Die zwei besten Retro-Tourneen kommen leider nicht nach Deutschland
Lauryn Hill und Liz Phair haben eines gemeinsam: Sie veröffentlichten geniale Debütalben. Nun spielen sie ihre Meisterwerke komplett auf Tour. Ein Ereignis! Allerdings bleiben die Musikerinnen damit Europa fern.
Wo soll man anfangen mit Lauryn Hill? Die Sängerin wurde mit den Fugees in den 90ern weltberühmt, der HipHop von „The Score“ und die Coverversionen von „No Woman, No Cry“ (Bob Marley) und „Killing Me Softly“ (Lori Lieberman) blieben. Aber Hill setzte nach dem überraschend frühen Ende der Band mit „The Miseducation of Lauryn Hill“ noch einmal einen drauf.
ROLLING-STONE-Autor und 90er-Experte Jens Balzer schrieb in seinem Eintrag über die LP des letzten „Soul-Superstars des 20. Jahrhunderts“ für die Liste der 500 besten Alben aller Zeiten: „Eine Platte von dringlicher Sozialkritik und alles umarmender Spiritualität, vorgetragen im weichen Patois der Karibik, gehalten und getrieben von den avanciertesten Beats jener Zeit, scharf zugefeilt und wunderbar groovend.“
Mit anderen Worten: ein Dokument und Monument seiner Zeit (und auf Platz 42 der besten Alben). Lauryn Hill führt ihr Meisterwerk nun zum 25-jährigen Jubiläum im Herbst in Nordamerika und einigen Gigs in Australien/Neuseeland live auf. Bei elf Terminen in den USA und Kanada sind auch die Fugees im Vorprogramm dabei.
Liz Phair und der zornige Girly-Sound
Etwas älter als „The Miseducation of Lauryn Hill“ ist „Exile in Guyville“ von Liz Phair. Das Debüt der formidablen Sängerin wird zum 30. Geburtstag auf einer 18 Konzerte umfassenden Tour in Nordamerika in voller Länge aufgeführt. Die Platte galt einst als Mittelfingerzeig in Richtung männlicher Rockszene, ein schwindelerregender, postmoderner Pastiche aus 18 oft rätselhaft anmutenden Stücken, die mit den Songs von „Exile On Main St.“ der Stones spielen, sie umdeuten, auseinandernehmen, wieder zusammensetzen.
Und Europa bzw. Deutschland? Gehen leider leer aus. Dabei zeigen diese Events, wie wichtig vor allem auch den Künstlerinnen ist, ihre bedeutendsten Alben noch einmal in voller Länge und auf der Bühne in ganzer Pracht zu präsentieren. Vielleicht gibt es ja eine Chance im nächsten Jahr.