Kaum einer wird „Late Night Berlin“ vermissen
„Danke, Ende“, so kündigte Klaas Heufer-Umlauf an, in Zukunft auf „Late Night Berlin“ verzichten zu wollen. Das ist schon besser so.

In der überraschend letzten Folge von „Late Night Berlin“ sagte Klaas Heufer-Umlauf selbstkritisch zum Abschied: „Ich habe den Eindruck, es ist besser, man merkt das selbst, als wenn irgendwann die Tür aufgeht und dann steht da einer von ProSieben und sagt einem das.“
Gekündigt wurde dem Comedian also nicht, auch wenn die Einschaltquoten in den letzten Monaten rapide sanken. ProSieben ist ja stolz auf Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt. Gerade erst startete mit „Ein sehr gutes Quiz (mit hoher Gewinnsumme)“ eine weitere Show des Duos, das in einem immer gleichförmiger werdenden Privatsender-Programm immerhin für Innovationen sorgt. Auch wenn der Titel hier schon Überdruss erkennen lässt.
„Late Night Berlin“ war eher eine Late-Night-Simulation
Joko und Klass könnten überall hin gehen und ihre Kaspereien machen, das weiß auch ProSieben. So erduldeten sie womöglich auch deswegen, dass eine von Anfang an bräsige Late-Night-Simulation einfach Jahre lang vor sich hin flimmern durfte.
Klaas Heufer-Umlauf ist ein umsichtiger Moderator, er kann ganz ordentlich schauspielern und manche seiner Witze zünden sogar. Aber das reicht nicht für eine Show, die im Spätabendprogramm Reize setzen muss, um wahrgenommen zu werden.
Gewiss darf angenommen werden, dass der Moderator Harald Schmidt zum Vorbild genommen hat und womöglich auch den einen oder anderen US-Talker seiner Generation. Aber ehrlich gesagt: Kaum eine Aktion von „Late Night Berlin“ ist hängen geblieben. Vieles war, wie man es eben auch in anderen Formaten zu sehen bekommt.
Die frotzeligen Plaudereien mit Sidekick Jakob Lundt mögen zwischenzeitlich ein angenehmer Zeitvertreib gewesen sein. Aber erzeugten sie jemals ein Wohlgefühl, der Unterhaltung zweier spitzfindiger Gesellschaftsbeobachter teilzuhaben? Eher nicht.
Klaas Heufer-Umlauf taucht überall auf
„Late Night Berlin“ kopierte ein Sendekonzept, das früher einmal für Furore sorgte, als das Fernsehen alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Es ist trotz mancher infantiler Ausflüge im Grunde ein erwachsenes Gebilde, das viel Vertrauen und Pflege benötigt. Das widerspricht schon im Ansatz der Hyperventilation des Internet-Zeitalters.
Late-Night-Moderatoren machen das im Hauptjob und nicht neben zig anderen Shows. Sie werden zu Vertrauenspersonen für ihre Zuschauer. Heufer-Umlauf konnte nie wirklich den Eindruck erwecken, dass seine Sendung mehr ist als eine Werbeplattform mit ein paar ulkigen Kalauern und eh schon für Kurzclips im Internet produzierten Aktionen. So ließ Stefan Raab einst auch „TV Total“ zur Randnotiz verkommen.
Wie Jan Böhmermann fehlt dem Komiker zudem die Lust, sich auf das Late-Night-Handwerk einzulassen. Immer hat man das Gefühl, dass der Stand-Up-Teil lieber schnell vorbeigehen sollte. Am Tisch doziert es sich besser. Das ist dann doch zu wenig für markante Comedy.