Laute Liebe
Nach dem Pop von Roxette widmet sich Per Gessle mit Son Of A Plumber nostalgischen Gefühlen
Dass Per Gessle der Sinn nach einem Soloalbum steht, kann man verstehen. Seit der schweren Erkrankung von Marie Fredriksson ist es ruhig geworden um Roxette, und ohnehin ist die Markenmusik der Schweden ja nur noch schwer an die verschwundene Zielgruppe zu bringen. Und so bedenkt Gessle also mit „Son Of A Plumber“ ein Doppelalbum lang das eigene Leben, die Unschuld der Kindheit und die erste Begegnung mit der Musik Anfang der Siebziger – mit streng analog aufgenommenen Songs, die recht offenherzig Albert Hammond, die Beatles und Ähnliches nachstellen und insgesamt einen sehr sehnsuchtsvollen, wolkenartig verträumten Ton suchen. Und weil es Gessle, dem Sohn des Klempners, also ums Früher geht, erinnert er sich hier an ein paar alte Lieblingslieder
The Only Living Boy In New York Simon & Garfunkel (1970)
Diese unfassbar schöne Melodie, traurig und doch hoffnungsvoll, dazu die fantastischen Arrangements: Wir haben uns dieses Lied viel im Studio angehört, um uns inspirieren zu lassen. Aber diesen Standard kann man nie wieder erreichen. Lustig ist auch Simons Hinweis auf den bevorstehenden Bruch mit Garfunkel, „Tom, get your plane right on time/ I know you’ve been eager to fly now“. Simon & Garfunkel hießen ja zu Beginn ihrer Karriere Tom & Jerry.
Kicks Paul Revere And The Raiders (1966)
Wie sich die zwölfsaitige Gitarre da weich ins Playback mischt, das hat den Ton vieler Roxette-Arrangements geprägt. Ich mag auch das Direkte der Produktion – für „Plumber“ habe ich zum ersten Mal seit Ewigkeiten keine Demos gemacht, um auf diesem Wege die Musik spontaner entstehen zu lassen
A Question Of Temperature Balloon Farm (1968)
Ich überspiele gerade meine Vinylsammlung auf meinen iPod, und da habe ich diesen Song wiederentdeckt. Balloon Farm sind eine New Yorker Garage-Psychedelic-Band, und das hier ist der erfolgreichste Song. Der Komponist ist übrigens Mike Appel, der erste – und jetzt historisch geächtete Springsteen-Manager.
Whole White World Wreckless Eric (197S)
Man kennt dieses Lied ja vor allem als Pub-Klassiker, aber tatsächlich ist es genauso ein Pop-Klassiker – mich jedenfalls fasziniert dieser Hook, das klare Songwriting, und wie sich das alles mit dem derben Humor und der Wildheit von Eric Goulden vermischt. Für mich ein klares Vorbild, auch für Roxette.
Whole Lotta Love Led Zeppelin (1969)
Solche Riffs haben mich früher fasziniert – nicht zuletzt, weil man sie auf einer Saite spielen konnte! Diese erste Liebe zur Musik, die Aufregung, die man als Zehnjähriger empfindet, wenn man plötzlich etwas Nachspielen kann: Zu diesen Gefühlen, zu dieser Aufregung wollte ich mit dem neuen Album zurück.