Lauter Treffer
Musiker und ihre Tap-Momente
ELTON JOHN
Zu meiner Kokain-Zeit gab es reichlich Spinal Tap-Momente. Nie vergessen werde ich die groteske Situation, als ich die Louis-Xiv-Themenparty gab und meine Perücke so hoch war. dass ich in kein Auto passte. Also holten sie mich mit einem LKW von zu Hause ab. und bei der Party kam ich dann aus diesem Laster geschritten. Diese Mischung aus Pomp und totaler Albernheit – der Sonnenkönig, der in einem gemeinen Lastwagen ankommt, wie ein Rennpferd oder ein Esel -, da schaudert’s mich heute. Damals war mir das völlig egal, mein einziger Gedanke war wahrscheinlich: „Fuck, ich brauche eine Line, schnell.“
LENNY KRAVITZ
Ich habe „Spinal Tap“ zweimal gesehen. Einmal ganz zu Beginn meiner Karriere, als eine Art Warnung an mich selbst. Damals dachte ich: „Was für ein Haufen weißärschiger Amateure. Das wird mir nie passieren!“ Vor etwa einem Jahr schaute ich mir den Film dann noch mal an, und musste stöhnend eine peinliche Szene nach der anderen abhaken, „Meckern wegen zu kleiner Sandwiches: Treffer. Auf dem Weg zur Bühne verirrt: Jau, ist mir zweimal passiert. Das Bühnendress von der Freundin entwerfen lassen… Oh Gott, das auch. Aaaah!“ Mein Bassist sagt, ich hätte den ganzen Film über ständig beschämt genickt und sei hinterher lange still gewesen.“
NEIL HANNON THE DIVINE COMEDY)
Als wir mit Robbie Williams auf Tour waren, musste ich einmal kurz vorm Auftritt dringend aufs Klo. Niemand bemerkte, dass ich fehlte, und der Tourrnanager schob den Rest der Band auf die Bühne. Von meiner prekären Position aus hörte ich, wie der erste Song „Generation Sex“ begann. Ich weiß noch, wie ich dachte: „Drücken! Los! Mach fertig und geh auf die Bühne!“ In dem Augenblick ging die Tür zur Toilette auf, und ich hörte Robbie: „Was für ein Gestank. Naja, aus dem Hintern des lieben Neil kann er nicht kommen, seine Band ist ja auf der Bühne.“ Das Intro von „Generation Sex“ dauerte an diesem Abend volle acht Minuten.
ROBERT SMITH (THE CURE)
In Brasilien unterschätzte der Promoter, der uns gebucht hatte, unsere Zugkraft: Auf einem Festivalgelände für höchstens 60 000 Menschen drängten sich 100 000. Als dann nachmittags um drei Essen und Wasser ausgingen, kam es zu Tumulten. Wir waren erst Stunden später dran, saßen backstage in einer Art Bunker und hörten Sirenen und rochen Feuer. Wir wollten nur noch raus da, aber die Polizei sagte, wenn wir nicht spielten, gäbe es noch mehr Tumulte. Um zehn hatte sich das Gelände in ein Kriegsgebiet verwandelt. Wir spielten, aber den letzten Song ließen wir vom Band kommen und stellten die Nebelmaschinen auf volle Kraft, damit wir unbemerkt flüchten konnten.
ANGUS YOUNG (AC/DC)
Angeblich basiert „Spinal Tap“ ja auf Recherchen im Heavy-Metal-Milieu, von daher haben wir eine besondere Affinität zu dem Film. Wenn man nicht in sein eigenes Konzert reinkommt, ist das immer sehr „Tap“: Mir hat man schon vor diversen Konzerthallen den Zutritt verwehrt, weil ich den Fehler begangen hatte, in ganz normaler Kleidung anzukommen. „Du kannst nicht Angus Young sein, der ist auf der Bühne.“ Nein, ist er nicht! Bon Scott fuhr mal mit dem Zug statt mit dem Tourbus zu einem Gig, und als er zur Halle kam, sagte der Ordner: „Du bist schon der tausendste Blödmann heute, der sich als Bon Scott ausgibt. Verpiss dich!“
Die absolut wahnwitzigste Situation entstand aber aus einer „Spitzenidee“‚ unseres Managers: Er engagierte mehrere Schauspieler, die uns als vermeintliche Polizeibeamte auf offener Bühne „verhaften“ sollten. Dummerweise war das bei einem Gig in Sidney vor lauter Hardcore-Fans, die sofort anfingen zu randalieren, als die „Polizei“ auf die Bühne kam. Minuten später versuchten echte Polizisten die Randale unter Kontrolle zu bringen und nahmen erst mal ihre Pseudo-Kollegen fest. Aber da wir die Schauspieler nicht kannten, konnten wir zwischen echten und falschen Cops nicht unterscheiden. Bon dachte, er würde sich mit Schauspielern prügeln, dabei legte er sich mit der richtigen Polizei an. Ich stand daneben und lachte mich schlapp, was wiederum die echten Polizisten gar nicht lustig fanden. Das totale Chaos.
OZZY OSBOURNE
Ich hatte „Spinal Tap“ gesehen, in dem ein Zwerg vorkommt, und ich hatte Alice Cooper gesehen, in dessen Bühnenshow jemand vorgeblich erhängt wurde. Also dachte ich mir: „Warum nicht mal die Hinrichtung eines Zwergs auf der Bühne vortäuschen?“ Der einzige zwergenwüchsige Schauspieler, der Zeit für eine achtmonatige Tournee hatte, entpuppte sich als Alkoholiker. Er kam ständig zu spät, war betrunken… Irgendwann reichte es mir. Als er eines Abends in den Tourbus steigen wollte, warf ich ihn in den Gepäckraum. Irgendwer packte mich und sagte: „Was du da tust, ist nicht nur illegal, sondern auch unmenschlich.“ Mir platzte der Kragen, ich schrie: „Er ist mein verdammter Zwerg, und ich kann mit ihm machen, was ich will!“ Einen Moment herrschte stille, dann kam eine leise Stimme aus dem Gepäckraum: „Er hat recht: Ich bin sein Zwerg, und er kann mit mir machen, was er will.“