Kritik „Spiders“: Auch Banlieue-Bewohner können giftig sein

In „Spiders – ihr Biss kann tödlich sein“ wird klar: Spinne und unterprivilegierter Vorstädter werden nur nach ihrem Aussehen beurteilt

Von allen „Creature Features“ sind die „Creepy Crawlies“ (warum gibt es eigentlich im Deutschen keine Reime mit Genre-Namen?) die gemeinsten. Dass der mörderische Konflikt im Tierhorror allein durch den Einbruch des Menschen in den Lebensraum des Tieres entsteht, ist ein klassisches Schema. Die Spinne aber ist besonders reizvoll, weil sie ihre neue Umgebung mit ihren Spinnweben dekoriert, und, anders als Bruce, der Weiße Hai, nur angreift, wenn sie provoziert wird. Sie gestaltet ihre Umgebung mit der Aussicht auf Koexistenz neu. Ist also nicht vielmehr der Mensch das Problem?

Daran erinnert Sébastien Vaniček in seinem neuen Film, in dem eine afrikanische Giftspinne, von ihrem Neubesitzer Rihanna getauft, ihren Weg vom Pariser Exotika-Geschäft in die Banlieue findet, sich rasend vermehrt, ein Hochhaus von innen durchwebt und die Bewohner sich ihren Weg nach draußen kämpfen müssen. Denn die Polizei hat die Mieter, die auf der sozialen Leiter ganz unten stehen, nur allzu gern in der Arachniden-Brutstätte eingeschlossen.

Trailer „Spiders“:

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Der kämpferische Zusammenhalt von Menschen verschiedener Ethnien, die an den Rand gedrängt und als Versager abgestempelt werden, die Gefahren der im Zuge von Globalisierung weltweit verfrachteten Wildtiere, dazu die Gentrifizierung selbst in Trabantenstädten – die Konzepte von Regisseur Vaniček sind vielleicht etwas größer als sein Werk, das letztlich Action-Szenen mit digitalisierten, also nicht lebensecht erscheinenden Spinntieren aneinanderreiht.

Auch dieser junge Filmemacher strebt den neumodischen „elevated horror“ an, will seine Monster als Analogie für gesellschaftliche Umbrüche verstanden wissen. Hier sind die Spinnen nicht nur Spinnen, zur falschen Zeit am falschen Ort. Giftiges Kleintier und Banlieue-Bewohner, befindet Sébastien Vaniček, teilen eine Gemeinsamkeit: Sie werden nur nach ihrem Aussehen beurteilt und als gefährlich abgestempelt (Plaion Pictures).

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