Diese Doku zeigt den ganzen Horror der Corona-Pandemie
„The Last Cruise“ (HBO) schildert minutiös den Ausbruch des neuartigen Erregers auf dem Kreuzfahrtschiff Diamond Princess.
Eingesperrt auf einem gigantischen Kreuzfahrtschiff bei bester Verpflegung und Bordanimation – das ist für viele Menschen keine schreckliche Vorstellung. Viele bezahlen dafür auch noch sehr viel Geld und besichtigen so noch nebenbei die Welt. Doch für die Passagiere der Diamond Princess erwies sich ihre Fahrt im Januar und Februar 2020 als ein Albtraum.
Die neue HBO-Dokumentation „The Last Cruise“ (startet in den USA und auf HBO Max am 30. März) zeigt in bedrückenden Bildern, wie sich auf dem Schiff innerhalb kürzester Zeit das gerade erst der Öffentlichkeit im Zusammenhang mit einem damals als lokal bezeichneten Ausbruch in China vorgestellte neuartige Coronavirus ausbreitete.
Das im japanischen Yokohama im Hafen festgesetzte Schiff, bei dem die Menschen sofort unter Quarantäne gesetzt wurden, entwickelte sich schnell zum unheimlichen Symbol für die verheerenden Folgen der daraufhin in kürzester Zeit global festgestellten Ausbreitung des zuvor unbekannten Erregers.
Über 700 Infektionen an Bord
Das Schiff war im Januar in Japan in See gestochen und in der Folge bis zum 26. Februar für mehr als die Hälfte aller dokumentierten COVID-19-Fälle außerhalb Chinas verantwortlich, mit über 700 infizierten Menschen an Bord. Später wurde Kritik an der Quarantänemaßnahme geübt, weil viele Infektionen erst durch die Konzentration auf engstem Raum möglich waren. Eine Isolation außerhalb des Kreuzfahrtschiffs wäre den Experten nach wesentlich zielführender gewesen.
Regisseurin Hannah Olson hat nur wenige Tage, nachdem der Fall bekannt geworden ist, angefangen zu recherchieren. Sie sammelte alle Informationen der Kreuzfahrer in den sozialen Medien und sprach später mit vielen Beteiligten. Die Doku veranschaulicht mit vielen bestechenden Aufnahmen von Handykameras, mit wie wenigen Informationen die zum Teil schwer erkrankten Passagiere auf dem Schiff versorgt wurden. Die Menschen wurden 14 Tage in ihren Kabinen festgehalten und galten anschließend als einige der ersten, die statistisch positiv auf das Coronavirus getestet wurden.
Was „The Last Cruise“ so eindringlich macht, ist die Schilderung eines trotz Ausnahmezustands weiterlaufenden Betriebs auf der Diamond Princess. Die zu großen teilen unterbezahlte Besatzung kümmerte sich weiter wie gewohnt um die zahlenden Gäste und viele von ihnen steckten sich so erst mit dem Coronavirus an. Das Schiff wird, so zeigt es die Regisseurin dieses dokumentarischen Kammerspiels, auch zu einem Forschungsstätte, bei der die sozialen Implikationen der Verbreitung schon offensichtlich wurden.
Zugleich zeigen die Filmbilder, wie bereits nach kürzester Zeit Masken getragen werden und entsprechende Hygienemaßnahmen vorbereitet wurden. Die Dokumentation deutet an, dass offenbar wesentliche Informationen über die Verbreitung des Erregers über die Luft bereits längst zur Verfügung standen (Maskenpflicht galt dennoch in vielen Ländern der Welt nicht vor Ende April, als sich das Coronavirus bereits weit verbreitet hatte).