue Datum lautet: 11. November 1968.
Die Unterzeichner sind Jimmy Page und Ahmet Ertegun, der Gründer und Präsident von Atlantic Records. Das Papier enthält mehrere Klauseln, die vielen Fans übel aufstoßen dürften. Dort ist niedergelegt, dass auch Robert Plant die Kollegen John Paul Jones und John Bonham jederzeit durch andere Musiker ersetzt konnte.
Genau genommen ist der Vertrag zwischen Atlantic und Pages Firma, Superhype Tapes Limited, geschlossen worden. Er besagt, dass die Firma „die Dienste anderer Personen als Ersatz für die derzeitigen Mitglieder von ‚Led Zeppelin‘ in Anspruch nehmen kann“.
Und weiter in der Sprache der Juristen:
„James Page wird in jedem Fall Mitglied Frontmann von ‚Led Zeppelin‘ sein (…) Andere Personen, deren Dienste beendet werden, dürfen den Namen ‚The Led Zeppelin‘ nicht in kommerziellen oder künstlerischen Unternehmungen verwenden.“
Dieser Vertrag ist weder von Plant, noch von Bonham oder Jones unterzeichnet worden. Er hat Atlantic weiterhin die Veröffentlichung von zwei „Greatest Hits“- oder „Best Of“-Alben der Band pro Jahr ermöglicht. Weiterhin wurde fixiert, dass Led Zeppelin bei Plattenverkäufen in den USA, Kanada und dem Vereinigten Königreich eine Tantieme von 7,33 Prozent und in anderen Ländern nur 5,5 Prozent erhalten würde.
Offiziell wurde die feierliche Unterzeichnung rund zwei Wochen, nachdem die Tinte trocken war, in einer lauten Pressemitteilung bekannt gegeben:
„Atlantic Records schließt mit Englands heißer, neuer Gruppe namens Led Zeppelin einen der größten Deals des Jahres“.
Weiter heißt es in der Mitteilung: „Led Zeppelin besteht aus vier der aufregendsten Musiker, die aktuell in Großbritannien unterwegs sind. Es handelt sich um Jimmy Page, Leiter der Gruppe und Lead-Gitarrist; John Paul Jones, Bassist, Pianist, Organist und Arrangeur; John Bonham, Schlagzeug; und Robert Plant, Lead-Gesang und Mundharmonika.
„Seitdem die Gruppe vor einem Monat in London ihr erstes (noch unveröffentlichtes) Album aufgenommen hat, das von Jimmy Page produziert wurde, ist die Aufregung um Led Zeppelin noch größer geworden.“
„Englische und amerikanische Top-Rockmusiker, die die Tracks gehört haben, bezeichnen Led Zeppelin als kommende Sensation, die locker an die Erfolge von Cream und Hendrix heranreicht. Die LP von Led Zeppelin wird Anfang Januar von Atlantic veröffentlicht.“
Und so geschah es auch:
Das Debut von Led Zeppelin wurde am 12. Januar 1969 veröffentlicht. Später im Jahr wurde der ursprüngliche Dreijahresvertrag der Band mit Atlantic um zwei Jahre verlängert.
Der Rest ist Rockgeschichte.