Laura Marling im ROLLING-STONE-Porträt: Schneid dir die Haare, bevor du verbrennst!
Manche sahen in ihr die puristische Folk-Elfe, andere nur eine weitere britische Songschreiberin. Doch dann ging LAURA MARLING nach Kalifornien und lebte noch einmal den Traum vergangener Hippie-Tage – bis sich die Utopie als Trugbild entpuppte. Sie ließ sich den Kopf scheren – und kehrt mit einer der besten Platten der vergangenen Jahre zurück
Wenn stille Wasser tief sind, dann ist Laura Marling ein Ozean. Ein Ozean, der uns hinunterzieht auf den Grund unserer Seelen, der uns fortreißt von den breitgetretenen Stränden unserer emotionalen Routine. Der all die Gewohnheiten und Gewissheiten fortspült, mit denen wir uns einander annähern oder uns voneinander entfernen. Ein Ozean, der sich erstreckt vom kleinen Dörfchen Eversley, Marlings Geburtsort in der südenglischen Grafschaft Hampshire, bis an die Küste Kaliforniens. So groß wie die Entfernung zwischen diesen beiden Koordinaten, so lang wirken auch die Wege, die sie seit 2008, seit dem Erscheinen ihres Debüts, „Alas, I Cannot Swim“, bis zum neuen Album, „Short Movie“, zurückgelegt hat. Wer ihre Karriere verfolgt hat, ist Zeuge einer musikalischen und persönlichen Künstlerinnen-Metamorphose geworden, wie es sie im modernen Pop-Betrieb eigentlich gar nicht mehr gibt. Ohne Masken und Medienspektakel, ohne Identitäten-Spiel und Indie-Irgendwas. Die Chuzpe, mit der sie keinerlei Konzessionen an den Zeitgeist macht, verblüfft vor allem, wenn man ihr zuhört, dieser unglaublich ernsten, ruhigen, beinahe weisen Stimme, die nur selten die 25-Jährige erkennen lässt, in der diese Stimme wohnt. „Ich nehme Trends nur nicht wahr, weil ich zu faul bin, mich auf dem Laufenden zu halten“, sagt sie kokettierend.
Ihr äußeres Erscheinungsbild spricht dagegen eine andere Sprache. Verschwunden ist das schüchterne Mädchen mit den langen, dunklen Haaren, der verhuschte Folk-Teenie, verschwunden auch die wasserstoffgebleichte Blondine, die in Interviews mitunter so dünnhäutig und entrückt wisperte, dass man die Notrufnummer schon wahlbereit am Daumen hatte für den Fall, dass die Last der Welt dieses fragile Feenwesen ins Koma befördern würde. Heute hätte sie für Beschützerinstinkt wahrscheinlich nur eine Ohrfeige parat, ach was, sie könnte einen mit einem kühlen Hauch von Überlegenheit niederstarren. Mit dem cremefarbenen Plüschmantel, den edel-zerfetzten Jeans und dem perfekt verwuschelten Bubikopf sieht sie aus wie eine Mischung aus Hipster und Haute Couture, verführerisch und unnahbar. Wie ein wunderschöner Alien aus dem Paris der Fünfziger, der noch kurz ein paar Züge Nikotin inhaliert und in die Berliner Kälte hinauspustet, bevor er sich mit einer Tasse Tee zu den irdischen Journalistenfragen herabbeamt.
Warum also ging sie ausgerechnet nach Los Angeles, einer der am dichtesten mit Rock-Mythen gepflasterten Metropolen der Welt, wo sie Klischees doch so lange gemieden hat? „Ich zog dorthin, weil ich mich in jemanden verliebt hatte und wir zusammenziehen wollten. L.A. war nicht mal unser Ziel. Wir waren einfach unterwegs und landeten schließlich dort. Wir haben uns dann kurze Zeit später getrennt“, erklärt Marling trocken, ohne einen Anflug von Kummer. „Wir sind immer noch Freunde und hatten eine tolle Zeit gemeinsam.“ Danach beschloss sie, ihrer Sturköpfigkeit alle Ehre zu machen – und blieb. Zuerst lebte sie eine Weile im durch Raymond Chandlers und James Ellroys Romane in Noir gemalten Stadtteil Silver Lake, unternahm dann jedoch immer häufiger ausgedehnte Trips zum zweieinhalb Autostunden entfernten Joshua Tree Park, einem weiteren Ort, dessen Mythen und Legenden sich ranken und verzweigen wie die Yuccas, die aus dieser grandios zerklüfteten Wüstenlandschaft ragen. Gram Parsons starb dort 1973 einen tragischen Tod, U2 benannten 1987 ihr bestes Album danach. Die Liste ist lang. Und Marling schreibt sie fort. „I’ve got us lost, so I’ve turned us off in Joshua Tree“, singt sie im neuen Song „Easy“ über eine gescheiterte Beziehung und endet bitter: „You’re my oldest friend, so I know you then and you know me/ It was a bit too high for me/ I spent a month thinking I was a high desert tree.“ Ihre Faszination scheint indes ungebrochen. „Ich habe dort den schönsten Himmel meines Lebens gesehen. Die Landschaft umarmt einen, breitet ihre schützenden Flügel um einen. Und jeder, der dort wohnt, hat blaue Augen vom vielen In-die-Sonne-Gucken.“ Jemand erzählte ihr von Maßnahmen zur Bebauung des Landstrichs, die die US-Regierung in den 40er-Jahren ergriff. „Es wurde Land verkauft, auf dem die Leute Bungalows errichten sollten“, schildert Marling den kruden Plan, der sprichwörtlich im Sand verlief. Denn früher oder später „stellte man fest, dass es eine eher unwirtliche Umgebung zum Leben war“. Eine Erfahrung, die auch sie am Ende ihrer spirituellen Reise zu sich selbst machen sollte. Doch so weit sind wir noch nicht. Vorerst reizte sie diese „abandoned Americana full of ghosts“. Sie schlief in der Kleinstadt mit dem poetischen Namen Twentynine Palms im San Bernardino Valley und fühlte sich geborgen. Das Glück: ein von Sonnenstrahlen und Sternschnuppen illuminierter Dauerrausch.
Nach den anstrengungen ihrer letzten Tour zum Album „Once I Was An Eagle“ wollte sie eigentlich gleich wieder ins Studio, um sich selbst zu beweisen, dass sie den Album-Tour-Album-Tour-Rhythmus ohne größere Pausen würde bewältigen können. Dass sie das ebenso locker durchziehen würde wie all die Typen mit ihrer On-the-road-Obsession. Diesmal jedoch fiel sie in ein Loch. Der Studioaufenthalt entpuppte sich als Sackgasse, die Songs fühlten sich leer und langweilig an. „Eine schreckliche Erfahrung“, sagt Marling. „Ich verlor die Grenzen aus den Augen. Ich konnte mich nicht mehr auf das konzentrieren, was mir wichtig war. Und doch flehte ich in einem Akt von Selbst-Voyeurismus darum, diese Grenzen niederreißen zu können und gänzlich ungeschützt zu sein. Ich fühlte mich wie in einer gläsernen Box. Die Distanz zwischen der Realität, die normalerweise 90 Prozent meines Lebens bestimmt, und meinem Risikoleben, das sonst 10 Prozent ausmacht, wurde immer geringer. Ich spürte, dass ich allmählich wahnsinnig wurde.“ Zudem merkte sie, dass sie in Bezug auf Tour-Ausdauer zu lange geglaubt hatte, männlicher sein zu müssen als ihre männlichen Kollegen. „Ich habe wohl versucht, mich einer sehr maskulinen Form von Weiblichkeit anzupassen“, resümiert sie ein wenig ungläubig, als könne sie noch immer nicht fassen, dass ihr das eigene Gehirn so einen miesen Streich gespielt hat. Als hätte sich das Wort „Anpassung“ wie ein Virus unbemerkt in ihren Organismus geschlichen. Sie berichtet von einer Frau, die ihr kürzlich anvertraut habe, dass sie sich in ihrem Bürojob nur ernst genommen fühle, wenn sie während der Arbeit Jeans und T-Shirt trage. Die kleine Anekdote bringt eine ungewöhnlich direkte Laura Marling zum Vorschein. Ihr Ratschlag für alle Menschen mit ähnlichen Komplexen: „Zieh dich an, wie du willst, egal ob du Titten hast oder einen Schwanz!“
All diese Einsichten sind das Resultat von Monaten und Jahren schmerzlicher Reflexion, durch die schließlich auch die vermeintlich totale Freiheit im Joshua Tree Park ihren Glanz verlor. Plötzlich bekam ihre Einsiedlerromantik Risse. Es ist die alte Geschichte der zerschossenen Hippieträume, vom Ausgebranntsein, von dem so viele Songschreiber ein Lied singen können und gesungen haben. Wer sich das als schillernde Explosionen wie in Michelangelo Antonionis „Zabriskie Point“ vorstellt, irrt. Marlings inneres Elend ähnelte vielmehr einer Implosion, bei der die Schönheit der Landschaft zum grellen Spiegel der Selbstzweifel wurde. „Ich konnte nie verstehen, warum manche Menschen sich so sehr vor der Einsamkeit fürchten“, sagt sie, „bis ich eines Morgens im Joshua Tree Park aufwachte und mir komplett bedeutungslos vorkam.“
Dieses lähmende Gefühl der Bedeutungslosigkeit war es, das sie zurück in die Stadt trieb. Sie las, besuchte Literatur- und Yogakurse und beschäftigte sich mit Mystizismus. Neben Alejandro Jodorowskys rituellen Akten zur Selbstbefreiuung und Heilung und den Kunstanalyse-Essays der amerikanischen Schriftstellerin Chris Kraus waren es die Gedichte von Rainer Maria Rilke, die Marling neuen Halt gaben. Fasziniert von dessen gebrochener Biografie – bis zu seinem sechsten Lebensjahr wuchs Rilke in Mädchenkleidern auf, da seine Mutter den Tod ihrer Tochter kompensierte, indem sie deren Rolle auf den Sohn projizierte – verschlang Marling all seine Gedichte. „So erfuhr ich alles über seine Perversionen“, erklärt sie. „Seine Poesie ist so wundervoll sonderbar, weil er eben diese merkwürdige Vorstellung von Weiblichkeit hatte. Ich fand das ermutigend, dass er so ein weirdo war.“
Schließlich bewarb sie sich unter einem anderen Namen sogar bei einem New Yorker Center für kreatives Schreiben. Die geforderten Arbeitsproben und Veröffentlichungen fälschte sie kurzerhand – und wurde, wie sie versichert, zum ersten Mal in ihrem Leben abgelehnt. Zurück im Moloch L.A., ergriff die einst so geliebte Isolation wieder Besitz von ihr. Ohne wirklichen Job in der Hölle der Produktivität, in der jeder Bekannte und Freund irrsinnig kreativ und busy ist und drauf und dran, das nächste superinnovative Start-up zu gründen, in der Sharing bereits in jede DNA eingepflanzt ist und Partizipation zur unausgesprochenen Pflicht mutiert, dämmerte Marling, dass sie in etwa so willkommen war wie ein illegaler Flüchtling. Die Fassade der oft gepriesenen amerikanischen Freundlichkeit war gefallen, und übrig blieb das trotzige Antlitz allumfassender Konkurrenz. Dieses Klima schlug sich unweigerlich in ihren Songs nieder. „Living here is a game I don’t know how to play“, konstatiert sie in „Don’t Let Me Bring You Down“ und fragt: „Are you really not anybody until somebody knows your name?“ Man schwimme entweder auf der Erfolgswelle mit oder werde unter ihr begraben. Nicht gerade optimale Bedingungen für eine Künstlerin, die sich in einer psychischen Krise befindet und deren Mitteilungsdrang im besten Sinne von vorgestern ist. Aber letztlich schärften die Extreme ihren Willen. Am Ende ihres amerikanischen Abenteuers kehrte sie L.A. ohne Reue den Rücken und ging nach London zurück.
Wenn man „Short Movie“ jetzt hört, ist es, als hätten all das Glück und die Verzweiflung, all die gescheiterten Beziehungen, die Isolation und die Selbsttäuschungen sie nur stärker gemacht. Als wäre sie die ganze Zeit über konsequent ihren Weg gegangen, als wäre ihr Credo tatsächlich, aus jeder Erfahrung das Maximum zu ziehen und weiterzumachen. Als hätten all die Rückschläge und all das Hadern sie erst an den Punkt gebracht, an dem sie sich aus der Deckung wagte, sich nicht mehr hinter ihrem Talent versteckte, all ihr Können in die Waagschale warf. Vielleicht flackern ja deshalb überall in den neuen Stücken Marlings Vorbilder und Vorläuferinnen auf, von Joni Mitchell über Rickie Lee Jones bis Suzanne Vega. Und vielleicht singt sie deshalb so befreit wie nie. Mal klingt sie wie eine zärtliche PJ Harvey, mal abgeklärt-lasziv wie Chrissie Hynde. Auf Letztere angesprochen, stimmt sie kurz den Pretenders-Hit „Don’t Get Me Wrong“ an, macht eine Pause, lächelt und sagt: „Ich mag ihre Bissigkeit. Sie ist auf eine coole Art unglaublich aggressiv.“
Ansonsten macht Marling kaum einen Hehl daraus, dass sich ihr Geschmack wenig verändert hat. Vor einigen Jahren behauptete sie in einem Interview, lediglich Musik zu hören, die zwischen 1969 und 1972 aufgenommen wurde. „Das war die Phase, in der die Rockmusik erwachsen wurde“, sagt Marling und schwärmt überraschenderweise ausgerechnet von Led Zeppelin. „Ich versuche oft, mir vorzustellen, wie es wäre, auf diesem Level zu spielen.“ Aber Led Zeppelin? Ernsthaft? Ist das nicht die Verkörperung von rockistischem Breitbeinertum? „Klar waren die einer sehr phallischen Vorstellung von Rock’n’Roll verpflichtet. Doch die Zeit war eine metrosexuelle. Männer trugen damals Plateauschuhe und lange Haare.“ Auch unter jungen Musikern schätzt sie vor allem diejenigen, die jene Ära in die Gegenwart transferieren, etwa die Neo-Psychedeliker von Tame Impala oder die Hippie-Reinkarnation Jonathan Wilson. Diese Vorliebe, die ihr quasi mit der väterlichen Erziehung eingeimpft wurde, sei zugleich Fluch und Segen. Aber im Vergleich zu den meisten anderen Songschreibern ihrer Generation verliert Marling sich nicht im Geflecht aus Zitaten und Referenzen. Sie schielt nicht bloß wehmütig in die Vergangenheit, ist keine Gefangene der Manierismen einer verblassten Glorie wie so viele Folk-Niedlichkeiten à la First Aid Kit, die dazu verdammt scheinen, die immer gleichen Muster und Erkennungssignale zu wiederholen. Stattdessen begreift sie die Wurzeln ihrer Lieder schlicht als naturgegeben und schöpft aus dieser Erkenntnis einen neue, unverbrauchte Freiheit. Ganz so, als müsste sie auch nicht ständig die Luft zum Atmen erwähnen, die sie benötigt, um einen Fuß vor den anderen zu setzen und ein Tonstudio zu betreten. Das ergab sich einfach so, in den Londoner Urchin Studios, wo sie mit einigen treuen Wegbegleitern, darunter Cellistin Ruth de Turberville, Bassist Nick Pini und Tom Hobden an der Violine, „Short Movie“ aufnahm und selbst produzierte. Schlagzeuger Matt Ingram stellte praktischerweise gleich das Studio. „Ich hatte lediglich einen sehr großen Stuhl im Regieraum“, tiefstapelt Marling. Denn schon die Demos hätten einen so guten Klang gehabt, dass es „keinen richtigen Produzenten brauchte“. Die roheren, bandorientierten Stücke seien eine Folge der vielen Solokonzerte. „Ich suchte die Gemeinschaft und genoss es, endlich wieder mit anderen Musikern in einem Raum zu sein.“ Einzig das Budget schränkte dieses Freispiel ein. Die Zeiten, als Songschreiber von ihrem Format sich mal eben locker in einem üppig ausgestatteten Studio in Manhattan einmieten konnten, liegen Jahrzehnte zurück. Marling hat die Hoffnung darauf jedoch noch nicht aufgegeben: „Irgendwann werde ich anfangen zu sparen“, prophezeit sie, „und werde mir ein ganzes Orchester leisten. Oder ich heirate jemanden mit viel Geld.“
Dass sie selbst auch nicht gerade unter ungünstigen Voraussetzungen angefangen hat, ist ihr in den USA bewusst geworden. „Es war extrem demütigend zu sehen, wie schwer es dort ist, überhaupt eine Chance zu kriegen. Man kann mit einem riesigen Talent gesegnet sein und trotzdem niemals gehört werden. Und wenn man dann die Leute sieht, die auf der Straße gelandet sind und Drogen nehmen, um die Last ihres Schicksals etwas erträglicher zu machen, beschleicht einen die Angst, dass es einem schnell genauso gehen könnte.“ Zumal Scheitern in Marlings Karriere bisher nicht vorgesehen war. „Da, wo ich herkomme, ist nicht gerade viel los. Dennoch bekam ich früh die Gelegenheit, aufzunehmen und Konzerte zu spielen. Alles, was ich tun musste, war, meine Gitarre umzuhängen und zu singen.“ Tatsächlich lief das meiste im Rückblick wie am Schnürchen. Ein kurzes Intermezzo als Backgroundsängerin bei den New-Folkies von Noah And The Whale im Jahr 2008 ließ sie ebenso rasch hinter sich wie die kurzen Beziehungen mit Charlie Fink und Marcus Mumford. Ihr zweites Album hieß bereits „I Speak Because I Can“ (2010), ein Statement, das in Sachen Emanzipation und dem Wunsch, sich über die eigene Gefühlswelt im Klaren zu sein, nichts mehr zu tun hatte mit dem Herumgestocher im trüben Metaphernwald der Befindlichkeiten, wie ihre Ex-Partner es bisweilen praktizieren. Und ihre Diskografie füllt sich mit einer Regelmäßigkeit, die den Blutdruck von Plattenfirmenbossen in die Höhe katapultieren dürfte. Fünf Alben in sieben Jahren. „Das ist mein normaler Output“, sagt Marling schulterzuckend. Im Angesicht einer Musikindustrie, die von Angst und Geld und der Angst, Geld zu verlieren, dominiert wird, kommt sie zu einem beeindruckend nüchternen Schluss: „Es gibt ja kaum noch diese Albtraum-Musiker, die Heroin nehmen oder extrem alkoholabhängig sind – weil jeder Angst hat, durchs Raster zu rutschen. Wir müssen Profis sein, weil niemand sonst uns helfen wird.“
Sich selbst helfen, zu sich selbst finden, um den wahren Wert der eigenen Leistung zu erkennen: das ist eines der zentralen Themen auf „Short Movie“. „I feel in my fingers that I’m one with something divine“, heißt es im Song „Divine“, durchaus im Widerspruch zu der eher rationalen Einstellung, die sie noch bis vor Kurzem gegenüber ihrer eigenen Kreativität hegte. Aber es liege doch etwas Göttliches darin, wie ihre Songs aus dem Nichts entstünden und ihren Körper mit Inhalt füllten.
Und so füllen auch wir unsere Körper mit diesem Inhalt, der es uns erlaubt, hinabzutauchen im Ozean der Möglichkeiten, auf den Grund der zerbrochenen Träume, der Laurel Canyon nicht mehr als eine vergilbte Fotografie. Es ist, als ob wir noch ein letztes Mal ins Paradies blickten, kindlich staunend und entsetzt darüber, wie weit entfernt wir davon sind.