Laura Gibson

Dass Laura Gibson ihr neues Album in zwei Teile teilt, ist eine Hommage an die Schallplatte, aber nicht nur. Die Sängerin und Gitarristin aus Portland beschäftigt sich auf „ßeasts Of Seasons“ mit Leben und Tod, mit Gemeinsamkeit und Einsamkeit – und trennt ihr Repertoire entsprechend in „Communion Songs“ und „Funeral Songs“. „Das Thema hing in meinem Freundeskreis irgendwie in der Luft“, erklärt sie, „ich wollte es aufgreifen und auf meine Art Hoffnung im Angesicht der Sterblichkeit finden.“ Die schwermütigen Gedanken setzt sie, ganz leise flüsternd, in Folk und Americana um. Gibson erinnert wegen der gebrochenen Jazz-Phasierungen an Simone White, aber auch an die frühe Jolie Holland. Für die von Tucker Martine (Decemberists, Laura Veirs) erdfarben, geheimnisvoll und ätherisch produzierte Platte stellen diverse Bands aus Portland das Personal – von Menomena bis zu den Decemberists.

Stadt oder Land?

Ich bin in Coquille aufgewachsen, einer Kleinstadt am Pazifik, fünf Stunden von Portland entfernt. In der Stadt ging es hauptsächlich um Holz und Waldarbeit, mein Vater war eine Art Aufseher, der Wächter des Waldes. Wir waren vom Wald umgeben, das hat mich geprägt. Portland ist ein Kompromiss, aber ich suche mir meinen Ausgleich. Im Moment arbeite ich viel im Garten von Laura Veirs – im Gegenzug bringt sie mir einige alte Blues-Songs auf der Gitarre bei.

Berg oder Tal?

Die Berge geben mir Perspektive, einen Überblick über die Dinge. Wir haben in der Nähe von Portland den unglaublich schönen Mount Hood, zu dem ich oft fahre. Ich schwimme in den Flüssen, gehe durch die Wälder, es ist wunderbar.

Schicksal oder Zufall?

Ich kann nicht anders, als das Schicksal zu wählen. All diese Dinge – Glauben und Gott und so weiter – sind für mich ein Mysterium, ich habe kaum Antworten. In meinem Songwriting gibt es aber diese Idee von Spiritualität und davon, dass das Leben irgendwie zusammenkommt. Diese Ideen sind wie Fenster, durch die man mit Hilfe eines Liedes blicken kann.

Zusammen oder allein?

Beides. Ich bin jemand, der viel Zeit mit sich allein braucht, um die Welt zu verstehen, um zu leben und zu atmen und neue Energie zu schöpfen. Aber natürlich bin ich auch viel mit Menschen zusammen. Wie soll es anders sein? Portland ist voll von wunderbaren Menschen.

Ewigkeit oder Sterblichkeit?

Es kommt mir so vor, als wäre beides das gleiche. Ich entscheide mich für die Ewigkeit, weil sie sich… leichter anfühlt. Wenn es ums Sterben geht, hat das immer mit Trauer zu tun.

Frühling oder Herbst?

Herbst. Der Geruch in der Luft ist so schön. Ich liebe es, den Dingen dabei zuzusehen, wie sie langsamer werden, aber auch zu wissen, dass sie wiederkommen. Wenn im Herbst in Portland die Äpfel reif werden, das ist eine magische Zeit.

London oder New York?

London. Ich habe immer in den USA gelebt, hier ist nichts richtig alt. Es reizt mich, in einer Stadt zu wohnen, die in der Zeit verwurzelt ist.

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