Kritik: Timothée Chalamet singt Bob Dylan
Timothée Chalamet hat sich für „A Complete Unknown“ zwei Lieder aus den Jahren 1963 und 1965 anverwandelt. Ist das gelungen?
Vielleicht wird Timothée Chalamet der erste Schauspieler sein, der einen Oscar für die Anverwandlung einer Stimme bekommt. Noch bevor wir ihn als Bob Dylan in „A Complete Unknown“ sehen, hören wir, wie er „Girl From The North Country“ singt und „Like A Rolling Stone“, einen sehr guten Dylan-Song und seinen allerbesten. Es gibt zahllose Dylan-Imitationen, sogar John Lennon war es nicht zu albern, eine näselnde Parodie aufzunehmen. Aber Chalamet muss den Dylan von 1963 bis 1965 realistisch nachahmen. Er hat hier gar nichts zu interpretieren.
Und er interpretiert nicht. Die phänotypische Ähnlichkeit mit dem harlekinartigen Dylan jener Zeit ist frappierend, aber man hat sich bei Biopics daran gewöhnt, dass die Akteure in verblüffender Weise den Vorbildern entsprechen.
„Like a Rolling Stone“:
„Girl from the North Country“:
Angeklebte Nasen braucht es nicht. „Girl From The North Country“ erschien im Mai 1963 auf „The Freewheelin’ Bob Dylan”, der Platte mit dem Coverfoto, auf dem Dylan mit Suze Rotolo auf der Straße geht. Im Jahr 1969 nahm Dylan das Stück als Duett mit Johnny Cash für „Nashville Skyline“ auf. Chalamet singt das Lied quecksilbrig mit Monica Barbaro, die eine sehr helle Stimme in der Art von Joan Baez hat. „Like A Rolling Stone“ rollt und kirmesorgelt in der „Newport-Version“ von 1965, also der ewig gültigen.
Well done, Timothée! Jetzt freuen wir uns auf „A Complete Unknown“.
Der Soundtrack erscheint am 25. Dezember, der Film kommt am 27. Februar in die deutschen Kinos.